19. August 2023 | 15:45 Uhr
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Vom Counter zum digitalen Nomaden und Weltreisenden

Der 36-jährige Christian Jannasch (Foto) hat mit 14 Jahren das erste Mal am Counter gesessen, bei einem Schülerpraktikum. Seitdem hat sich viel getan bei dem Touristiker, der seit 2011 nicht mehr in Deutschland lebt. Counter vor9 spricht mit ihm über seinen Berufsalltag, der aus Reisen, der Planung von Reisen, Reiseberichte schreiben und Beratung besteht.

Christian Jannasch hat auch in Santo Domingo gelebt und gearbeitet

Aktuell sitzt Christian Jannasch in Punta Cana, eine Art Homebase für ihn. Seine Frau kommt aus der Dominikanischen Republik, er selbst hat hier 2015 bis 2021 gelebt und danach die Webseite "Punta Cana Travel Blog" aufgezogen. Wenn ihn jemand nach seinem Beruf fragt, gibt es viele Optionen: "Meist sage ich Reiseprofi. Ich habe Tourismus studiert, habe danach bei einem Reiseveranstalter gearbeitet und später jahrelang bei DMCs in beliebten Zielen, wie Grenada oder eben der Dominikanischen Republik", sagt Chris. Der rote Faden seiner Vita ist die Freude am Reisen sowie am Planen von Reisen. Das macht er nicht nur für sich gerne, sondern auch für andere.

Erste Posts bei Trivago
Das dürfte einer der Gründe sein, warum der 36-Jährige mit seinen Blogs "My Travelworld" und "Punta Cana Travel Blog" so erfolgreich ist, dass er davon leben kann. "Angefangen hat meine Vorliebe für das Schreiben bei der Reise-Community von Trivago, da habe ich meine Erfahrungen mit anderen geteilt. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich meine Berichte auch für mich vermarkten könnte, statt sie bei anderen zu posten", erzählt der Touristiker.

Bis zur Pandemie sei das Schreiben jedoch weiterhin eher Hobby gewesen, erst in dieser Zeit habe er sich ganz auf das Produzieren von Content konzentriert. Der Job bei der DMC sei weggefallen und wegen des Reisestillstands konnte auch er auf einmal nicht mehr unterwegs sein.

Mit Einnahmen-Mix zum digitalen Nomaden
Seine Einnahmen generiert er hauptsächlich über Affiliate Marketing, wenn Leser etwa empfohlene Ausflüge oder Transfers buchten. Weitere Einnahmen kommen von Werbepartnern, deren Anzeigen die Blog-Beiträge flankieren. Lesern, die mehr von seinen Tipps haben wollen, hilft er gegen Gebühr weiter. Für diese individuelle Beratung hat Jannasch vier Pakete aufgelegt, die zwischen 35 und 250 Euro kosten. Dabei geht es etwa im Basispaket um ein Gespräch, das auf 30 Minuten angelegt ist. Es gibt auch Tipps zur Flugsuche bis hin zur Ausarbeitung von kompletten Reiserouten. Das Travel-Coaching biete er nur für seine Ziele mit Expertenstatus an: "Das sind die Karibik, Zentral- und Mittelamerika". Das Feedback im Nachgang sei durchweg positiv.

"Deutsche zahlen nicht gern für Beratung"
"Das ist nur ein Baustein, gehört aber zu meinem Einnahmen-Mix", sagt er. Im Durchschnitt einmal pro Woche werde er angefragt als Reiseplaner. Jedoch stünden die Deutschen einer Bezahlung von Beratung sehr kritisch gegenüber – "die wollen Informationen meist umsonst", merkt Jannasch an. Bei Amerikanern herrsche eine andere Kultur, das merke er bei seiner Webseite Punta Cana Travel Blog, die er in englischer Sprache bespielt für die Zielgruppe US-Markt.

Texte sollen google-tauglich sein
Auf anderen als seinen eigenen Social-Media-Kanälen (Facebook, Instagram und Pinterest) sei er übrigens nicht unterwegs, das würde seinen Content entwerten. "Da bekommt man maximal einen Tag Aufmerksamkeit und das war‘s", sagt Jannasch. Er konzentriere sich lieber darauf, dass die Beiträge seiner Blogs bei Google im Ranking hoch angesiedelt würden. Vor allem für zeitlose Reisetipps sei das die bessere Strategie, zumindest funktioniere das bei ihm sehr gut. Übrigens bezahle er anders als manch andere Blogger seine Unterkünfte fast immer selbst, so könne er unabhängig Empfehlungen aussprechen.

Einmal im Jahr nach Deutschland
Heimweh kennt Jannasch nicht, dafür macht ihm das Reisen zu viel Spaß. Mittlerweile komme er auf rund 80 Länder, die er bereist habe. Mindestens einmal im Jahr kommt er auch zurück zu Familie und Freunden in Deutschland, daraus können auch mal ein bis zwei Monate werden. "Ich war immer glücklich in Deutschland und hatte nie den Wunsch, auszuwandern", sagt der Reiseprofi. Wie das Leben so spiele, sei es dann anders gekommen. "Nach drei Jahren Studium und zwei Jahren Job bei  Trans Kanada Touristik wollte ich 2011 ein Jahr auf Weltreise gehen und seitdem bin ich unterwegs", lacht Jannasch.

Das Schöne an seinem Job sei die komplette Freiheit, auch wenn er viel arbeite. Wobei das schwer abzugrenzen sei, denn er habe sein Hobby zum Beruf gemacht – eben Reiseprofi. Und die nächsten Ziele bis Jahresende 2023 stehen auch schon fest, da geht es nach Jamaika, Grenada, Las Vegas, Japan und auf die Philippinen.

Sabine Schreiber-Berger

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