13. Februar 2023 | 19:09 Uhr
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Vier von zehn Deutschen sind offen für einen Jobwechsel

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage bleibt die Wechselbereitschaft der deutschen Beschäftigten hoch. 37 Prozent können sich einen Jobwechsel vorstellen. Männer sind öfter unzufriedener mit ihrem Gehalt, Frauen beklagen häufiger schlechte Führung und Stress, so die Langzeitstudie von Forsa im Auftrag eines Xing-Tochterunternehmens.

Personal Mitarbeiter Fachkräfte Foto iStock insta photos

Vor allem jüngere Beschäftigte sind auf dem Sprung zu einem neuen Job

Besonders die jüngeren Generationen sind auf dem Sprung
Vor allem bei den Erwerbstätigen zwischen 30 und 39 Jahren (Generation Y/Millennials) ist die Wechselbereitschaft stark ausgeprägt: 40 Prozent sind offen für eine neue Aufgabe, neun Prozent (Vorjahr 5%) suchen aktiv. Damit ist fast die Hälfte der Befragten dieser Altersgruppe mental auf dem Sprung. Für diese Altersgruppe spielt dabei mehr als für alle anderen eine Rolle, dass sie keine oder wenig Aufstiegschancen in ihrer aktuellen Position sehen (34%). Aber auch die 18- bis 29-Jährigen (Generation Z) sind bereit für Neues. Die Bereitschaft zum Jobwechsel liegt hier bei insgesamt 48 Prozent und damit acht Prozentpunkte über dem Vorjahr. Die Generationen 50 Plus (Babyboomer und Generation X) dagegen treibt der Wunsch nach Wechsel kaum noch um: Nur drei Prozent planen konkrete Schritte, und weniger als ein Fünftel (19%) ist bereit für einen neuen Job.

Deutschlands Beschäftigte beklagen Inflation und gestiegene Ausgaben; zu niedriges Gehalt weiter Haupttreiber für Jobwechsel
Ein zu niedriges Gehalt ist bei 47 Prozent der Wechselbereiten der ausschlaggebende Grund, nach einem neuen Arbeitgeber Ausschau zu halten. Männer sind mit ihrer aktuellen finanziellen Situation jedoch deutlich unzufriedener (53%) als Frauen (40%). Bei dem Wunsch nach mehr Geld spielen deutschlandweit vor allem die hohe Inflation (57%) sowie gestiegene Ausgaben (38 %) eine entscheidende Rolle. Ebenfalls 38 Prozent der Befragten sind darüber hinaus davon überzeugt, dass sich ihr Marktwert durch den Fachkräftemangel erhöht hat. Doch auch wenn Gehalt der wichtigste Faktor beim Wechselwunsch ist, macht Geld allein nicht glücklich: Ein schlechter Führungsstil würde 80 Prozent davon abhalten, sich trotz besserer Bezahlung bei einem Unternehmen zu bewerben, negative Erfahrungen im Freundeskreis sind für 79 Prozent ein K.O.-Kriterium, und 66 Prozent schrecken vor einer schlechten Unternehmenskultur zurück.

Frauen leiden unter höherer Arbeitsbelastung
Bei den Wechselbereiten ist der zweitwichtigste Grund für Unzufriedenheit das Stresslevel. Hier liegen die Frauen deutlich vorn: Neun Prozent mehr Frauen (42%) als Männer (33%) fühlen sich überlastet. Gleichzeitig sind sie mit ihrer direkten Führungskraft (37%) unglücklicher als Männer (25%). Auch mit ihren Aufgaben hadern sie öfter. 32 Prozent der Frauen geben an, damit unzufrieden zu sein, aber nur 26 Prozent der Männer. 54 Prozent aller befragten Frauen geben an, dass ein Angebot wie Homeoffice einen potenziellen Arbeitgeber für sie attraktiver machen würde, bei den Männern sind es 48 Prozent. Auch mit Angeboten für die Kinderbetreuung können Unternehmen punkten: Sie stehen auf der Wunschliste von Frauen mit 21 Prozent deutlich höher als auf der von Männern (15%). Insgesamt sind weiche Faktoren wie Zusammenhalt unter Kollegen, Engagement für das psychische Wohlergehen der Mitarbeiter, aber auch flexible Arbeitszeiteinteilung für Frauen deutlich wichtiger als für Männer.

Jobsuchende werden anspruchsvoller
Bei der Frage darauf, was ihnen ein neuer Arbeitgeber bieten sollte, haben sich die Prioritäten der Befragten insgesamt verschoben. Lag letztes Jahr mit 59 Prozent noch gutes Führungsverhalten vorne, hat die harte wirtschaftliche Realität die Arbeitswelt eingeholt: 67 Prozent wünschen sich mehr Geld (2022: 54%). Flexible Arbeitszeit liegt mit 66 Prozent weiterhin auf Platz 2 (2022: 57%). Gutes Führungsverhalten ist deutschen Beschäftigten immer noch sehr wichtig, hat es aber trotz gestiegener Zustimmung (63% vs. 59% 2022) nur auf Platz 3 geschafft. Neu in den Top 5 ist die Unternehmenskultur, die für 60 Prozent aller Befragten relevant ist, dicht gefolgt von persönlicher Sinnerfüllung (59%). Überraschend: Rund ein Fünftel legt Wert auf nachhaltiges Handeln (22%), bei der Generation 50 Plus sind es sogar 26 Prozent.

Auf die Frage nach zusätzlichen Benefits macht der Wunsch nach der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich das Rennen: 74 Prozent finden die Idee gut, bei den 18-29-Jährigen sogar 82 Prozent. Die Möglichkeit zum Sabbatical begrüßen 29 Prozent, die zu Workations knapp 20 Prozent.

Über die Studie
Die Forsa-Online-Umfrage fand statt im Januar 2023 unter 3.216 volljährigen Erwerbstätigen (Arbeitende und Angestellte) in Deutschland sowie in Österreich (N = 501) und der deutschsprachigen Schweiz (N = 1.007) im Auftrag von Onlyfy by XING.
Die Wechselbereitschaft setzt sich dabei aus zwei Kategorien zusammen: den Erwerbstätigen, die konkret planen, in diesem Jahr den Arbeitgeber zu wechseln sowie den Erwerbstätigen, die offen für einen Jobwechsel sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben.

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