9. Oktober 2024 | 07:00 Uhr
Teilen
Mailen

"Für Irland sollte man genug Zeit einplanen"

Großartige Natur, freundliche Menschen, reiche Geschichte: Irland ist ein Reiseland, das viel zu bieten hat. Nadine Lehmann (Foto), Market Managerin für Deutschland bei Tourism Ireland, rät dazu, sich Zeit zu lassen, für einen Plausch mit einem Iren am Wegesrand oder einen spontanen Pub-Besuch. Sie verrät, worauf Reisebüromitarbeiter bei einer Beratung achten sollten.

Tourism Ireland

Nadine Lehmann ist die Market Managerin für Deutschland bei Tourism Ireland

Frau Lehmann, was sind die größten Denkfehler bei der Beratung zu Irland?

Nadine Lehman: Ein häufiger Denkfehler ist die Unterschätzung der Vielfalt und Größe der Insel. Viele denken, dass man Irland in wenigen Tagen komplett erkunden kann, was jedoch nicht realistisch ist – obwohl die Insel in etwa so groß wie Bayern ist. Für die Fahrt auf den teils engen und gewundenen Straßen sollte man genug Zeit einplanen – und auch für den Plausch mit den Iren am Wegesrand. Ein weiterer Irrtum ist, sich auf die bekannten Touristenattraktionen zu konzentrieren. Ich gebe ein Beispiel: Die Cliffs of Moher sind zweifelsohne zu recht berühmt, ein paar Kilometer weiter südlich lohnen aber auch die Cliffs of Kilkee einen Besuch – fast ebenso hoch und weit weniger frequentiert. Raten Sie Ihren Kunden etwas mehr Zeit als nötig einzuplanen und die Routen mit Puffer zu planen – für die Schafherde, die die Strecke kreuzt, ebenso wie für den spontanen Besuch im Pub, weil Livemusik durch das Fenster tönt.

Welche Punkte sollte man bei der Beratung zu Irland beachten?

Irland ist eine Ganzjahresdestination. Das ist wichtig zu wissen. Durch den Golfstrom ist das Wetter auch im Winter mild. Ebenso gibt es in der Nebensaison viele Events und Festivals. Der St. Patrick‘s Day wird im März gefeiert, das aus Irland stammende Halloween Ende Oktober. Irland bietet für jede Zielgruppe etwas. Sowohl für Aktivurlauber als auch für Kulturinteressierte und Ruhesuchende. Vom Campingplatz bis zum Schlosshotel gibt es für alle Budgets auch die passende Unterkunft. Das macht die Beratung so wichtig. Von allen regionalen Flughafen gibt es eine direkte Anbindung an unsere Küstenstraße Wild Atlantic Way entlang der Westküste.

Die drei wichtigsten Gründe für einen Urlaub in Irland?

Die atemberaubende Natur: Von der spektakulären Küstenlinie des Wild Atlantic Way über grüne Täler und schroffe Klippen bis hin zu mystischen Seenlandschaften – Irlands Natur ist unvergleichlich. Mein Tipp: Besuchen Sie Glenveagh National Park in Donegal. Außerdem ein Grund: die reiche Kultur und Geschichte. Von antiken Ruinen und mittelalterlichen Burgen bis hin zu lebendiger Musik- und Pub-Kultur, Irland hat eine faszinierende und gut zugängliche Kulturgeschichte. Und die freundlichen Menschen: Iren sind bekannt für ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Hier nimmt man sich die Zeit für einen Plausch und der Humor ist einzigartig.

Was sollte man in Irland auf keinen Fall verpassen?

Wie lang darf diese Liste werden? Es gibt so viele tolle Ecken, Städte und Aktivitäten. Ich empfehle einen Roadtrip, mit Auto, Bus oder sogar Zug. Nach einem Stadtaufenthalt in Dublin geht es an die Küsten, etwa zum Wild Atlantic Way und seinen wunderbaren Klippen, die man gesehen haben sollte. Ein Muss für Wanderer sind die Slieve Bloom Mountains, eins der verborgensten Wanderparadiese Irlands. Kerry mit dem Ring of Kerry oder dem Skellig Ring ist sehr beliebt, auch der Besuch einer der vielen kleinen Inseln entlang der Westküste ist eine gute Idee.

Und natürlich sollte man das "alte Irland" nicht vergessen, die oft jahrhundertealten Stätten wie das Hügelgrab von Newgrange, die alte Klosterstätte Glendalough oder den Rock of Cashel. Es bietet sich an, eine besondere Übernachtung einzubauen, in einem kuscheligen alten Manorhouse oder in einem Leuchtturm. Der Besuch im Pub mit Musik darf nicht fehlen und kulinarisch sollte man sich auch verwöhnen lassen, ob bei Austern, Seegras, Lachs, Rind oder mit einem Whiskey Tasting.

Für wen ist Irland ein ideales Ziel?

Ehrlich gesagt: Irland ist für jedermann geeignet. Naturliebhaber, also Wanderer, Radfahrer und Outdoor-Enthusiasten kommen voll auf ihre Kosten. Und genauso Geschichts- und Kulturliebhaber. Irland hat eine reiche Geschichte, die von alten Burgen, Klöstern und prähistorischen Stätten geprägt ist. Städte wie Dublin, Galway und Cork bieten kulturelle Erlebnisse während des Jahres. Irland ist bekannt für seine lebendige Musikszene, insbesondere für traditionelle irische Musik, aber auch z.B. für sein Opernfestival in Wexford oder zeitgenössische Musik in Belfast. Nicht zu vergessen der mitreißende irische Tanz. Reisenden, die die ruhige Natur genießen möchten, bietet Irland viele Möglichkeiten, z.B. Aufenthalte in gemütlichen Cottages oder Wellnesshotels inmitten der Natur. Und wer leidenschaftlicher Golfer ist, darf Irland mit seinen über 400 Golfplätzen und den beeindruckenden Links-Kursen nicht verpassen.

Touristische Trends – was steht bei deutschen Urlaubern hoch im Kurs?

Touristen suchen zunehmend nach authentischen Erlebnissen, und Irland bietet viele Möglichkeiten, das echte irische Leben zu erleben. Das kann ein Trommelkurs auf der irischen Rahmentrommel Bodhran sein oder die Hirtehund-Vorführung auf einer Farm. Auch Eisbaden gewinnt zunehmend an Popularität. Viele Iren baden übrigens das ganze Jahr über im Meer. Reisende, die alternative, weniger frequentierte Ziele suchen, finden in Irland viele unberührte Landschaften, kleine Dörfer und versteckte Schätze.

Was gibt es nur in Irland – Stichwort Gaelic Games?

Gaelic Games wie Hurling und Gaelic Football. Das sind traditionelle irische Sportarten, die nirgendwo sonst in dieser Form gespielt werden. Ein Besuch in einem GAA-Stadion (Gaelic Athletic Association) ist sicher eines der Highlights jeder Irlandreise. Die irische Pub-Kultur ist einzigartig in ihrer Originalität. Ebenso einzigartig: die irische Mythologie mit ihren Feen und Leprechauns. Und die beeindruckende Anzahl an prähistorischen Stätten wie Ringforts und Steinkreisen, die tief in der Geschichte und den Legenden des Landes verwurzelt sind.

Wie viel Zeit sollte man für Irland einplanen?

Mindestens eine Woche, um die wichtigsten Highlights zu sehen. Für eine intensivere Entdeckungstour, bei der man auch weniger besuchte Regionen erkundet, sollten zwei bis drei Wochen eingeplant werden. Ein zweiwöchiger Roadtrip entlang der gesamten Küste, von der Halbinsel Inishowen im Norden bis zur Copper Coast im Süden, bietet eine großartige Möglichkeit, die Vielfalt Irlands zu erleben.

Irland und die EU – was muss der Tourist wissen?

Die Republik Irland ist Mitglied der EU, daher gelten die allgemeinen EU-Reisebestimmungen. Deutsche Touristen benötigen kein Visum, ein gültiger Personalausweis oder Reisepass reicht aus. Die Währung ist der Euro. Es gelten EU-Roaming-Vorschriften, daher fallen in der Regel keine zusätzlichen Roaming-Gebühren für Mobilfunknutzung an. Nordirland gehört zum Vereinigten Königreich und verwendet das Britische Pfund als Währung. Großbritannien führt ab April 2025 offiziell eine elektronische Einreisegebühr (ETA) ein.

Das Gespräch führte Gabriele Beautemps

Lesen Sie mehr über das Reiseziel auf der grünen Insel in der Themenwoche Irland auf Reise vor9 und Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

Anzeige Reise vor9