Auf den Spuren der Entdecker am St. Lorenz-Strom
Der St- Lorenz-Strom ist nicht nur die Lebensader der Provinz Québec, sondern auch elementarer Bestandteil der Geschichte des ganzen Landes. Von hier nahm die Besiedelung des Landes ihren Lauf. Die touristischen Möglichkeiten am Fluss sind immens und stellenweise einzigartig: Nirgends kann man so viele Wale beobachten wie hier.
Über den drittgrößten Strom Nordamerikas stieß der Franzose Jaques Cartier im Jahr 1535 in das Landesinnere vor, kam wegen Stromschnellen aber nur bis kurz vor das heutige Montréal, das dann als Handelsposten gegründet wurde. Immer mehr wurde der gigantische Strom zu einem maritimen Einfallstor Nordamerikas, der Handel florierte und mit Kanus wurden die Waren ins Landesinnere weiter transportiert.
Abenteuer entlang des St. Lorenz-Stroms
Seine Bedeutung für Québec hat der Strom auch fast 500 Jahre danach nicht verloren, vor allem im touristischen Bereich. Kurz hinter Québec City verliert der St. Lorenz-Strom seinen Flusscharakter und man kann das andere Ufer kaum noch erkennen. Kaum hat er die vor der Stadt gelegene Flussinsel Île d'Orléans passiert, wird er bis zu 30 Kilometer breit. Das ist bei weitem noch nicht alles: Erreicht der Fluss die Gaspésie-Halbinsel im Nordosten Québecs, sind es mehr als 100 Kilometer, bevor sich der Fluss in den St. Lorenz-Golf, einen Teil des Atlantiks, ergießt.
Entlang seiner Ufer liegen mehrere Nationalparks wie der Parc National Hautes-Gorges-de-la-Rivière-Malbaie oder der Parc National de la Gaspésie, hübsche Städtchen und Dörfer sind über Küstenstraßen miteinander verbunden und die Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten sind immens. Ob Wandern oder szenische Roadtrips, lehrreiche Besuche bei der indigenen Bevölkerung, Inselhopping, Bootstouren, Kulturangebote oder Wassersportarten wie Segeln, Kayakfahren, Kiten, Windsurfen, Fischen oder Tauchen – auf dem St. Lorenz-Strom ist enorm viel möglich. Das Verkehrsamt Bonjour Québec führt auf seiner Internetseite eine große Anzahl an Optionen an, um den Fluss zu entdecken.
Wie wild die Umgebung der Flussufer sein kann, wird unter anderem auf der 78 Kilometer langen Route du Fleuve deutlich, einer Küstenstraße am Nordufer, die bei Baie-Saint-Paul beginnt und in La Malbaie endet. Die Straße führt entlang von Felsen und Feldern, Wiesen- und Wattbereichen, fällt manchmal um 20 Prozent ab und geht anschließend wieder steil hoch. Eine Art Achterbahn.
Wenige Kilometer hinter La Malbaie liegt das Städtchen Tadoussac, direkt an der Einfahrt zum einzigen Fjord der Provinz, dem Saguenay-Fjord. Bei Tadoussac mündet der Binnenfluss Riviere Saguenay in den St. Lorenz-Strom und hat sich zuvor auf einer Länge von rund 100 Kilometer durch die Laurentinischen Berge gegraben. Die Steilwände ragen mehrere hundert Meter in die Höhe.
Im Sommer laben sich massenhaft Wale am reich gedeckten Tisch
Eine Besonderheit macht den Fjord zu einer absoluten Highlight-Attraktion: Das Süßwasser des Saguenay-Flusses mischt sich mit dem Salzwasser des St. Lorenz-Stroms und sorgt für ein Gewässer, in dem sich auch Meeressäuger wohlfühlen. Da das Atlantik-Wasser aus dem St. Lorenz-Golf riesige Mengen an Krill mit sich führt, finden Wale und andere Meeresbewohner in dem Fjord einen reich gedeckten Tisch vor.
In der Zeit zwischen Mai und Oktober kommt eine große Zahl an Walen in den Fjord, der so tief ist, dass er sogar Blauwale aufnehmen kann. Insgesamt 13 Walarten, darunter auch Buckelwale, Finnwale oder Belugawale, tummeln sich dann im Fjord – ein weltweit einzigartiges Ereignis. Zahlreiche Unternehmen bieten in Tadoussac Walbeobachtungstouren an.
In dieser Zeit des Jahres ist der gesamte St. Lorenz-Strom bevölkert von Walen, und wer will, kann ihnen auf der festgelegten, in Tadoussac beginnenden rund 900 Kilometer langen Routes des Baleines bis in die Gewässer vor Neufundland folgen.
Sven Schneider
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