Derzeit hoch im Kurs: Krisenfeste Leader
"Bei stürmischer See zeigt sich der wahre Kapitän", weiß man im Reedereigeschäft. Spätestens in der Corona Krise beweist sich, ob das Management wirklich mit der notwendigen Leadership Kompetenz ausgestattet ist oder nur aus "Sonntagskapitänen" besteht. Ein kritischer Blick auf den eigenen Führungsstil lohnt sich. "Nur Mut. Machen Sie den Selbst-Test!", rät Personalberater Albrecht von Bonin.
Die aktuelle Corona-Krise führte zu extremer Verunsicherung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Ein gemeinsames Meistern dieser schwierigen Zeit forderte von allen Beteiligten Nachsicht und Entgegenkommen. Jetzt wird deutlich, wie es um die wahre Führungskompetenz des Managements bestellt ist. Wer sich auf das Abenteuer Führen eingelassen hat, erkennt spätestens in diesen dramatischen Krisenzeiten, dass nicht allein fachliche Kenntnisse gefordert sind, sondern soziale Kompetenzen, Stabilität, ein klares Ziel und ein starkes inneres Navigationssystem, um das Schiff mit ruhiger fester Hand bei Sturmflut auf Kurs zu halten.
Was hat uns COVID-19 gelehrt? Unternehmensleitung und Mitarbeiter sind seit Monaten einer bisher völlig unbekannten Gefahr für Gesundheit, wirtschaftliche Existenz und gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgesetzt. Hochqualifizierte Teammitglieder gerieten plötzlich in Panik, mussten lernen im Home-Office zu arbeiten (Change!), fürchteten um ihren Arbeitsplatz und das Wohl ihrer Familien. Schnell war klar: Jetzt braucht es flexible Formen der Zusammenarbeit, neue Organisationsformen und vor allem intensive Kommunikation zwischen Führungsebene und Basis (Kommandobrücke und Maschinenraum). Mehr denn je bedeutet Führen in diesen Zeiten, Fels in der Brandung, nah an den Menschen zu sein, Verständnis für ihre Ängste zu zeigen, pragmatische Lösungen zu finden und Motivation zu erhalten („Es gibt ein Leben nach der Krise“ – „Wir schaffen das!“), statt einfach nur zu organisieren.
Gerade jetzt werden Führungskräfte gebraucht, die nicht nur das Handwerkszeug Management verstehen. Wenn sich jetzt Ziel- und Werteklarheit mit Disziplin und Leidenschaft paart, wenn diese Tugenden auf allen Führungsebenen gelebt werden, dann besteht die Chance, das Unternehmen erfolgreich durch die Krise zu steuern, ja vielleicht sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Um den Menschen Sinn, Bedeutung und Orientierung zu vermitteln, sind Persönlichkeitsstärke und soziale Kompetenzen erforderlich. Kurz: Leadership-Qualitäten.
Management ist Pflicht, Leadership die Kür
Es geht um einen Paradigmenwechsel in Sachen Führung: Was gestern galt, kann heute schon überholt sein. Bei Leadership geht es nicht um Modelle und Systeme, sondern vor allem in Pandemie-Zeiten um den kompetenten Umgang mit Komplexität, Entscheidungsdruck unter unsicheren Bedingungen und um die Führung von Menschen mit ihren Hoffnungen, Bedürfnissen und Ängsten.
Wie kann man sich für diesen Teil der Führungsrolle fit machen? Durch die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Führungspersönlichkeit, mit den individuellen Stärken und Entwicklungsfeldern. Denn nur so kann Leadership gelingen. Wer bereit ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich selbst herauszufordern, gewinnt Klarheit, was getan werden muss, um die eigenen Leistungen und die des zu führenden Teams weiterzuentwickeln. Dies erkennen zunehmend auch Unternehmen und stellen die „Krisenfestigkeit“ ihres Managements auf den Prüfstand.
Sind Sie ein Leadership-Profi?
Testen Sie sich mit den folgenden 9 Fragen:
Sie haben Ihr Selbstmanagement im Griff und kennen Ihre individuellen Führungsstärken genau?
Sie gestalten Ihre Führungsrolle bewusst und reflektieren Ihr Verhalten regelmäßig?
Sie lassen Ihre Leute in der aktuellen Krise nicht mit ihren Problemen allein, sondern stehen mit ihnen im engen Dialog und finden individuelle Lösungen?
Sie geben den Mitarbeitern echte und glaubwürdige Orientierung und nehmen sie mit auf dem Weg zum Ziel?
Sie schärfen Ihren Blick für die individuellen Talente Ihrer Mitarbeiter und erkennen, wie Sie Ihr Team gerade jetzt gemäß seinen Fähigkeiten noch besser führen und entwickeln können?
Sie vermitteln Wertschätzung, Anerkennung, Zuversicht und schaffen damit Selbstvertrauen, Krisenfestigkeit und Motivation bei Ihren Leuten?
Sie denken und handeln systemisch und kennen die Dynamik von Gruppen?
Sie kennen die Erfolgsfaktoren von Change-Management, können Widerständen, Mutlosigkeit, Pessimismus und Ängsten gut entgegensteuern?
Und last not least - Sie gehen achtsam mit sich selbst um und pflegen Ihre psychische und körperliche Balance?
Zugegeben, die Beantwortung dieser Fragen erfordert gerade jetzt in Zeiten der Krise und des Re-Starts eine gehörige Portion Besonnenheit, Selbstreflexion und Ehrlichkeit. Aber gerade diese Fähigkeiten zählen zu den wichtigsten Skills einer Führungskraft – insbesondere in Krisenzeiten. Wer sich damit schwer tut, findet Unterstützung bei dem Coach seines Vertrauens. Er kann aus seiner „Außensicht“ Lernfelder in Sachen FÜHRUNG objektiv identifizieren und Lösungen anbieten.
Wer jedoch die obenstehenden neun Fragen mit "Ja“ beantworten kann, ist ein echter Leadership-Profi. Gratulation! Dann ist er/sie für Führungsaufgaben auch in der bedrohlichsten Krise bestens gerüstet – und somit in der Wirtschaft eine gefragte Führungskraft.
Autor
Albrecht von Bonin ist seit über 40 Jahren selbständiger Personalberater und Coach. Die Von Bonin + Partner Personalberatung berät Hotellerie, Touristik und deren Zulieferbranchen bei der Suche und Auswahl von Spitzenkräften. Sein Buch „Mitarbeiter suchen, finden, fördern, binden“ (Matthaes Verlag) ist inzwischen zum Standardwerk für innovative Führungskräfte und Unternehmen geworden.