Das Geschäft mit dem schlechten Wetter
Das deutsche Start-up "Weatherpromise" schickt sich an, eine neue Form der Reiseversicherung zu etablieren. Die Berliner bieten Urlaubern eine Absicherung, berechnet aus Unmengen an Wetterdaten, gegen schlechtes Wetter. Erster großer Kooperationspartner ist das Ferienhausportal Hometogo.
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Seit fast drei Jahren arbeitet Gründer David Klemm an dem neuen Angebot, inzwischen ist "Weatherpromise" in den USA und Europa gestartet. Zunächst habe man 60 Terrabyte an historischen Wetterdaten aus der ganzen Welt gesammelt und in dem eigenen System verarbeitet. "Und jeden Tag kommen 10 Gigabyte neuer Daten dazu", berichtet Klemm gegenüber Hotel vor9. Nach Angaben des Unternehmens werden dabei täglich über 500 Millionen Datenpunkte aus Satelliten, Wetter- und Radarstationen verarbeitet.
Mit der riesigen Menge an Wetterinformationen ist das Unternehmen in der Lage, Aufenthalte an fast jedem Reiseort der Welt gegen zu viel Regen zu versichern. Innerhalb von 500 Millisekunden errechnet das System einen dynamisch erzeugten Preis für die individuelle Versicherung. Sollte während des Aufenthalts ein bestimmter Anteil der Urlaubszeit verregnet sein, erhalten die Gäste die gesamten Kosten der gebuchten Unterkunft zurückerstattet.
Dabei stellt Klemm klar: "Wir versuchen nicht das Wetter vorherzusagen, das ist nicht möglich. Wir schauen uns die Historie an und prognostizieren die Wahrscheinlichkeit, wie viel Regen fallen könnte. Mit einem entsprechenden Berechnungsprogramm generieren wir dann das passende Versicherungsprodukt". Die Kosten der Versicherung liegen in der Regel bei sechs bis neun Prozent des Buchungswertes der Unterkunft.
Hometogo testet gerade das neue Versicherungsprodukt
Mit dem Ferienhausportal Hometogo hat das Start-up bereits einen großen Kooperationspartner gefunden. Die Versicherungen werden hierzulande insbesondere für Reisen innerhalb Deutschlands genutzt, ein Schwerpunkt seien die Ziele an der Nord- und Ostsee und den dortigen Inseln, heißt es. Laut Klemm hat man in den ersten Monaten bereits eine vierstellige Anzahl an Versicherungen absetzen können. Auch der niederländische Campinganbieter Eurocamp hat die Lösung bereits in seine Buchungsstrecke integriert.
Die verregneten Sommermonate hätten dabei zu vielen Schadensfällen geführt. "Aber das gehört beim Versicherungsgeschäft dazu", zeigt sich Klemm gelassen. Insgesamt 20 Mitarbeiter beschäftigt das junge Unternehmen bereits, finanziert wird das Start-up über einen Venture-Capital-Fonds aus den USA. Die gesamte Abwicklung, auch der Erstattungsprozess, läuft dabei vollautomatisch ab. "Jeder Kunde erhält über einen Link den direkten Zugriff auf den versicherten Wetterort und bekommt dort angezeigt, wie viel es geregnet hat und ob es dann zur Auszahlung kommt oder nicht", so Klemm.
Sein Ziel ist es, dass seine Wetterversicherung sich in naher Zukunft ähnlich etablieren kann wie die Reiserücktrittsversicherung. Auch andere Anbieter haben sich bereits mit ähnliche Angeboten in den Markt begeben. So bietet das Hamburger Insurtech-Unternehmen Wetterheld ebenfalls eine Versicherung gegen schlechtes Wetter im Urlaub an, die etwa über TUI verkauft wird. Das Interesse aus der Reisewirtschaft sei bereits enorm findet David Klemm. Und grundsätzlich lasse sich das Produkt weiter ausbauen. Auch Versicherungen gegen andere Wetterphänomene, wie Hitzewellen, starken Wind und Schnee seien möglich, da auch diese Daten im Hintergrund zur Verfügung stünden.
Pascal Brückmann