18. Mai 2024 | 02:38 Uhr
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Was müssen Expis über Québec wissen, Monsieur Poulalier?

Québec ist eine Spielwiese der Natur. Viele denken, ohne Französisch kommt man dort nicht weiter, was aber gar nicht stimmt, stellt Jérôme Poulalier von der Agentur Global Communication Experts klar. Er vertritt Québec auf dem deutschen Markt und verrät, was Reisebüros über die kanadische Provinz wissen sollten.

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Die kanadische Provinz Québec ist riesig und wie im Zec des Martres ein Paradies für Wanderfreunde

Die Provinz Québec ist vielen deutschen Reisebüros weniger bekannt. Warum sollten sie sich mit der Provinz beschäftigen?

Québec ist die größte Provinz des Landes und ein enorm vielfältiges Traumziel. Egal ob im Sommer, zum Indian Summer im Herbst oder mitten im rauen, aber oft sonnigen Winter – ein Roadtrip hierher macht einfach glücklich. Dafür eignet sich die Provinz mit ihrer Verkehrsinfrastruktur, den vielen Nationalparks und der Weite einfach perfekt. Zudem ist Québec von Frankfurt aus bequem in zirka acht Stunden erreichbar – das heißt, der Flug ist genau so lang wie nach New York.

Was sind die größten Denkfehler von Reisebüros über Québec?

Der Irrglaube, dass man in Québec ohne Französisch-Kenntnisse aufgeschmissen ist. Das ist falsch und trifft höchstens in abgelegenen Regionen zu. Unser wichtigster Markt sind die USA, und die Amerikaner sprechen in der Regel noch weniger Französisch als die Deutschen. Zweitens: Generell sollte man die Distanzen im Land bei der Planung berücksichtigen und viel Zeit für eine Reise einplanen. Auch planen Reisebüros eher den Sommer, aber da ist es dann schon recht voll. Die Nebensaison sollte man deswegen bei einer Beratung immer im Blick haben.

Was sollten Expedienten auf jeden Fall noch wissen?

Die Destination ist sehr gut organisiert, was die touristische Infrastruktur angeht. Vor Ort ist es sehr einfach, seinen Weg zu finden. Und man sollte den St. Lorenz-Strom, seine Bedeutung und seine Möglichkeiten kennen. Er ist die historische Lebensader der Provinz und verbindet Montréal mit Québec City. Viele Besucher orientieren sich deshalb bei ihrer Reise am Fluss. Wir empfehlen die zahlreichen thematischen Routen, die es ermöglichen, links und rechts das unbekannte Québec zu entdecken.

Was sind die drei wichtigsten Verkaufsargumente für Québec?

Die Gastfreundschaft der Québecer, die ist extrem. Nicht ohne Grund lautet unsere Brand "Bonjour Québec", die die Verbundenheit der Québecer mit der französischen Kultur ausdrückt. Dazu die Besonderheit der Natur, die nicht nur unsere Städte und Landschaften geformt hat, sondern niemals weit weg ist. Die arktischen Inseln im Norden und der St. Lorenz-Strom im Süden, dazu Gletscher, Torfland, Seen und Flüsse, die das Land prägen. Aber ich hab noch einen vierten Grund: Unsere Kultur ist einzigartig und unterscheidet sich von allen anderen in Nordamerika.

Welche touristischen Möglichkeiten haben Urlauber in den jeweiligen Jahreszeiten?

Außerhalb des schneereichen Winters sind zu jeder Jahreszeit Roadtrips gut machbar und werden von den Urlaubern auch am liebsten unternommen. Dazu kommen noch Outdoor-Themen wie Wandern, wir haben wahnsinnig viele Hiking-Routen. Im Gegensatz zum Westen Kanadas leben in Québec keine gefährlichen Tiere wie Grizzlys, Wandern ist sicher. Oder Fahrradfahren: Québec besitzt ein Radwegenetz von mehr als 12.000 Kilometern, und es gibt ein dichtes Netz an Verleihstationen, auch für E-Bikes. Auch im Winter kann man vieles in der Natur machen, ob Skifahren, Schneeschuhwandern oder mit Schneemobilen durch die Natur fahren. Letztere gibt es auch in einer umweltschonenden Elektroversion. 

Sie sprachen die Größe der Provinz bereits an. Wie viel Zeit sollte man für einen Urlaub einplanen?

Aufgrund der Distanzen sollten es schon mindestens drei Wochen sein. In der Zeit kann man sich sowohl die großen Städte wie Québec oder Montréal ansehen als auch die Natur entdecken.

Gibt es touristische Trends? Was steht bei deutschen Urlaubern hoch im Kurs?

Definitiv das Thema Roadtrip, das wollen die meisten machen. Immer beliebter wird zudem die Übernachtung inmitten der Natur gelegenen Blockhütten, den Pourvoirie. Sie eignen sich ideal, um neben dem Logieren noch auf Tierbeobachtungstouren zu gehen, was neben Wandern sehr beliebt ist. Und die Hotellerie in den großen Städten ist sehr hochwertig – eine tolle Abwechslung, wenn man zuvor in der Wildnis in einer Pourvoirie übernachtet hat.

Welche Rolle spielt indigener Tourismus für deutsche Urlauber?

Die deutschen Besucher sind sehr an der lokalen Kultur und Geschichte interessiert. Das Thema "Indigene Bevölkerung" ist bei vielen bereits bekannt. Derzeit findet man auf unserer Website viele Unternehmen, die indigene Programme und Touren anbieten und das Angebot wächst. Indigene Abenteuer sind mittlerweile auch bei vielen deutschen und kanadischen Veranstaltern buchbar.

Auf Selbstfahrer warten viele Nationalparks. Welche können Sie empfehlen?

Natürlich alle 24, die wir haben. Jeder Park hat seine eigene Identität und seinen eigenen Charakter. Mein Lieblingspark ist La Mauricie in der Region links des St. Lorenz-Stroms, zwischen Montréal und Québec City. Dort gibt es viele Wälder und Seen, eine intakte Natur.

Was ist Ihr Lieblingsort in Québec?

Ich bin ein großer Fan der Gaspésie-Halbinsel, die zur Mündung mit dem St. Lorenz-Golf verläuft. Insbesondere die Küstenstraße und der spektakuläre Nationalpark mit seinen Möglichkeiten zur Tierbeobachtung überzeugen mich immer wieder. Egal zu welcher Jahreszeit.  

Jérôme Poulalier ist Director Trade and Mice bei der Agentur Global Communications Experts, die unter anderem Québec auf dem deutschsprachigen Markt vertritt. Der Südfranzose war zuvor 17 Jahre beim französischen Fremdenverkehrsamt Atout France tätig und kennt Québec wie seine Westentasche.

Das Interview führte Sven Schneider

Mehr über die vielseitige kanadische Provinz erfahren Sie mit unserer Themenwoche Québec auf Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

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