8. September 2023 | 13:59 Uhr
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Wie die dezimierte QTA weitermachen will

Die Kooperationen Schmetterling, Alpha, TUI Travel Star und die Kette Holidayland verlassen den Kooperationsverbund zum Ende des Geschäftsjahres. QTA-Chef Thomas Bösl (Foto) will mit den verbliebenen 4.000 Reisebüros weitermachen und "mit ganzer Kraft die Interessen der Reisebüros vertreten".

Bösl Thomas Geschäftsführer RTK Foto Michael Preschl.jpg

Thomas Bösl will mit der QTA neu durchstarten

Was die Spatzen schon vor geraumer Zeit von den Dächern pfiffen, ist nun von allen Seiten offiziell bestätigt worden: Schmetterling, Alpha, TUI Travel Star und Holidayland verlassen nach der Affäre um Buchungsdaten, die die Zentrale der RTK jahrelang an FTI weiterreichte, die bis dato mit Abstand größte Reisebüroorganisation hierzulande.

Kooperationen verhandeln nun selbst

Die Akteure wollen künftig selbst mit den Veranstaltern über die Provisionen verhandeln; TUI Travel Star setzt dabei vor allem "auf die Einkaufsstärke des TUI-Eigenvertriebes, die bereits heute Einkaufsverhandlungen mit allen relevanten Partnern für den TUI Filial- und Franchisevertrieb führen". Schmetterling, mit rund 3.000 Büros gemessen an der Zahl der Vertriebsstellen der größte Player, will ebenfalls eigenständig verhandeln. Mit Bentour hat bereits der erste Veranstalter den Abschluss eines eigenen Kooperationsvertrags mit Schmetterling verkündet. 

Selbstbewusst gibt sich auch Albin Loidl, Geschäftsführer der Alpha Reisebüropartner. "Wir sind der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam mit unseren unabhängigen Reisebürounternehmen das Beste für wirtschaftlichen Erfolg, ertragreiche Provisionen und enge Partnerschaften herausholen, wenn wir unsere Zukunft selbst gestalten", erklärt er. Das Dachunternehmen für die Kooperation Schauinsland Reisen Partner hat derzeit rund 600 Mitglieder; zum neuen Geschäftsjahr kommen die 230 Büros der Kette Holidayland hinzu.

QTA besteht nun aus Sarwiris-Beteiligungen plus AER

Der QTA bleiben damit im Kern die Marken RTK, Reiseland und TVG sowie die RTK-Marke Mein Reisespezialist. Zudem soll die AER-Kooperation mit rund 600 Mitgliedern in der QTA bleiben, "sofern die Aufarbeitung der Datenweitergabe zu einem positiven Ergebnis führt". An allen Verbünden mit Ausnahme des AER hält die Familie des ägyptischen Unternehmers Naguib Sawiris die Mehrheit, der auch Mehrheitsgesellschafter der FTI Group ist.

Obwohl die QTA mit den Abgängen gemessen an der Zahl der Vertriebsstellen mehr als halbiert ist, wirkt RTK- und QTA-Chef Bösl im Gespräch mit Reise vor9 über den "Schlussstrich" in Sachen QTA-Mitgliedschaft geradezu erleichtert. "Für uns heißt es jetzt, sich auf einen erfolgreichen Neustart mit den bestehenden Partnern zu konzentrieren", sagt er. Die QTA werde "weiterhin mit ganzer Kraft die Interessen der Reisebüros vertreten". Der QTA gehören laut Bösl künftig rund 4.000 Reisebüros an, darunter werden allerdings auch Agenturen außerhalb Deutschlands gezählt. Sie stehen laut Bösl für einen touristischen Umsatz in Höhe von 2,7 Milliarden Euro, der sich allein auf Deutschland beziehe.

Technik-Pakete von Schmetterling weiter verfügbar 

Ein Problem konnte Bösl in den Verhandlungen mit den Vertretern der Schmetterling-Kooperation offenbar aus dem Weg räumen: Auf die Technik-Pakete, die Schmetterling den QTA-Büros bislang zur Verfügung stellte, können seine RTK-Büros für mindestens zwei Jahre weiter zurückgreifen. "Wir freuen uns, dass wir den Reisebüros weiterhin ohne Einschränkungen das bewährte RTK-Technik-Paket mit Mein Reisebüro 24 und Tec-Off-Midoffice, ergänzt um die Softwarelösungen von Schmetterling, anbieten können“, kommentiert Bösl den Deal. Zwar würden die sensiblen Bereiche der IT ohnehin von den einzelnen Kooperationen selbst gemanagt, doch die Möglichkeit zur weiteren Nutzung der Technikpakete von Schmetterling sei hilfreich.

Bleibt die Frage, wie die Veranstalter, die sich im Zuge der Datenaffäre zunehmend von RTK und QTA distanziert hatten, nun in die Provisionsverhandlungen mit dem Kooperationsverbund gehen. Bösl ist diesbezüglich naturgemäß optimistisch, weil er weiß, dass die Veranstalter nicht auf die Vertriebsmacht mehrerer tausend Reisebüros verzichten wollen. Dass die jüngsten Entwicklungen Einfluss auf die Arbeit der RTK-Zentrale in Burghausen haben, schließt er aus. Von den Veranstaltern ist indes jenseits der offiziellen Statements zu hören, dass sie zwar mit der QTA erneut über Rahmenverträge sprechen. Doch könnten die sogenannten Superprovisionen schmaler ausfallen als in der Vergangenheit. Wenn das nicht zu Lasten der Reisebüros gehen soll, dürfte der Anteil für Burghausen dann doch kleiner ausfallen als gewohnt.

Christian Schmicke

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