6. Juli 2020 | 19:45 Uhr
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Tauziehen um Mallorcas Zukunft

"Was wird aus der Lieblingsinsel der Deutschen?", fragt der "Spiegel" in der Titelstory seiner jüngsten Ausgabe. Die Reporter reden mit vielen, vom Tourismusforscher über eine Saisonkraft bis hin zum Ballermann-Barden Peter Wackel. Eine klare Antwort bleibt das Magazin am Ende allerdings schuldig.

Mallorca_Windmühle_Foto iStock Doescher

Menschenleer sind derzeit viele Ecken von Mallorca

"Die einsame Insel", lautet die Headline, mit der das Nachrichtenmagazin seine Geschichte überschreibt. Statt, wie normalerweise, 1,3 Millionen, kamen in den ersten beiden Juni-Wochen nur 216.000 Besucher. Statt 2.855 Fliegern an einem Wochenende starteten jüngst 200 am Tag.

Die Feierbuden in der berüchtigten Schinkenstraße sind verrammelt, ob und wann sie wiedereröffnen, ist ungewiss. Das freut manche, wie etwea den Tourismusprofessor Murray Mas, der meint, Mallorca sei schon lange am Limit gewesen. Nun sei es Zeit, darüber nachzudenken, wie das Mallorca der Zukunft aussehen soll. Der linke Politiker Carles Manera Erbina sinniert, in der Brust der Mallorquiner schlügen zwei Herzen: Jeder wisse zwar, dass der Massentourismus nicht mehr zeitgemäß sei. Doch bei der Suche nach der Alternative sei man noch nicht weit.

430 Euro Grundsicherung

Für den romantischen Gedanken, dass Mallorca ohne Massentourismus eine Zukunft hätte, hat eine Kellnerin, die zuvor in der Saison 2.000 Euro netto verdiente und nun von 430 Euro Grundsicherung leben muss, wenig übrig. Sie plagt Existenzangst.

Ob der Schlagersänger Peter Wackel ("Scheiß drauf") bereits ähnliche Probleme hat, das darf getrost bezweifelt werden. Er hofft, dass der "Bierkönig" bald wieder eröffnet wird. Der gab ihm und seinesgleichen damals Asyl, als der Schlager in Deutschland verpönt gewesen sei, so der "Spiegel".

Was ist die Alternative?

Viele, auch zugezogene Deutsche und Briten, forderten schon länger einen nachhaltigen Tourismus, mit gesitteten, solventen Gästen die keine Kampagne gegen "besoffen vom Hotelbalkon springen" benötigten. Sie wünschten sich Ruhe und Entschleunigung. Doch nun habe Mallorca dank des Virus "das Schlimmste erlebt, was einem Traum passieren kann: Er wird wahr".

Da passt es gut, dass auch "Spiegel"Redakteur Juan Moreno in einem Kommentar nach einem Besucher auf der leeren Insel vieles über den Haufen wirft, was er früher dachte. Er appelliert: "Ich kann nicht glauben, dass ich das schreibe, aber wenn ich etwas von meinem Besuch hier mitnehme, dann, dass Mallorca ein Paradies ist, und wenn man den Mallorquinern einen Gefallen tun will, bucht man sich einen Flug und ruinieert es ihnen."

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