Wie Tour Vital mit Reisebüros durchstarten will
Mit neuem Erscheinungsbild, erweitertem Programm, mehr Kleingruppen- und Privatreisen sowie neuen Zielen will der Rundreisespezialist das Image des Anbieters ärztlich betreuter Reisen abschütteln. Geplant sei eine Verdopplung des Umsatzes in von drei Jahren, sagt Geschäftsführer Marcel Mayer (Foto).
Seit rund einem halben Jahr, nachdem Nimbus Hands-On Investors aus den Niederlanden den Veranstalter von Thomas Cook gekauft hatte, ist Marcel Mayer als Geschäftsführer an Bord des Rundreise-Spezialisten Tour Vital. Für den Touristiker, der zuvor für den Portalbetreiber Dreamlines, die TUI-Töchter Berge & Meer und Oft Reisen arbeitete, kam der neue Job einer Rückkehr gleich. Bereits von 2009 bis 2011, vor der Übernahme durch Thomas Cook, arbeitete er für die Tour-Vital-Marke Panameo Erlebnisreisen.
Nun führt er das Unternehmen gemeinsam mit Beat Zingg und hat sich vorgenommen, den Veranstalter im Bild der Kundschaft und des stationären Vertriebs dort zu etablieren, wo er laut Mayer im Hinblick auf sein Produkt schon lange ist: als Erlebnis- und Rundreisespezialisten mit breiter Programmpalette und hohem Qualitätsanspruch. Denn bislang so räumt Mayer ein, sei Tour Vital den meisten Brancheninsidern hauptsächlich als Veranstalter ärztlich betreuter Reisen ein Begriff. Doch darauf beschränke sich das Portfolio schon lange nicht mehr, betont der Veranstalterchef.
Natürlich sollten die ärztlich betreuten Reisen weiterhin ein wichtiger Baustein der Aktivitäten bleiben, sagt Mayer. Diese würden im übrigen längst nicht nur von gesundheitlich angeschlagenen älteren Kunden gebucht, sondern auch von Kunden, die den entspannteren Reiseverlauf dieser Touren schätzten und von Berufstätigen, die nach der Rückkehr von einer Fernreise sofort wieder fit sein müssten. Ihnen verschaffe die ärztliche Begleitung ein gutes Gefühl.
Mehr Kleingruppenreisen und neue Ziele
Insgesamt gehe der Trend bei Tour Vital aber eindeutig zu einer stärkeren Betonung von Erlebnissen und Begegnungen auf komfortablem Niveau. Und so haben Mayer und sein Team den Auftritt von Tour Vital im Internet und zum Start der Winterkataloge komplett überarbeitet – mit modernem Design sowie neuer Bilder- und Farbwelt. „Wir verstehen Rundreisen nicht als Aneinanderreihung von Sehenswürdigkeiten, sondern als authentische Tour“, unterstreicht der Touristiker im Gespräch mit Reise vor9. „Das haben wir jetzt auch optisch in Szene gesetzt.“
Zugleich baut der Veranstalter zum Winter das Angebot aus. Beispielhaft dafür stehen laut Mayer Reisen in 14 neue Regionen, zum Beispiel nach Kolumbien, auch in Verbindung mit Panama, Malawi, Borneo, Madagaskar und Patagonien. Die Anzahl der touren habe sich im Vergleich zum Vorwinter „gut verdoppelt“, erklärt er. Vor allem Afrika hat es Mayer persönlich angetan. Er glaubt nach eigenem Bekunden fest an das Potenzial von Ländern jenseits der klassischen süd- und ostafrikanischen Ziele und berichtet stolz, dass es etwa für Malawi bereits zahlreiche Vorausbuchungen gebe. „Wenn wir dorthin gehen, glauben uns die Kunden, dass diese Ziele sicher sind.“
Zahl der Agenturen verdoppelt
Auch bei den Reiseformen arbeitet Tour Vital an Neuerungen. Dazu zählen etwa mehr Kleingruppen- und Privatreisen, Kombinationen von Kreuzfahrten und Rundreisen sowie vom nächsten Januar an individuell buchbare Bausteinangebote. Damit soll der Veranstalter, der derzeit rund 40 Millionen Euro pro Jahr umsetzt, kräftig wachsen, wobei den Reisebüros eine besonders wichtige Rolle zukommt.
„Unser Ziel ist es, den Umsatz in den nächste drei Jahren zu verdoppeln“, kündigt Mayer an, und: „Davon wollen wir die Hälfte mit Reisebüros erreichen.“ Bislang erzielen die Kölner rund ein Viertel ihres Umsatzes mit dem stationären Vertrieb. Hinzu kommen neben dem Direktvertrieb Reisen, die über Tchibo und den Discounter Netto vertrieben werden.
Für seine ehrgeizigen Pläne im Reisebürovertrieb sieht sich Mayer gut aufgestellt. So habe man die Zahl der Agenturen, die mit Tour-Vital-Katalogen in Form der Kooperationskataloge von Thomas Cook beliefert werden, zum Winter auf 5.000 verdoppelt. Auch gegenüber einer Zusammenarbeit mit interessierten Reisebüros, die keine Thomas-Cook-Agentur hätten, sei man offen, sagt er. Sie würden unkompliziert über die Agenturbetreuung freigeschaltet. Die Grundprovision liege bei zehn Prozent.
Christian Schmicke