"Oman ist vielseitig und deshalb beratungsintensiv.“

Herr Bandara, welches sind die drei größten Denkfehler bei einer Beratung zu Oman?

Tobias Bandara: Viele setzen Oman mit den Vereinigten Arabischen Emiraten gleich, aber es gibt doch einige Unterschiede. Das Sultanat ist die drittgrößte Nation auf der Arabischen Halbinsel und ein starker Bewahrer von Traditionen. Vor allem die Hauptstadt Maskat steht im klassischen Gegensatz zu anderen Zentren in der Region, kein Gebäude darf dort höher als neun Stockwerke sein. Eine Skyline gibt es dort also nicht. Ein zweiter Punkt: Man darf von Seiten des Counters nicht davon ausgehen, dass sich der Kunde mit Oman auseinandergesetzt hat und genau weiß, was er will. Oman ist ein vielseitiges Reiseziel mit einer Vielfalt an unterschiedlichen Produkten und deshalb beratungsintensiv, man sollte sich vorbereiten. Das bringt mich zum dritten Punkt: Nicht unbedingt wird vom Kunden direkt nach Oman als Destination gefragt. Mit eben der Fülle an Möglichkeiten, die das Land bietet, bin ich mir sicher, dass Reisebüromitarbeiter hier für jeden Kunden fündig werden. Bestenfalls Oman einmal selbst bereisen!

Welche Punkte sollte man bei einer Beratung zu Oman beachten?

Jeder Mensch möchte in erster Linie Sicherheit in seinen Entscheidungen. Und auch vor Ort. Oman zählt zu den sichersten Ländern weltweit. Daher sollten Reisebüromitarbeiter sich mit den Besonderheiten des Landes gut auskennen: Wo liegt Oman? Wie komme ich an? Es gibt nicht nur Direktflüge der nationalen Fluggesellschaft Oman Air ab Frankfurt und München, sondern auch andere Airlines bieten gute Verbindungen in die Region. Dann natürlich: Wie bewege ich mich im Land? Oman ist zunächst einmal ein sehr sicheres Reiseziel, aber auch recht groß. Eine Rundreise kann man getrost mit dem Mietwagen in Eigenregie machen. Auch eine geführte Rundreise ins Landesinnere, bei der man die Bergregion, die Wüste, alte Städte und Dörfer, tolle Strände und vieles mehr kennenlernt, lohnt sich immer. Und natürlich auch ein reiner Badeurlaub. Außerdem sollten sich Reisebüromitarbeiter mit der Kultur des Landes vertraut machen: Gibt es Kleidungsvorschriften, wie reagieren die Einheimischen auf Touristen?

Welche drei Gründe sprechen für Oman und sind Verkaufsargumente?

Natürlich die landschaftliche Vielfalt mit einem Anteil an der größten zusammenhängenden Sandwüste der Welt, Gebirge, einer über 3.000 Kilometer langen Küste und dem tropischen Süden. Dazu eine 5.000 Jahre alte Kultur, die in Ehren gehalten und auch im Alltag gelebt wird, mitsamt einer wahnsinnig umfangreichen Gastfreundschaft. Dazu kommt die Infrastruktur mit einem gut ausgebauten Straßennetz, was für Selbstfahrer und Rundreisende wichtig ist. Eine lange Fahrt abkürzen könnte man aber auch mit einem Inlandsflug, nachdem man den Norden bereist hat. So kommt man bequem in den Süden und nimmt noch eine tropische Auszeit, mit einer Kokosnuss in der Hand, sowie einem Mango- oder Papaya-Smoothie, denn auch diese Früchte wachsen dort.

Für wen ist Oman ein ideales Reiseziel?

Das Land eignet sich eigentlich für jeden. Naturliebhaber, Abenteuerlustige, Kulturfans, Erholungssuchende, Sportler und Aktivreisende: Oman bietet für jeden etwas. Der Mix macht es aus. Sich einmal trauen, ein paar Tage etwas erleben und dann aber auch entspannen.

Für wen wäre es nichts?

Oman hat ein großes und umfangreiches Kultur- und Eventangebot im gesamten Land. Für Partysuchende wäre es allerdings nicht ganz ideal.

Oman ist ein islamisches Land. Was bedeutet das für Reisende, vor allem für Frauen?

Reisende haben dadurch keinerlei Einschränkungen. Ausnahme wäre vielleicht der Fastenmonat Ramadan, wenn sich das lokale Leben erst nach Sonnenuntergang abspielt. Aber dieser Zeitraum ist mit all seinen Facetten meiner Meinung nach keine Einschränkung, sondern eher eine total spannende Zeit. Frauen können sich in Oman komplett frei und sicher bewegen. In Ibra, nahe der einstigen Hauptstadt Nizwa, gibt es einmal wöchentlich beispielweise einen reinen Markt von und für Frauen. Ein echtes Spektakel.

Welches ist die beste Reisezeit für Oman?

Im Endeffekt gibt es zwei verschiedene Reisezeiten. Die Hauptreisezeit umfasst die Monate Oktober bis April oder Mai, also den mitteleuropäischen Herbst, Winter und Frühling. Dann herrscht ein sommerlich mediterranes Klima. In unseren Sommermonaten kann es fast überall sehr heiß werden, wobei die südliche Provinz Dhofar dann durch den Monsun, den sogenannten Khareef, angenehm abkühlt. Eine tolle Zeit, da sich durch die Feuchtigkeit die ganze Region subtropisch bis tropisch und in grüne, saftige Landschaften verwandelt.

Wie lange ist die ideale Reisedauer?

Um ausreichend etwas vom Land und den Leuten mitzubekommen, würde ich mindestens eine Woche Rundreise empfehlen. Da das Land ja ziemlich groß ist, sind zehn Tage sogar noch besser, um dann noch ein paar Tage am Strand zu entspannen.

Was sollte man für einen passenden Ersteindruck unternehmen?

Auf jeden Fall ein paar Tage in Maskat verbringen, um die Märkte, die Museen und das Leben in der Großstadt kennenzulernen. Von dort kann man auch Sternfahrten unternehmen, beispielsweise in die Wadis oder zur Daymaniyat-Inselgruppe, um zu schnorcheln. Ich würde aber auch das Landesinnere wie die Stadt Nizwa empfehlen, wo freitags der größte Tiermarkt Omans stattfindet, mit Händlern aus dem ganzen Land. Wenn man noch etwas absolut Außergewöhnliches erleben will, sollte man einen Abstecher mit Übernachtung in die Sandwüste Rub al-Khali im Süden des Landes machen.

Das Gespräch führte Sven Schneider

Lesen Sie mehr über das Reiseziel in der Themenwoche Oman auf Reise vor9 und Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.