Wie die Airlines klimaneutrales Fliegen erreichen wollen
In einer gemeinsamen Erklärung fordern die Mitglieder des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft mehr staatliche Unterstützung, um langfristig CO2-neutral zu werden. Der Vorschlag kommt kurz vor der für den 21. August angekündigten "Nationalen Luftfahrtkonferenz".
Das Ziel, luftverkehrsbedingte CO2-Emissionen auf null zu senken, sei erreichbar, erklären die Verbandsmitglieder. Die Luftfahrtbranche sei bereit, sich bei Pilotprojekten zum Aufbau industrieller Anlagen zur Herstellung des sogenannten Power-to-Liquid-Kraftstoffs zu beteiligen. Dabei spaltet erneuerbarer Strom, etwa aus Windkraft, in einer Elektrolyse Wasser. Der dadurch gewonnene Wasserstoff wird dann mit CO oder CO2 zu flüssigen Kohlenwasserstoffen synthetisiert und zum synthetischen Energieträger. Außerdem, so die Airlines, sollten die Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer zugunsten der Markteinführung regenerativer Kraftstoffe verwendet werden.
Zudem werde die Branche Kunden die Kompensation der Klimawirkung ihrer Flüge erleichtern, indem sie entsprechende Angebote bereits in den Buchungsprozess integriere. Der Gesetzgeber solle zudem seinen Anteil beitrage und die bestehende steuerliche Absetzbarkeit von Klimakompensation so weiterentwickeln, dass sie nicht nur für Privatpersonen sondern auch für Geschäftskunden nutzbar werde.
"Single European Sky" verringert Emissionen
Auch der seit langem diskutierte, aber längst nicht umgesetzte einheitliche europäische Luftraum würde einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, so die Airlines. Mit der Optimierung von Flugwegen im gesamten europäischen Luftraum könnten bis zu 10 Prozent Treibstoff und Emissionen eingespart werden. Dazu bedürfe es stärkerer grenzüberschreitender Kooperation der nationalen Flugsicherungsorganisationen, höherer Automatisierung der Lotsendienste und größerer Flexibilität beim Lotseneinsatz.
Bessere Vernetzung der Verkehrsträger
Zudem sollte die Schiene gestärkt und die Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger vorangetrieben werden, so die Airlines. Der inländische Luftverkehr habe gegenwärtig einen Anteil von 0,3 Prozent an den CO2-Emissionen in Deutschland und innerdeutsche Flüge fänden im Wesentlichen nur noch auf längeren Strecken statt, auf denen die Bahnreisezeit es Geschäftsreisenden nicht ermögliche, einen Termin an einem Tag wahrzunehmen. Auf kurzen Strecken werde der Luftverkehr fast ausschließlich von international umsteigenden Passagieren genutzt. Wo mittels attraktiver Schnellbahnverbindungen die Kunden überwiegend auf eine attraktive Verbindung mit der Bahn umstiegen, stelle man den Luftverkehr ein, wie zum Beispiel zuletzt auf der Strecke Berlin-Nürnberg.
Nationale Alleingänge führen nur zur Verlagerung
Darüber hinaus erneuert der BDL seine Forderung, keine nationalen Alleingänge zu unternehmen. Insbesondere klimapolitische Regulierungen durch nationale Steuern, Abgaben oder Verbote seien ökologisch und ökonomisch kontraproduktiv. Denn solche Maßnahmen senkten CO2-Emissionen nicht, sondern verschöben sie lediglich in andere Regionen, wo diese Abgaben nicht erhoben würden, zu Lasten der jeweiligen Heimatindustrie. Der Flugverkehr werde nicht reduziert, sondern nur verlagert. „Regulierungen im Luftverkehr sollten auf internationaler Ebene erfolgen, dann sind sie auch klimapolitisch wirksam“, so der BDL.
"Nationale Luftfahrtkonferenz" am 21. August
Mit ihrem Positionspapier bereitet sich die Luftfahrtbranche wohl nicht zuletzt auf die „Nationale Luftfahrtkonferenz“ vor, die am 21. August in Leipzig stattfinden soll. Zu dieser werden unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet. Themen sollen laut einer Sprecherin des Verkehrsministeriums der Klimaschutz, der digitale Wandel und neue Technologien sein.
Christian Schmicke