24. März 2023 | 13:26 Uhr
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VUSR mahnt mehr Aufmerksamkeit für Outgoing-Geschäft an

Der Reisebüroverband VUSR hat von der Politik „mehr Beachtung für den Outgoing-Tourismus“ gefordert. Reisen aus Deutschland heraus seien gemessen an ihrer Bedeutung in der öffentlichen Debatte „völlig unter die Räder gekommen“, sagt Chefin Marija Linnhoff (Foto). Auch die deutsche Hotellerie bekommt ihr Fett weg.

Linnhoff Marija

Marija Linnhoff sieht die Reisebüros auf dem politischen Parkett nicht ausreichend beachtet

Das Verhältnis von Reiseveranstaltern und Reisebüros zum Deutschland-Tourismus ist traditionell kein einfaches. Ein Großteil der Inlandsreisen geht an der sogenannten organisierten Touristik vorbei; Unterkünfte werden oft direkt bei den Gastgebern, über die lokalen Fremdenverkehrsämter oder Online-Portale gebucht. Ebenso traditionell ist der gegenseitige Vorwurf der Nicht-Beachtung. So fühlen sich Teile der hiesigen Hotellerie von Veranstaltern und Reisebüros ignoriert; umgekehrt werfen Veranstalter und Mittler den Hoteliers gerne vor, sie nach erfolgter Erstbuchung gerne umgehen zu wollen, um sich die Zahlung von Provisionen zu ersparen.

In diese Kerbe schlägt auch VUSR-Chefin Linnhoff im Gespräch mit Reise vor9. Sie vermisse bei vielen deutschen Hoteliers eine Art brancheninterner Solidarität, erklärt sie. Viele seien zwar bereit, hohe Provisionen an Portale wie Booking zu bezahlen, zeigten aber gegenüber dem stationären Vertrieb eher ein Meideverhalten.

"Fokussierung auf den Heimatmarkt"

Linnhoffs Hauptkritik gilt indes der Politik, der sie eine „Fokussierung auf den Heimatmarkt“ attestiert. „Der Deutschland-Tourismus ist auch für uns wichtig, ebenso wie der Klimaschutz“, sagt sie. Dennoch führe der Löwenanteil der Reisen, die Reisebüros verkauften, nach wie vor ins Ausland und dem müsse man „auch politisch Rechnung tragen“. Es wäre „ein riesiger Fehler, den Outgoing-Markt von der Wahrnehmung an den Rand zu drängen“, so Linnhoff.

Eigentlich schien die Fokussierung auf den Heimatmarkt durch führende Tourismuspolitiker eine Sache der Vergangenheit zu sein. Doch offenbar wittert die VUSR-Chefin seit dem Wechsel von Claudia Müller zu Dieter Janecek in der Rolle der tourismuspolitischen Koordination für die Bundesregierung einen Paradigmenwechsel. Jedenfalls sieht sie die Rolle der Reisebüros aktuell nicht ausreichend gewürdigt, obwohl dem stationären Vertrieb während der Corona-Pandemie ja durchaus großzügige Hilfen zur Verfügung gestellt worden waren. 

„Wir am Counter können durch unsere Beratung eine wichtige Rolle bei klimaverträglichen Reisen spielen“, sagt sie. „Unsere Kunden wollen aber trotzdem auch weiterhin in Warmwasserdestinationen und nicht nur an die Ostsee.“ Klimaschutz könne „auch am Counter gepusht werden“, so Linnhoff, aber: „Dafür muss man uns mitnehmen in der Debatte."

Christian Schmicke

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