28. Juni 2024 | 12:19 Uhr
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Wo die deutsche Touristik in Asien Chancen verpasst

Die deutsche Touristik setze im Hinblick auf Asien-Reisen zu stark auf Mainstream-Angebote, die einander sehr ähnlich seien, sagte Stephan Roemer, Chef des Asien-Spezialisten DTH Travel, kürzlich im Reise vor9 Podcast. Dabei lohne es sich, Angebote abseits der ausgetretenen Pfade zu lancieren.

Römer Stephan

Stephan Roemer kennt die asiatischen Reiseländer genau

DTH Travel mit Hauptsitz in der Schweiz ist als Destination Management Company mit 67-jähriger Geschichte in 14 asiatischen Ländern vertreten und bedient zahlreiche europäische Quellmärkte sowie Russland und in geringerem Maße Nordamerika. Im Reise vor9 Podcast berichtet Firmenchef Stephan Roemer über die Entwicklung der asiatischen Reiseländer sowie der Nachfrage aus dem deutschen Markt nach der Corona-Pandemie. Insgesamt seien die asiatischen Ziele, darunter Japan, Malaysia, Vietnam und Thailand, mit hohen Wachstumsraten wieder auf der Erfolgsspur, sagt er. Dazu trage auch ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis bei, weil die Preise in den meisten Ländern währungsbedingt unter denen der Vor-Corona-Zeit lägen. Eine Ausnahme bildeten China und Hongkong, weil sie sich erst sehr spät wieder für den Tourismus geöffnet hätten.

Im abschließenden Teil des Gesprächs beleuchten wir, was Veranstalter und Reisebüros bei der Konzeption und Vermarktung von Asien-Reisen besser machen können. Was der Asien-Experte dazu zu sagen hat, lesen Sie im folgenden Interview.

Stefan, hast du für Veranstalter und Reisebüros im Hinblick auf die Vermarktung von Asien-Reisen einen Tipp, was sie besser oder geschickter machen können?

Stephan Roemer: Ein Schwachpunkt unserer Veranstalter ist, dass jeder gerne vergleichbare Produkte anbietet. Gerade der deutsche Markt ist hier ganz speziell, denn hier sind alle Produkte sehr vergleichbar. Und das ist genau das, was ich schade finde. Denn dadurch kämpft der deutsche Markt prinzipiell nur im Preisbereich. Es bieten fast alle deutschen Veranstalter die gleichen Hotels an. Zudem bieten sie meist die gleichen Rundreisen an, die sich seit 15 oder 20 Jahren kaum geändert haben.

Und das könnte sich ändern?

Ja, da sehe ich ein riesiges Potenzial. Einige deutsche Veranstalter haben mittlerweile auch erkannt, dass man mit Innovation neue Sachen auf den Markt bringen kann, die sehr gut ankommen. Wir konnten mit zwei, drei deutschen Veranstaltern dazu verhelfen, dass sie ihre Asien-Geschäfte massiv erhöhen konnten, weil sie einen Weg gegangen sind, wo sie gesagt haben, okay, wir versuchen es, wir machen etwas anderes, als das, was alle anderen machen. Und für sie war der Weg sehr erfolgreich.

Mir fällt dabei das Thema Japan ein. Da wollen ja alle gerne zur Kirschblüte hin. Und dann sind alle da, wenn alle da sind. Wahrscheinlich ist man aber auch als Kunde besser beraten, wenn man ein bisschen antizyklisch handelt, oder?

Das möchte ich genauso auch sagen. Gerade Japan ist ein wirklich gutes Beispiel. Ich habe beispielsweise meine Japan-Ferien Weihnachten, Neujahr mit meiner Familie verbracht. Das waren unsere Jahresferien. Weihnachten, Neujahr ist in Japan absolute Nebensaison. Die Japaner reisen nicht und es reisen wenig Leute nach Japan in dieser Zeit. Das ist aber eine der wunderschönen Jahreszeiten, in der man täglich den Fuji von Tokio aus sieht, im blauen Himmel. Man hat in der Regel recht gutes Wetter und kann so viel in Japan entdecken. Und die Preise sind etwa um die Hälfte geringer als während der Kirschblüte. Also auch für eine Familie sehr, sehr erschwinglich.

Und ich glaube, das ist das, wo wir auch als Europäer zwischenzeitlich ein bisschen umdenken müssen. Wir müssen ja nicht immer dort hingehen, wenn alle an den gleichen Ort und zur gleichen Zeit gehen. Das ist ja genau dort, wo ich eben den Massentourismus vermeiden kann. Dort, wo ich mich entwickeln kann. Da profitiere ich davon, dass ich genau etwas mache, was vielleicht die Masse eben nicht macht.

Dann lass uns zum Abschluss noch kurz über Euer wichtigstes Reiseziel, Thailand, sprechen. Gibt es da vergleichbare Phänomene und einen Tipp, was Reisende oder Veranstalter besser machen könnten?

Ja, das glaube ich schon. Da gibt es einige Tipps und einige Punkte. Beispielsweise hat sich Thailand in den letzten Jahren als sehr konkurrenzfähige Sommerdestination entwickelt.

Also in unseren Sommermonaten …

In unseren Sommermonaten, genau. Eine europäische Familie kann im Sommer in Thailand günstiger Ferien machen, als sie das am Mittelmeer macht. Schon deshalb, weil auch die Hotelpreise und die Nebenkosten einen Bruchteil von dem betragen, was beispielsweise am Mittelmeer normal ist. Das ist eine Möglichkeit, die Saison oder eben die Saisonunterschiede zu nutzen. Wenn ich jetzt schaue, arbeitsbedingt bin ich eigentlich immer in dieser Zeit in Asien. Die letzten fünf, sechs Jahre hatte Asien wunderschöne Sommer.

Ein weiterer Punkt sind die Reiserouten. Wir haben beispielsweise letztes Jahr komplett neue Tour-Itineraries entwickelt. Weg von dort, wo eben alle durchgehen. Es muss ja nicht immer nur Unesco-Weltkultur sein, das ich sehen will. Es gibt viel authentischere Erlebnisse zu sehen. Nicht zuletzt sind diese Destinationen oft günstiger, als dort, wo sich die ganze Masse hinbegibt. Das sind sicher Tipps, wo ich sagen kann, da kann man sich unterscheiden, da kann man den Kunden eine Freude machen.

Das Gespräch führte Christian Schmicke

Den kompletten Reise-vor9-Podcast vom 12. Juni finden Sie hier: 

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