Wie man im Reisebüro 26 Jahre gut zusammenarbeitet

"Ich habe 1997 im bayerischen Traunreut Reischls Reisebüro eröffnet, zunächst als One-Woman-Show", erzählt die 57-jährige Reischl. Ein Jahr nach dem Start habe Papadopoulos ihren privaten Urlaub bei ihr gebucht und gefragt, ob sie nicht jemanden als Unterstützung gebrauchen könne. Da die 55-Jährige seinerzeit als Arzthelferin tätig war, fand Reischl die Idee zunächst abwegig. Es würden viele Vorkenntnisse für die Arbeit am Counter benötigt, von Technik über Destinationswissen bis zu Beratungs-Skills, so die Argumente dagegen.

Doch Papadopoulos habe nicht lockergelassen und immer mal wieder reingeschaut, so Reischl. "Ihre Hartnäckigkeit hat mich beeindruckt. Und wenn jemand wirklich so will, warum das Ganze nicht einfach mal ausprobieren? Die Motivation ist doch entscheidend für Erfolg im Beruf", erzählt Reischl im Rückblick. Und so habe sie nach einer Bedenkzeit mit Papadopoulos Kontakt aufgenommen und ihr angeboten, ein paar Tage probeweise zu arbeiten. "Ich habe ihr alles gezeigt und mir angeschaut, wie sie sich anstellt. Und die Schnuppertage liefen gut", erinnert sich Reischl. Papadopoulos habe sogar Sachen mit nach Hause genommen und richtiggehend gebüffelt. Zudem passte es menschlich wunderbar, so Reischl.

Arbeit mit Menschen aus der Arztpraxis gewohnt

"Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und arbeite gern im direkten Kontakt mit Leuten", sagt Papadopoulos über sich selbst. "Der Verkauf war neu für mich, genau wie die Technik – aber wenn ich nicht weiter wusste, war Doris immer an meiner Seite", sagt sie über ihre Chefin. Zumal sie jede Gelegenheit zur Schulung habe nutzen können, auf Inforeisen, bei Events, Roadshows und Webinaren. "Doris investierte in mich, quasi in meine Ausbildung – das war doch ein gutes Zeichen", so Papadopoulos.

Was gute Teamarbeit auszeichnet

Bereits seit 2001 besteht das Team in Reischls Reisebüro aus vier Personen, neben Reischl und Papadopoulos sind Anna Illig und Birgit Huber mit dabei – allesamt langjährige Mitarbeiterinnen. Basis des Erfolgs im Team seien Vertrauen, Rücksichtnahme und Respekt voreinander, plus eine gute Kommunikation und flache Hierarchien, erzählen Chefin und Angestellte unisono. "Zumal Doris nichts von oben herab entscheidet, wir wurden immer gefragt", erzählt Papadopoulos. Egal ob es um die Einführung neuer Technik und kürzerer Öffnungszeiten gegangen sei oder andere strategische Entscheidungen anstanden, man habe Pro und Kontra immer im Team besprochen. "Doris versucht, auf die Bedürfnisse aller einzugehen, das wissen wir sehr zu schätzen", lobt Mitarbeiterin Papadopoulos den Führungsstil.

Zu viert erfolgreich am Counter

Reischl wiederum versuche, die Mitarbeiter nach ihren Stärken und Vorlieben einzusetzen. Es habe sich über die Jahre herauskristallisiert, wer was am liebsten mache im Arbeitsalltag. Etwa sei Reischl die Kauffrau und Papadopoulos mittlerweile die Technikfrau. "Wenn es nach ihr ginge, würden wir jede Innovation nutzen am Counter. Da muss ich sie manchmal ausbremsen – die Kosten-Nutzen-Rechnung sollte schon stimmen", lacht Reischl. Sie wolle aber auch die weiteren zwei Mitarbeiterinnen nicht unerwähnt lassen, die seit 2001 bereits mit dabei sind: Anna Illig und Birgit Huber.

Gemeinsame Ziele immer wieder neu definieren

Chefin Reischl ist sehr glücklich, so vertrauensvolle Beziehungen im Job zu pflegen. Sie könne sich 100 Prozent auf ihr Team verlassen, das gelte auch umgekehrt. Reischl sieht es auch als wichtig an, den Mitarbeitern Freiraum zu geben, sich zu entfalten. "Es ist wie bei einer Partnerschaft. Wir wollen uns treu bleiben und haben gemeinsame Ziele, die wir immer wieder neu definieren", sagt Reischl. Und wenn es mal nicht so harmonisch laufe, dann "atmen wir tief durch, lassen den Konflikt sacken und schlafen mal eine Nacht darüber", sagt Papadopoulos. Und erst dann werde sachlich diskutiert und eine Lösung gefunden. Neben den menschlichen Skills bietet Reischl ihrem Team Benefits wie Jobrad, Bahnticket, Einkaufsgutschein und Inforeisen, sowie ein "adäquates zeitgemäßes Gehalt".  Übrigens suche das Reisebüro aktuell eine weitere Counter-Kraft – bei Bedarf gerne melden, wirbt Reischl.

Sabine Schreiber-Berger