10. August 2017 | 17:25 Uhr
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"Sea Princess" fuhr aus Angst

 

Keine Parties an Deck, kein Open-Air-Kino, kein gemütlicher Absacker an der Außen-Bar, kein nächtlicher Sprung in den Pool. Nicht einmal nächtliches Relaxen auf dem Balkon der Kabine. Statt dessen geschlossene Vorhänge bei Nacht, gedimmte oder ausgeschaltete Außenbeleuchtung und zusätzliche Sicherheitsübungen. "Es war wie auf einem Geisterschiff." So beschreibt Kreuzfahrerin Carolyne Jasinski auf einer australischen Nachrichtenseite zehn Tage während einer 104-tägigen Weltreise mit der "Sea Princess", während derer der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes überzeugt war, dass eine "reale Gefahr" von Piratenangriffen gegeben sei. Die Passagierin war in Sydney an Bord gegangen.

Schwierige Fahrtgebiete. Die "Verdunkelung" ereignete sich offenbar, während das Schiff von Sri Lanka durch den Indischen Ozean, entlang der somalischen Küste und durch den Golf von Aden Richtung Suez-Kanal unterwegs war. Das sind in der Tat die Gewässer, in denen die Gefahr von Piratenangriffen ein Problem darstellt, wenngleich Kreuzfahrtschiffe eher selten davon betroffen sind. Aktenkundig ist allerdings zum Beispiel ein Fall aus dem Jahr 2009, in dem die "MSC Melody" von Piraten angegriffen wurde. Unter tatkräftiger Mithilfe der Passagiere, die die Angreifer mit Deckstühlen bewarfen, konnte die Attacke damals abgewehrt werden. Passagiere klagten anschließend über mangelnde Professionalität des Sicherheitspersonals.

"Obligatorische Sicherheitsübungen". Die Reederei Princess Cruises erklärt auf Anfrage von Gloobi.de, sie führe "zusätzlich zu den regulären und obligatorischen Sicherheitsübungen für Passagiere auch spezifische Anti-Piraterie-Trainings durch". Diese fänden statt, bevor eines der Princess-Schiffe in eine entsprechend bedrohte Region einfahre. "Alle Maßnahmen, die an Bord der Sea Princess getroffen wurden, erfolgten ausschließlich aus reiner Vorsicht und hatten keinen konkreten Anlass", so die Reederei.

Frequenz stark gesunken. Auch wenn es aus den Schlagzeilen geraten ist: Das Problem möglicher Piratenangriffe ist den Kreuzfahrtanbietern, die die kritische Region passieren müssen, um von Südostasien ins Mittelmeer zu gelangen, sehr präsent. Tui Cruises erklärt auf Anfrage, man stehe zu der Thematik "sowohl mit den Sicherheitszentren der beiden Mutterkonzerne, Tui AG und Royal Caribbean, als auch den örtlichen Agenturen und dem Auswärtigen Amt in Kontakt". Die Frequenz solcher Vorfälle sei "stark gesunken". Kreuzfahrtschiffe seien in den vergangenen Jahren gar nicht angegriffen worden, da sie "aufgrund ihrer Wendigkeit und Schnelligkeit für Piraten keine attraktiven Ziele" darstellten.

Man informiere die Gäste "sowohl vor der Abreise über die Reisebestätigung als auch an Bord über die jeweils getroffenen Vorsichtsmaßnahmen", die unter anderem auf Empfehlung der internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO umgesetzt würden. Bei der Durchfahrt durch den Golf von Aden habe Tui Cruises in der Vergangenheit unter anderem das Sicherheitspersonal an Bord erhöht und eine gesonderte Sicherheitsübung durchgeführt. Auch dass "bestimmte Bereiche an Bord für einen begrenzten Zeitraum geschlossen sowie die Beleuchtung ausgeschaltet" würden, um die Sehkraft im Dunkeln zu verbessern, sei ein Teil der Schutzmaßnahmen, bestätigt die Reederei.

Christian Schmicke