23. Oktober 2023 | 17:49 Uhr
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Warum Bahnreisen über Grenzen kompliziert bleiben

In Sachen Standardisierung und Digitalisierung hinke der Bahnverkehr um 20 bis 25 Jahre hinter der Airline-Industrie her, sagt Björn Bender, CEO von Rail Europe, im Reise vor9 Podcast. Das halte Menschen vom Bahnfahren ab, doch es gebe ermutigende Beispiele.

Eurostar

Der Eurostar zählt zu den Top-Sellern von Rail Europe

Eine technische Schnittstelle für das komplette europäische Bahnangebot will Rail Europe Reisenden bieten. Das Unternehmen, das mit dem Verkauf grenzüberschreitender Bahnreisen in Europa an Reisende aus Übersee groß wurde, hat die europäischen Quellmärkte als Zielgruppen entdeckt. CEO Bender beziffert den Markt für Bahntickets innerhalb Europas auf rund 60 Milliarden Euro; ein großer Teil davon entfalle auf europäische Kunden, sagt Bender im Reise vor9 Podcast.

Warum es nach wie vor nicht trivial ist, grenzüberschreitende Bahnreisen zum günstigsten Preis zu buchen, erläutert der Manager anhand eines Beispiels. So müssten Kunden bei der Buchung eines Tickets von Frankfurt nach Paris die Systeme zweier Bahngesellschaften durchforsten, die wiederum nicht miteinander kommunizierten. Bei einer Reise von Frankfurt nach Barcelona seien es gar drei Bahngesellschaften. Sein Unternehmen bringe deren Systeme über eigene Schnittstellen zusammen, so der Rail-Europe-Chef.

 "Großer Bedarf an Vereinfachung""

Angesichts des wachsenden Stellenwerts grenzüberschreitender Bahnreisen in Europa herrsche ein großer Bedarf an Vereinfachung, sagt Bender. Die Bahngesellschaften, die oft Staatsunternehmen seien und bisher nach nationalen Kriterien agiert hätten, hätten mittlerweile verstanden, dass sie dadurch zusätzliche Kunden gewinnen könnten. Und der Wettbewerb unter ihnen habe zugenommen. So konkurrierten mittlerweile auf der Strecke zwischen Madrid und Barcelona vier Bahnunternehmen; Flüge zwischen beiden Städten seien dadurch überflüssig geworden. Auch zwischen Paris und London habe sich das Flugaufkommen durch den Eurostar mehr als halbiert.

Für Reisebüros liege die Chance bei der Nutzung der Services von Rail Europe in einer Mischkalkulation von Provisionen und Servicegebühren. Die Provisionen der Bahngesellschaften seien sehr unterschiedlich, man gebe weiter, was betriebswirtschaftlich vertretbar sei, erklärt Bender, ohne konkreter zu werden. Als größter Aggregator für europäisches Bahnfahren mit rund 200 Bahngesellschaften im Angebot könne Rail Europe dem Vertrieb komplikationsfrei buchbare internationale Bahnreisen bieten, so der Firmenchef. Davon durch eine Service Charge zu profitieren, sollte für den Vertrieb kein großes Problem sein.

Christian Schmicke

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