15. Oktober 2024 | 14:54 Uhr
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Wie der Ex-Mehrheitsgesellschafter die FTI-Pleite begründet

Sein Investment in FTI, das mit der Pleite des Unternehmens endete, habe ihn rund 260 Millionen Euro gekostet, sagt der ägyptische Investor Samih Sawiris (Foto) in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung. Auch darüber hinaus bestätigt er im Gespräch einige Dinge, die viele ahnten, aber nicht genau wussten.

Sawiris Samih 4 Orascom 2015 Foto Orascom

Samih Sawiris Familienunternehmen hielt zuletzt drei Viertel der Anteile an FTI

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Zu Beginn sei der Kauf einer Minderheitsbeteiligung an FTI "ein begrenztes Investment" gewesen, erklärt Sawiris gegenüber der NZZ. Sein Kalkül beim Kauf eines Viertels der Anteile sei gewesen, über den Veranstalter seine Hotels schneller füllen zu können. Ebenso dürfte die Rechnung beim Kauf der RTK-Mutter RTG gewesen sein. Die Reisebürobeteiligung, an der die Familie Sawiris derzeit noch 42,5 Prozent hält, kommt in dem Interview allerdings nicht zur Sprache. Ebenso wie der Datenskandal um RTK und FTI, zu dem der frühere FTI-Vertriebschef Richard Reindl jüngst sagte, dass der widerrechtliche Transfer von Reisebüro-Buchungsdaten auf Gesellschafterebene, also unter maßgeblicher Beteiligung von Sawiris, eingefädelt worden sei.

Ratschläge wurden "nicht immer gehört"

Sawiris FTI-Strategie schien unterdessen zunächst aufzugehen. Innerhalb von drei Jahren habe er durch die Zusatzeinnahmen in den Hotels, die ihm FTI bescherte, seine Investition "wieder hereingeholt", unterstreicht er. Das Problem sei indes gewesen, dass er als Minderheitsaktionär "nichts zu entscheiden" gehabt und seine Ratschläge "leider nicht immer gehört" worden seien. So sei das Unternehmen in eine Krise geraten, die – ohne dass Sawiris es explizit sagt – schon vor Corona einsetzte.

Mit Beginn der Corona-Krise habe FTI dann vor der Pleite gestanden; sein zusätzliches Investment, mit dem er seine Anteile auf 75,1 Prozent aufstockte, begründet der Ägypter damit, dass er das Unternehmen "nicht untergehen lassen" wollte. "Ich musste entscheiden: Entweder stecke ich noch einmal viel Geld hinein, oder 16.000 Leute stehen auf der Straße", beschreibt Sawiris das am Ende gescheiterte Unterfangen.

Verlorenes Vertrauen

Ein entscheidender Faktor sei die Zeit gewesen, die FTI davongelaufen sei. In den drei Jahren, bis die Reiseindustrie Corona überwunden hatte, seien die Schulden von FTI weiter gewachsen. Eine Rettung wäre nur möglich gewesen, wenn die Firma an jemanden verkauft worden wäre, "der selbst viel Geld hineinstecken würde". Aber dieser Prozess, rund um den geplanten Einstieg von Certares, habe "einfach zu viel Zeit gebraucht".

FTI sei letztlich deshalb in die Insolvenz gerutscht: "Wenn die Kunden und Lieferanten das Vertrauen verlieren, kann es schnell gehen – ähnlich wie bei einem Bank-Run. Wenn die Hotelbetreiber von einem Vier-Milliarden-Unternehmen Vorauszahlungen verlangen, bedeutet dies letztlich das Todesurteil." Das Vertrauen in FTI sei erschüttert gewesen, auch weil die Konkurrenz die Situation genutzt habe, um Misstrauen zu schüren. "Ein Reiseveranstalter ist letztlich auf Vertrauen angewiesen", bilanziert der Investor.

Keine wirtschaftlichen Sorgen

In dem Interview spricht Sawiris außerdem über sein langjähriges Engagement im schweizerischen Andermatt, an dem er nach eigenen Worten bislang "nicht richtig viel Geld verdient" hat. Doch habe er "viel mehr Wertschöpfung erzielt", als er Geld hineingesteckt habe. Um den eigenen Wohlstand sorgt sich der Unternehmer nicht: "Solange ich mein Haus in Andermatt, mein Boot auf dem Meer und sonst noch ein gutes Leben haben kann, ist alles in Ordnung", sagt er.

Christian Schmicke 

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