Ende der Fahnenstange bei Kanada-Preisen scheint erreicht
Umsatz rauf, Buchungen runter – so lässt sich das Bild im Kanada-Tourismus zusammenfassen. Doch die Preisentwicklung, die in den vergangenen Jahren nur eine Richtung kannte, scheint eine Grenze zu erreichen. Veranstalter berichten auf der Incoming-Messe Rendezvous Canada von leichten Preissenkungen.
Eigentlich könnten die Kanada-Veranstalter mit der Entwicklung zufrieden sein. Der Durchschnittsumsatz pro Buchung steigt und steigt seit ein paar Jahren. Die Zahl der Buchungen ist dagegen leicht rückläufig. Mehr Geld für weniger Arbeit könnte man meinen. Doch so einfach ist es nicht. Denn die teuren Buchungen verursachen auch deutlich mehr Aufwand, vor allem durch die Betreuung vor und während der Reise, die von Kunden erwartet wird.
Das hohe Preisniveau hat noch andere Auswirkungen. "Das untere Drittel fehlt", beklagt etwa Philipp Detmer, Nordamerika-Chef bei Dertour. Weniger betuchten Gästen eine Kanada-Reise erschwinglich zu machen, erfordere Kreativität, sei aber machbar. Etwa, indem man bestimmte Orte mit hohen Hotelpreisen meide.
Hotelpreise in die Höhe geschossen
Wie hoch hier die Latte liegt, zeigen ein paar Beispiele. Wer etwa im Sommer im Fairmont Château Lake Louise den Panoramablick auf die grandiose Bergkulisse genießen will, ist mit über 1.000 Euro pro Zimmer und Nacht dabei. Auch in Vancouver sind die Hotelpreise in die Höhe geschossen. Selbst das Days Inn Downtown ruft hier umgerechnet 300 Euro pro Nacht auf.
So verwundert es nicht, wenn etwa SK-Touristik-Chef Rainer Schoof die Entwicklung mit "Pax geht runter, Preise hoch" zusammenfasst. Er betont allerdings, dass die Entwicklung nicht überall in Kanada gleich sei. Pia Hambrock von CRD Touristik bemerkt, dass der gestiegene Durchschnittspreis auch mit einer längeren Aufenthaltsdauer einhergeht.
Veranstalter hoffen auf eine Kehrtwende
Doch nun scheint bei den Preisen eine Grenze erreicht. Dies machen die Veranstalter insbesondere an Specials für das laufende Jahr aus. Wohnmobile, die für den Sommer sonst früh ausgebucht sind, gibt es nach wie vor für die Hochsaison, und sie werden sogar billiger, sagt Timmo Krause-Dünow, Geschäftsführer von Canusa. Offensichtlich hätten die Anbieter mit größerer Nachfrage gerechnet und ihre Flotten ausgebaut. Flüge würden ebenfalls günstiger.
Auch Air Canada sieht die Flugpreise unter Druck. Die Sitzkapazität nach Kanada liege auf dem Vorjahresniveau und es gebe noch Flugplätze für den Sommer, sagt Leisure-Sales-Manager Frank Hartung. "Luxus füllt nicht die Eco", stellt er nüchtern fest und bestätigt damit die Aussagen der Veranstalter. Hartung erwartet dennoch einen guten Sommer.
Die Veranstalter sind ebenfalls optimistisch für die laufende Saison. Wie sich die Preise für nächstes Jahr entwickeln, ist aber noch offen. Airlines, Attraktionen und Wohnmobilanbieter spürten, dass ihnen das mittlere Marktsegment wegbreche und seien deshalb zu Preisanpassungen bereit, so ein Incoming-Operator. Viele Hotels hätten diesen Trends aber noch nicht verinnerlicht. Sie verlangten für 2025 derzeit Preiserhöhungen von acht bis zehn Prozent.
Thomas Hartung