Auf der Suche nach der perfekten Freeride-Spur
Die neue Skisaison steht auch in St. Anton am Arlberg vor der Tür, das Opening steigt am 4. Dezember. Die alpine Hochburg in Österreich eignet sich nicht nur für Pistenfans, sondern auch für Freerider. Die Redaktion von Counter vor9 hat den Reiz des Skifahrens abseits der Piste im Vorjahr ergründet; natürlich mit erfahrenem Bergführer sowie der passenden Ausrüstung inklusive Tourenski, Fellen, Lawinenausrüstung und mehr.
St. Anton am Arlberg ist ein Anlaufpunkt für Freeride-Fans. Der Ort gilt als Herzstück des größten zusammenhängenden Skigebiets Österreichs mit 305 Kilometer Abfahrten, 88 Liften und Bahnen sowie 200 Kilometern Freeride-Gelände. Und genau das will sich die Counter vor9-Redaktion mal genauer anschauen.
Zunächst gilt es, den Tagesausflug vorzubereiten, natürlich mit Hilfe eines Profis. In diesem Fall heißt der Experte Martin Rofner – er ist Guide bei der Skischule Arlberg. In einem Vorgespräch werden die Erwartungen und vor allem das Können der Schüler beziehungsweise der Gruppe abgeklärt. In unserem Fall war das Niveau fortgeschritten, mit leichtem Respekt vor steilen Hängen zwar, aber soliden Fähigkeiten in nahezu jedem Gelände. Am Tag der Tour hatte es in St. Anton seit etwa vier Wochen nicht geschneit. Doch das tut der Schneequalität kaum Abbruch, weiß Guide Rofner. Es bestand zudem keinerlei Lawinengefahr und es gab dennoch ausreichend unberührtes Gelände, wenn man sich auskennt. Ganz wichtig für die eigene Sicherheit und zum Schutz von Flora und Fauna sei es, solche Offroad-Ausflüge niemals alleine zu unternehmen, mahnt der Skitouren-Guide.
Auf die richtige Ausrüstung kommt es an
Vor der Tour ins Gelände wird das passende Equipment ausgeliehen. In unserem Fall Hardware für eine Skitour mit Freeride-Abschnitt, hier ein Ski für 70 Prozent Freeride und 30 Prozent Piste plus Felle. Das sei notwendig, um beim Anstieg trotz gewachstem Ski nicht zu rutschen. Auch beim Skischuh kommen spezielle Modelle zum Einsatz. Für den Ski sollte man mindestens 50 Euro einplanen inklusive Skitour-Bindung und Fell. Für die Sicherheit ist ein Lawinenrucksack, ein Ortungsgerät und Schaufel notwendig, um im Ernstfall sowohl den Kunden als auch den Guide auffindbar zu machen.
Ab ins Gelände
Nachdem diese Pflichtübung absolviert war, folgte die Kür. Treffpunkt war um neun Uhr morgens bei Bombenwetter mit strahlendem Sonnenschein, den auch der mit 2.811 Metern höchste Gipfel Valluga strahlen ließ. Vor dem Start gab es eine kurze Technikeinführung vom Guide für die Neueinsteiger in Sachen Tourenski. Dann ging es rein in die Rendlbahn und rauf auf 2.030 Meter. Dann folgten mehrere Lifte und Traverse bis zur Riffelbahn II weiter ins Tal hinein. Und so arbeitete sich das Team Stück für Stück zum Ausgangspunkt der Skitour vor.
Pistenspaß, den man sich erarbeiten muss
Etwa zweieinhalb Stunden dauerte der Aufstieg zur Rossfeldscharte, mit rund 450 Höhenmetern. Das Ganze ist laut Skiprofi konditionell nicht zu unterschätzen, Teilnehmer sollten nicht untrainiert sein und Ausdauer haben, um auf 2.750 Meter zu gelangen. Bei diesem Aufstieg hilft ein gleichmäßiger Schritt und das Beherrschen der Spitzkehre, vor allem an steileren Stellen.
Die Belohnung folgte im Nordhang, der trotz Sonnenschein mit zehn Zentimetern Pulverschnee aufwartete, besonders im unteren Teil. Highlight des Tages: eine 25 Minuten dauernde Abfahrt zum Genießen, abseits der Hektik und ohne andere Urlauber. Darauf folgten 25 Minuten Ziehweg, der schmal und vereist war und somit nichts für Leute ohne sicheren Schwung. Zudem ging es auf einer Seite steil in die dichtbewachsene Schlucht hinunter. Nach dem Nervenkitzel unten angekommen, ab in den Bus zurück nach St Anton.
Ein Erlebnis, das seinen Preis hat
Ganz billig ist der exklusive Ausflug natürlich nicht. Für die Tagestour kommen Kosten von mindestens 500 Euro für den privaten Guide zusammen, plus 43 Euro je Person und 50 Euro für die Ski plus Liftkarte. Maximale Gruppengröße pro Guide liegt bei sieben Skifahrern, heißt es von der Skischule Arlberg.
Die Preise bewegen sich in diesem Winter zwischen 55 und 78 Euro für die Tageskarte. Fazit: Ein fantastisches Erlebnis, sich den Berg zu erarbeiten und in absoluter Stille und Einsamkeit fast schwerelos ins Tal zu gleiten. Und als Tipp für Wintersportler, die mal einen Tag abseits der Piste verbringen möchten, ist das Verwalltal oberhalb von St Anton wärmstens zu empfehlen. Eine Winterlandschaft, die einen wandernd zur Ruhe kommen lässt.
Sabine Schreiber-Berger