Corona-Impfungen in Afrika ziehen sich länger hin
Das ursprünglich für dieses Jahr anvisierte Ziel einer Impfung von 60 Prozent der Bevölkerung sei kaum vor Ende 2022 zu erreichen, heißt es von Africa CDC, der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union. Laut CDC sind bisher nur 1,4 Prozent der Bevölkerung auf dem Kontinent komplett geimpft.
"Wir bleiben sehr optimistisch, bis zum Jahresende 25 Prozent geimpft zu haben", sagte CDC-Africa-Director John Nkengasong nach Angaben der Nachrichtenagentur "DPA". Marokko sei dabei im kontinentalen Vergleich mit 21,3 Millionen verabreichten Dosen am weitesten fortgeschritten, vor Südafrika mit 5,6 Millionen Dosen. Länder wie Burundi, Eritrea und Tansania hätten bislang nicht mal mit Impfungen begonnen, obwohl beispielsweise Tansania sich nun bei der Corona-Bekämpfung stärker engagiere.
Die CDC versucht über die Avat-Kommission (African Acquisition Trust), die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika erst 82,7 Millionen Impfdosen von den für dieses Jahr geplanten 700 Millionen erhalten; 74 Prozent davon seien verabreicht worden. Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech will künftig seinen Covid-19-Impfstoff auch bei einem Partner in Afrika abfüllen. Ende der kommenden Woche sollen außerdem die ersten Dosen der in Südafrika produzierten Dosen von Johnson & Johnson ausgeliefert werden. Auch die von den USA versprochenen Impfstoffe stünden nun zur Auslieferung an, heißt es.
Der Kontinent leidet derzeit schwer unter einer dritten Corona-Infektionswelle. In Algerien und Tunesien sei laut CDC bereits jeder vierte infiziert. Die Infektionswelle wird von der hochansteckenden Delta-Variante beschleunigt. Insgesamt wurden nach offiziellen Angaben in Afrika bisher gut 6,3 Millionen Infektionen dokumentiert, mehr als 160.000 verliefen tödlich. Die Dunkelziffer ist nach Ansicht vieler Experten hoch. CDC-Chef Nkengasong räumte ein, dass in einigen Ländern noch unklar sei, warum die Zahlen dort auffällig niedrig seien. Die Gesamtzahl der Fälle ist bei alldem im Vergleich zu anderen Weltregionen relativ gering. Das dürfte auch daran liegen, dass viele der in Afrika lebenden Menschen jung sind.