24. Juli 2024 | 07:00 Uhr
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"Wie steht es um die RTK, Herr Moll?"

Im Dezember vergangenen Jahres übernahm Hauke Moll (Foto) die Geschäftsführung der zuvor durch die Folgen der Datenweitergabe an FTI durchgeschüttelten RTK. Im Interview mit Reise vor9 zieht er eine erste Bilanz seiner Bemühungen, frischen Wind in die Organisation zu bringen und wirft einen Blick auf kommende Aufgaben.

Moll Hauke

Hauke Moll ist Geschäftsführer der RTK und Co-Geschäftsführer der TVG

Der langjährige Reiseland-Manager, der seit 2022 auch kaufmännischer Geschäftsführer der Franchisekette TVG ist, stand von Beginn an vor der nicht ganz leichten Aufgabe, Ruhe in die Organisation zu bringen, um nach der Krisenerfahrung durch Corona und Datenaffäre auf die Herausforderungen für den stationären Vertrieb konzentrieren zu können. Wie er die Sache angeht und wie seine erste Bilanz ausfällt, erzählt er im Interview mit Reise vor9. Auch die Folgen der FTI-Pleite für die gut 1.470 RTK- und rund 230 TVG-Büros kommen zur Sprache.

Vor gut einem halben Jahr haben Sie in einer ziemlich krisenbehafteten Situation die Geschäftsführung der RTK übernommen. Wie fällt Ihre vorläufige Bilanz aus?

Hauke Moll: Zunächst einmal habe ich jede Gelegenheit wahrgenommen, um mit den Mitgliedern in einen direkten Austausch zu treten. Der Start bei der Jahrestagung im Dezember war dafür ideal. Ich glaube, dass wir seither einiges erreicht haben – von den rund 200 Info-Screens in den Reisebüros über den Start unseres neuen Online-Shops und der neuen Website Meine-rtk.de bis hin zur Weiterentwicklung unseres KI-Assistenten Toni. Zurückblickend auf die vergangenen Monate, können wir sehr zufrieden sein.

Nach den Ereignissen um die Datenweitergabe an FTI gingen manche Beobachter von einem massiven Mitgliederverlust bei der RTK-Kooperation aus. Wie steht es aktuell um die Mitgliederzahl?

Die Zahl der Austritte bewegt sich im unteren zweistelligen Bereich. Es hat sich auch gezeigt, dass die Reisebüros insgesamt mit unserer Arbeit zufrieden sind.  Daher freuen wir uns, dass wir wieder wachsen.

Nach der Datenaffäre hat RTK angekündigt, in Compliance-Maßnahmen zu investieren, um einen missbräuchlichen Umgang mit Buchungsdaten der Reisebüros künftig zu verhindern. Was ist daraus geworden?

Wir haben unser Compliance-System nach neuesten Maßstäben komplett überarbeitet sowie einen Compliance Officer etabliert, der das Thema höchst professionell angegangen ist. Sämtliche Verträge werden durchleuchtet, um sicherzustellen, dass alle Compliance-Anforderungen berücksichtigt sind. Außerdem gibt es bekanntlich einen prominent besetzten Fachbeirat, der uns bei den großen Themen unterstützt.

Welche Folgen hat die Pleite von FTI für die RTK?

In erster Linie bedeutet die Insolvenz für unsere Reisebüros eine Menge Mehrarbeit und zusätzlichen Stress. FTI war schließlich ein großer Player, obwohl der Veranstalter im Vertriebsmix der RTK keine dominante Rolle gespielt hat. Nach allen Signalen, die ich von unseren Veranstalterpartnern erhalte, bin ich sehr zuversichtlich, dass sich die Angebotslücke, die durch die FTI-Insolvenz entstanden ist, sehr schnell schließen wird.

Was tut die RTK-Zentrale, um die Reisebüros in der aktuellen Situation zu entlasten?

Ein wichtiges Thema ist natürlich die Rechtsberatung, die wir unseren Mitgliedern bieten. Zur Entlastung im Hinblick auf die Mehrarbeit, die durch die Reiseabsagen im Zuge der FTI-Insolvenz entstanden ist, hilft unser KI-Assistent Toni. Er ist beispielsweise in der Lage, automatisch Urlaubsangebote an Endkunden zu versenden; passend zur ursprünglich gebuchten FTI-Reise. Das hat unseren Büros viel Arbeit abgenommen. Außerdem haben wir unsere Mitglieder über digitale Formate und unser Extranet täglich mit Informationen zur FTI-Insolvenz versorgt.

Sie sind auch Co-Geschäftsführer der Reisebürokette TVG, die bis vor kurzem ein Joint Venture von FTI und Ihrer Muttergesellschaft RTG war. Wie stehen die Perspektiven für die Sonnenklar- und Flugbörse-Büros?

Natürlich war der Anteil von FTI bei den TVG-Büros höher als in der RTK. Deshalb kommt auf die Büros kurzfristig eine erhebliche Mehrarbeit zu. Mittelfristig bin ich aber sehr zuversichtlich – vor allem, weil die TVG mit Sonnenklar.TV über ein starkes Vertriebsmedium verfügt, was ein echter USP für die Sonnenklar-Reisebüros ist. Insgesamt bin ich von einer erfolgreichen Zukunft der TVG absolut überzeugt.

Wie blicken Sie im Hinblick auf die Provision auf das kommende Geschäftsjahr?

Mit rund zwei Dritteln der Veranstalter sind sie bereits abgeschlossen und die Konditionen für unsere Büros sind mindestens so gut wie im Vorjahr. Mit den übrigen Partnern sprechen wir noch. Die RTK hat sich als effiziente Interessenvertretung und starke Stimme der Reisebüros erwiesen. Wir werden auch künftig alles dafür tun, die besten Konditionen für den stationären Vertrieb zu erzielen.

Sind Sie mit den Abschlüssen zufrieden?

Die Provisionen für den stationären Vertrieb haben sich insgesamt zuletzt nicht verbessert, während die kostenlose Mehrarbeit aber zugenommen hat. Eine grundsätzliche Forderung von unserer Seite bleibt, dass die Provisionsmodelle für das kommende Geschäftsjahr bis Juni stehen sollten. Schließlich wollen Reisebüros nicht langfristig gebuchte Reisen verkaufen, ohne zu wissen, was sie dafür erhalten. Und natürlich ist unsere Forderung nach einer auskömmlichen Provision so aktuell wie nie. Was mich in diesem Zusammenhang zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass die Veranstalter verstanden haben, dass der stationäre Vertrieb eine Zukunft hat und dass sie ihn brauchen. Da dominierten in früheren Jahren noch ganz andere Töne. 

Wie stehen Sie im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Reisebüros zu Servicegebühren?

Der Umgang mit dem Thema steht unseren Mitgliedern natürlich frei. Zunächst einmal sollte die Buchung einer Pauschalreise über eine auskömmliche Provision bezahlt werden. Für Dienstleistungen, die darüber hinausreichen – also beispielsweise Einreiseformulare, das Ausfüllen von Bordmanifesten oder Sitzplatzreservierungen – sollten Reisebüros selbstbewusst genug sein, um diese in Rechnung zu stellen. Das Quality-Plus-Paket der RTK ist dafür ein guter Ansatz.

Wie blicken Sie auf die anstehende Revision der EU-Pauschalreiserichtlinie und auf die Arbeit der touristischen Verbände in diesem Zusammenhang?

Ich finde, der DRV hat in diesem Zusammenhang die wesentlichen Themen gut platziert. Wir müssen uns davor hüten, das Reiserecht zu sehr zu bürokratisieren.

Welche Themen stehen in nächster Zeit auf dem Plan?

Neben der Verbesserung unserer Technik und operativen Aspekten, steht vor allem der Austausch mit unseren Mitgliedern im Mittelpunkt. Dazu trägt das noch junge Dialogformat 'Blickwinkel' bei. Zudem bieten wir unseren Partnern an, im Rahmen eines Tages der offenen Tür die Zentrale und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, besser kennenzulernen. Und den Höhepunkt bilden natürlich die RTK-Dialogtage Mitte November in Izmir.

Das Gespräch führte Christian Schmicke

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