28. Februar 2021 | 09:46 Uhr
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Studie prognostiziert 200.000 Jobverluste im Alpenraum

Eine Hochrechnung der Frankfurter Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) beziffert den Umsatzausfall durch die fehlende Wintersaison im deutschsprachigen Alpenraum auf 15,8 Milliarden Euro. Dies werde knapp 200.000 Jobs kosten, so die Vorhersage.

Skifahrer

Der Ausfall der Skisaison kommt den Alpenraum teuer zu stehen

Grundlage der Hochrechnung, die von der Lobbyorganisation Vitalpin, einer grenzübergreifenden Interessensgemeinschaft für alpines Wirtschaften, in Auftrag gegeben wurde, ist die Annahme, dass es in diesem Winter nicht mehr zu einer touristischen Öffnung der alpinen Skiregionen kommt. Das habe "dramatische wirtschaftlich Auswirkungen, die weit über die Branche hinaus zu spüren sind", heißt es.

Hannes Parth, Vorsitzender der Organisation, sagt: "Durch Reisewarnungen und Lockdowns steht nicht nur der Tourismussektor vor enormen Herausforderungen. Auch viele andere Branchen, die indirekt vom Reisegeschehen abhängig sind, haben mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen. Der Virus hat die Gesundheit des gesamten Wirtschaftssystems im Alpenraum ins Wanken gebracht." Dabei, so glaubt er, stelle "die Ausübung von Outdoor-Aktivitäten wie Skifahren, keinen Widerspruch zu einer verantwortungsvollen Pandemiebekämpfung dar".

Zahlreiche Wirtschaftssektoren betroffen

Die Hochrechnung analysiert Auswirkungen der Übernachtungsrückgänge im Alpenraum im Winter 2020/21 auf die Umsätze, die Wertschöpfung, den Arbeitsmarkt und die unselbstständigen Einkommen in den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen. Unter "alpiner Raum" seien in der Hochrechnung die österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Steiermark, der Kanton Graubünden, der Freistaat Bayern sowie die autonome Provinz Bozen – Südtirol verstanden worden.

Die Umsatzausfälle in den direkt betroffenen Sektoren führten über die realwirtschaftlichen Kreislaufverflechtungen sowie die innerregionalen Lieferbeziehungen am Ende zu Einbußen in allen Branchen, heißt es in der GAW-Studie. Der Totalausfall des Übernachtungstourismus im alpinen Raum bewirke einen Wertschöpfungsverlust von 23 Milliarden Euro, einen Einkommensverlust von 8,7 Milliarden Euro und den Verlust von knapp 200.000 Jobs. Stark betroffene Bereiche seien neben dem Tourismus selbst etwa der Handel und die Bauwirtschaft. Ebenso betroffen seien Mobilitätsanbieter, Dienstleister und die Landwirtschaft.

Weil die Abnehmer aus der Gastronomie und Hotellerie fehlten, müssten Tonnen an Lebensmitteln vernichtet werden: "So wie eine Kuh auch in Pandemiezeiten weiter Milch gibt, muss auch angebautes Gemüse geerntet werden, unabhängig davon, ob es dafür Abnehmer gibt oder nicht. Das führt dazu, dass allein in Tirol kürzlich 120.000 Tonnen Kohl vernichtet werden mussten, um nur ein Beispiel für die prekäre Lage der indirekt betroffenen Branchen zu geben", erklärt Vitalpin-Geschäftsführerin Theresa Haid.

 

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