17. August 2017 | 18:26 Uhr
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VUSR-Chefin Linnhoff macht ihr Reisebüro dicht

 

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Eine der medienwirksamsten und streitbarsten Reisebüroinhaberinnen des Landes ist bald keine mehr. Zum Ende des Geschäftsjahres schließt Marija Linnhoff ihr Büro in Iserlohn. Der Entschluss sei nicht zuletzt eine Folge der kommenden Neuregelung der Pauschalreiserichtlinie, sagt Linnhoff, die bis zur endgültigen Absegnung durch Bundestag und Bundesrat mit ihrem Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros gegen die Gesetzesnovelle kämpfte.

Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig. "Das Gießkannenprinzip, nach dem ich gearbeitet habe, um meinen Kunden das bestmögliche Angebot zu machen, funktioniert in Zukunft nicht mehr“, erklärt Linnhoff. Im Zuge der neuen Gesetzgebung und angesichts steigender Umsatzhürden bei einigen Veranstaltern werde es künftig mehr denn je erforderlich sein, Buchungen gezielt zum einen oder anderen Veranstalter zu steuern, berichtet sie im Gespräch mit Gloobi.de und ergänzt: "Das ist nicht mein Ding."

"Ihr Ding“ soll künftig die Arbeit als Vorsitzende des Reisebüro-Lobbyverbandes sein, den sie gegründet hat und für dessen Führung sie mittlerweile nach eigener Aussage ein bescheidenes Salär erhält. Der VUSR hat mittlerweile 219 stimmberechtigte Mitglieder und eine Reihe von Fördermitgliedern, die nicht stimmberechtigt sind, weil sie kein Reisebüro betreiben – Veranstalter, Versicherungen, weitere touristische Dienstleister und Reisebüroorganisationen.

Breitere Basis. Bis heute wird der Verband fast ausschließlich mit dem Thema Pauschalreiserichtlinie assoziiert, seinem Gründungsanlass. Dass sie den Zusammenschluss künftig auf auf eine deutlich breitere Basis stellen muss, um ihm dauerhaft eine Existenzberechtigung zu verschaffen, ist der Noch-Reisebüroinhaberin klar. Eine ganze Reihe von Ideen hat Linnhoff, die kürzlich vom Branchenverband DRV die Kündigung erhielt, wozu sie sich derzeit nicht öffentlich äußern möchte, auch schon dazu. Zum Beispiel betriebswirtschaftliche Workshops, mit denen ihre Mitglieder auf das sich verändernde Marktumfeld vorbereitet werden. Oder eine Initiative zur Kundengeldabsicherung für Airlines, die durch die Airberlin-Pleite gerade wieder in aller Munde ist. Oder Aktionen für eine entsprechende Absicherung der Reisebüroprovision im Fall von Veranstalterpleiten. Oder eine wirksame Neuauflage der Diskussion um die Entlohnung für Zusatzbelastungen, die den Reisebüros durch unvorhergesehene Ereignisse entstehen – etwa im Fall umfangreicher Flugplanänderungen, Naturkatastrophen, Terror und, wie jetzt gerade, Unternehmenspleiten. Insbesondere gegenüber den Airlines, die die Reisebüros für den Verkauf überhaupt nicht vergüteten, sei das ein wichtiges Thema.

Dass sie mit der Verbandsarbeit künftig ihren Lebensunterhalt bestreiten möchte, daraus macht Linnhoff kein Geheimnis. Aber auch, wenn das nicht klappen sollte, sieht sie nicht schwarz für ihre Perspektiven. "Ich bin in Sachen Lobbyarbeit nicht so schlecht und mittlerweile außerdem ziemlich gut vernetzt – das hat sich herumgesprochen", weiß sie.

Christian Schmicke