Wie es um die Büros von Galeria Reisen steht
Die erneute Schließungswelle bei der insolventen Kaufhauskette Karstadt Galeria Kaufhof könnte nach aktuellem Stand gut 20 Reisebürofilialen von Galeria Reisen treffen. Hinter den Kulissen wird offenbar noch ausgelotet, ob weitere Büros erhalten bleiben könnten.
Bislang ist den Akteuren, die sich mit der Zukunft des Warenhauskonzerns befassen, keine Aussage zum Tochterunternehmen Galeria Reisen zu entlocken. Geht man davon aus, dass dort, wo Kaufhäuser geschlossen werden, auch die darin befindlichen Büros dichtmachen müssen, dann können künftig noch 63 von derzeit insgesamt 84 Reisebüros der Kette weiterbetrieben werden. Zuletzt hatte Galeria Karstadt Kaufhof bekanntgegeben, dass fünf Standorte entgegen der ursprünglichen Ankündigung doch erhalten bleiben sollen, darunter auch zwei mit Reisebüro. Dabei handelt es sich um Filialen in Leipzig und Rostock.
Handlungsalternativen bei Schließung?
Während das Ausmaß der+msinfo Schließungen, die Standorte der betroffenen Warenhäuser und die Zahl der zu schließenden Häuser, in denen sich ein Galeria Reisebüro befindet, mittlerweile klar sind, könnten sich für einzelne Büros an Standorten, die geschlossen werden, noch Handlungsalternativen auftun, wenn es sich denn um profitable Reisebüros handelte. Denn einen anderen Standort in den betroffenen Innenstädten zu finden, dürfte im Moment nicht allzu schwer sein. Deshalb ist es laut Insidern denkbar, dass die Büros auch ohne Anschluss an ein Kaufhaus weitergeführt werden. Schließlich gibt es bereits elf Galeria-Reisebüros außerhalb der Warenhäuser.
Wie sieht das neue Rettungskonzept aus?
Ob sich für die Büros an Standorten, die weiterbetrieben werden, etwas ändert bleibt ebenfalls abzuwarten. Zuletzt hatte es geheißen, die Reisebüros seien ein zentrales Element des Projekts "Galeria 2.0", mit dem den Warenhäusern neues Leben eingehaucht werden soll. Dieses sah vor, die Aktivitäten der Reiseparte enger mit denen des übrigen Kaufhauses zu verzahnen – von der intensiveren gemeinsamen Nutzung der Galeria-Kundenkarten über Cross-Selling von Reisebuchungen und reisebezogenen Artikeln bis hin zu gemeinsam organisierten kulinarischen Events oder Weinproben. Dass es dabei im wesentlichen bleiben soll, gilt als wahrscheinlich.
Weiter große Unsicherheit
So heißt es für viele Beschäftigte von Galeria Reisen weiter: abwarten. Darin sind sie mittlerweile geübt. Nach dem letzten Schutzschirmverfahren im Jahr 2020 wurden 40 Warenhäuser geschlossen; die Zahl der Reisebüros ging um 36 zurück; auch die Zahl der außerhalb der Kaufhäuser stationierten Agenturen wurde damals halbiert. 2019 hatte Galeria Reisen dagegen noch große Pläne. Der Mutterkonzern übernahm Ende 2019 106 Reisebüros des insolventen Thomas-Cook-Konzerns – allerdings nur, um sie Mitte 2020, in der heißen Phase der Corona-Reisebeschränkungen, alle wieder zu schließen.
Zwei Punkte dürften für die Zukunft eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielen. Zum einen dürfte das lange Tauziehen um den Erhalt von Standorten nach der erneuten Insolvenz des Mutterkonzerns auch am Geschäft der Reisebüros nicht spurlos vorbeigegangen sein. Schließlich buchen Kunden wohl nur ungern Reisen in einem Büro, von dem sie nicht wissen, ob es morgen noch da ist. Zum anderen dürften die Reisebüro-Angestellten, die nun von Schließungen betroffen sind, gute Chancen haben, schnell wieder einen Job zu finden. Gute Fachkräfte sind schließlich Mangelware.
Christian Schmicke