Flughafen Düsseldorf droht Pegasus mit Konsequenzen
Nach der unangekündigten Streichung von fünf der geplanten 17 Flüge der türkischen Fluggesellschaft am Wochenende und der Verlegung von sechs weiteren Abflügen an andere Airports kursieren unterschiedliche Versionen zu den Ursachen. Im Mittelpunkt der Spekulationen stehen die Airline Pegasus selbst und ein Dienstleister. Airport-Chef Thomas Schnalke ist sauer.
Das Chaos war groß: Rechtzeitig zu Beginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen konnte Pegasus Airlines einen großen Teil der vorgesehenen Starts nicht planmäßig durchführen. Nach Berichten des "WDR" kam es am Freitag auf dem Düsseldorfer Flughafen zu Gedränge und tumultartigen Szenen vor den Abfertigungsschaltern von Pegasus Airlines. Bis zu fünf Stunden hätten die Wartezeiten betragen, heißt es. Einige Passagiere hätten wütend gegen die Schalter getreten, heißt es. Bei den Mitarbeitern habe "nackte Angst" geherrscht, wird ein Sprecher der Abfertigungsfirma Global GSRM zitiert. Mehrere Abfertigungsmitarbeiter hätten fluchtartig ihren Arbeitsplatz verlassen. 40 Polizeibeamte hätten für Ruhe sorgen müssen.
Schlechte Personalplanung beim Abfertiger
Von Pegasus Airlines selbst hieß es zu den Vorfällen, personelle Engpässe in der Abfertigung seien der Grund dafür. Bei dem Dienstleister Global GSRM hätten sich am Freitag zwölf Mitarbeiter krankgemeldet. Darauf haben Pegasus "bedauerlicherweise keinen Einfluss nehmen können". Als Ersatz für die ausgefallenen Flüge seien außer am Sonntag auch noch am Montag und Dienstag Zusatzflüge nach Istanbul geplant. Pegasus bemühe sich um Kompensation und werde dazu auch mit jedem betroffenen Fluggast Kontakt aufnehmen.
Die "Rheinische Post" zitiert einen Mitarbeiter des Abfertigers mit der Bemerkung, das Chaos sei vorhersehbar gewesen. "Unsere Personaldecke ist so ausgedünnt, die Arbeit war schon vor der Ferienzeit kaum zu schaffen", sagte dieser gegenüber der Zeitung. Während der Corona-Pandemie hätten mindestens elf Leute das Unternehmen verlassen müssen, die für den Check-in zuständig gewesen seien.
So seien etwa in Düsseldorf nur noch zehn Leute eingestellt. Das habe dafür gesorgt, dass Mitarbeiter mehrere Schichten hintereinander erledigen mussten. Ein Kollege habe dem namentlich nicht genannten Mitarbeiter gar gesagt, er habe "56 Tage am Stück gearbeitet". Eine weitere Global-GSRM-Mitarbeiterin wird von der "Rheinischen Post" mit der Aussage zitiert, für den Kundenansturm während der Sommerferien seien "mindestens sechs weitere Mitarbeiter“ erforderlich. Am Wochenende seien gleich drei Mitarbeiter ausgefallen.
Berichte: Airline schickte Mitarbeiter in Zwangsurlaub
In türkischen Medien wird unterdessen spekuliert, auch Personalprobleme bei Pegasus Airlines selbst seien für das Chaos zum Start der Sommerferien des bevölkerungsreichsten Bundeslandes verantwortlich. 400 Mitarbeiter seien Anfang Juli in unbezahlten Urlaub geschickt worden, meldet das Portal "Habererk", auf die das sich auch ein "Bild“-Bericht bezieht. 40 weiteren Pegasus-Angestellten, darunter auch Piloten, sei gekündigt worden. Die Maßnahmen hätten sich vor allem gegen gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter gerichtet, heißt es weiter.
Bis zum Montag hatte sich der Flugverkehr bei Pegasus Airlines offenbar stabilisiert; alle sechs Flüge hoben laut der Website des Düsseldorfer Flughafens planmäßig ab. Für Dienstag steht ein Flug von Düsseldorf nach Antalya in der Rubrik "annulliert".
Airport erwägt rechtliche Schritte
Thomas Schnalke, Chef des Düsseldorfer Flughafens, hält die Sache damit allerdings keinesweges für erledigt. Dem Fachportal "Aerotelegraph" sagte er, die Verantwortung für das Chaos liege eindeutig bei Pegasus Airlines. Die Fluglinien seien für die operativen Handling-Prozesse verantwortlich, der Flughafen stelle die nötige Infrastruktur zur Verfügung, so Schnalke. Man habe Pegasus am Freitag "eine ganze Sektion von insgesamt 14 Schaltern mit über 1.000 Quadratmetern Wartefläche bereitgestellt" Doch die Fluggesellschaft habe "nicht in ausreichendem Maße beziehungsweise zeitweise gar kein Personal, um diese Schalter zu besetzen". Auch sei kein Vertreter vor Ort gewesen, um mit den Passagieren zu reden.
Eine solche Situation habe er noch nicht erlebt, kritisierte der Airport-Chef. Airlines hätten "ihren operativen Verpflichtungen nachzukommen". Der Flughafen Düsseldorf prüfe aktuell den ihm entstandenen Schaden und behalte sich rechtliche Schritte gegen Pegasus Airlines vor.
Christian Schmicke