2. Februar 2024 | 16:56 Uhr
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Diese Aufgaben warten auf den neuen Condor-Chef

Anfang Februar hat Peter Gerber (Foto) wie bereits angekündigt das Amt des CEO von Condor übernommen. Der erfahrene Luftfahrt-Manager führt die Airline gemeinsam mit COO Christian Schmitt und Finanzchef Björn Walther. Angesichts gestiegener Kosten und harter Konkurrenz durch Lufthansa warten auf das Führungsteam einige Herausforderungen.

Gerber Peter

Peter Gerber hat bei Condor die CEO-Rolle übernommen

Der neue Mann wurde 1964 in Gießen geboren, studierte ab 1983 Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft zunächst in seiner Heimatstadt und dann in Hagen. Außerdem schloss er ein Senior Executive Programm an der Columbia University in New York ab. Bei Lufthansa war Gerber zunächst im Personalbereich und der Rechtsabteilung aktiv. 2009 wurde er in den Vorstand von Lufthansa Cargo berufen, fünf Jahre später wurde er deren Chef. 2020 übernahm er die Führung von Brussels Airlines.

Nach der fast 20 Jahre andauernden Ära von Ralf Teckentrup wartet auf Gerber ein Mix aus Chancen und Herausforderungen. So wird der Ferienflieger, der dem Finanzinvestor Attestor gehört, die Erneuerung seiner Langstreckenflotte wohl in diesem Jahr abschließen und beginnt im Frühjahr mit der Erneuerung der Kurz- und Mittelstreckenflotte. Nach zwei Pleiten – der ersten, als 2019 der Mutterkonzern Thomas Cook in die Pleite gerutscht war und der zweiten, als in der Coronazeit der Verkauf an die polnischen Lot platzte – ist die Airline nun solide finanziert und hat in der deutschen Touristik einen hohen Stellenwert. Als letzte verbliebene unabhängige Ferienfluggesellschaft gilt Condor in der Veranstalterszene als so bedeutsam, dass sich nach der Cook-Pleite schon eine Allianz großer Veranstalter zu deren Rettung formiert hatte.

"Noch einiges zu tun"

Allerdings weiß Gerbers Vorgänger Ralf Teckentrup, dass es für das Management "noch einiges zu tun" gibt, wie er jüngst einräumte. Ein wichtiger Faktor sei dabei Lufthansa, der Teckentrup im Gespräch mit dem Portal Aero International einen "Verdrängungswettbewerb" vorwirft. Vor allem die Tochter Discover sein nicht in erster Linie darauf ausgelegt, Gewinne zu erwirtschaften, sondern versuche in erster Linie, Wettbewerber durch die Schaffung von Überkapazitäten aus dem Markt zu drängen, so der mehrfach geäußerte Vorwurf. Dabei hat der ehemalige Condor-Chef wohl auch nicht vergessen, dass Lufthansa versuchte, Condor die Zubringerflüge zu streichen, was der Ferienflieger am Ende auf juristischem Wege stoppen konnte.

Außerdem wird auch Condor von den allgemeinen Herausforderungen der Airline-Industrie heimgesucht. Dazu zählen etwa höhere Kosten für Personal, Gebühren und Kerosin. Die Lieferschwierigkeiten der Flugzeughersteller bei den bestellten sparsamen neuen Flugzeugtypen machen die Sache nicht leichter.

Keine Gewinne

So weist die Bilanz von Condor für das Geschäftsjahr 2021/22 einen Verlust von 321 Millionen Euro aus. Maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis hätten die außergewöhnlich hohen Kostensteigerungen, vor allem im Treibstoff, die in dieser Form nicht während der gesamten Sommersaison an den Kunden weitergegeben werden konnten sowie außerplanmäßige Abschreibungen auf Flugzeuge gehabt, erklärt die Airline dazu. Nach Informationen der Wirtschaftswoche erreichte der Ferienflieger auch 2023 seine Ertragsziele nicht. Der Haupteigentümer habe Geld nachschießen müssen, schreibt das Wirtschaftsblatt. Condor und Attestor wollten sich zu entsprechenden Presseberichten nicht äußern.

Eine weitere Aufgabe wird für Gerber darin liegen, Condor für einen möglichen Verkauf fit zu machen. Finanzinvestoren wie Attestor seien nicht dafür bekannt, dass sie ihre Beteiligungen zehn Jahre oder länger hielten, hatte Teckentrup der FAZ im Dezember gesagt. Als möglicher Investor käme wohl vor allem eine andere Airline in Betracht. Zwar hatte Lufthansa immer wieder Interesse an der einstigen Tochter bekundet, doch dem dürften die Wettbewerbshüter einen Riegel vorschieben. Also gilt es für Gerber, Condor weiter auf Kosteneffizienz zu trimmen, ohne auf dem Weg die Loyalität des Personals zu verlieren, um den Appetit anderer Investoren zu wecken.

Christian Schmicke

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