Vom Spezialisten Runa Reisen zur eigenen Reisebürokette

Im Februar ist Westfalen Urlaubsreisen in die neue Zentrale in Steinhagen gezogen, damit hat der ehemalige Runa-Chef Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. "Das erste Reisebüro von Westfalen Urlaubsreisen wurde 1954 in Bielefeld gegründet, es ist eine Marke mit langer Tradition", sagt der 47-Jährige. Aus dem einzelnen Reisebüro in Bielefeld sind im Laufe der Jahrzehnte 31 Standorte geworden, wovon acht in Ostwestfalen-Lippe übriggeblieben sind. "Ich habe 1996 meine Karriere im Tourismus im Reisebüro begonnen, so schließt sich für mich nach vielen anderen touristischen Aktivitäten mit den Reisebüros der berufliche Kreis."

Zu den Stationen von Wend als Berater oder Angestellter gehören Upstalsboom, IT-Dienstleister Ziel und der ADAC Reisevertrieb. Bei Runa Reisen, einem Spezialisten für barrierefreies Reisen, hat sich der Mitgründer 2018 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Der 2006 gegründete Spezialveranstalter bietet barrierefreie, individuelle Pauschalreisen zu mehr als 150 Destinationen in 30 Ländern weltweit an. Neben Rollstuhlurlaub, Pflegehotels, Gruppenunterkünften und betreuten Reisen gibt es auch Angebote für Gäste mit Seh- und Hörbehinderungen.

Verlag wollte aus Reisebürogeschäft aussteigen

Es sei nach zwölf Jahren bei Runa an der Zeit gewesen etwas Neues anzufangen, sagt Wend. Und da kamen die Reisebüros mit 70-jähriger Tradition gerade recht. Das Vertriebsmodell von Westfalen Urlaubsreisen war Jahrzehnte untrennbar mit dem Verlag Westfalen-Blatt verknüpft, was jedoch nach dem Verkauf des Verlags ein Auslaufmodell war. So ging alles ganz schnell und Wend nutzte das angebotene Vorkaufsrecht. Aus Westfalen Urlaubsreisen soll Wend Urlaubsreisen werden, die Abkürzung WUR bleibe ja gleich.

Er habe ein veraltetes Unternehmen übernommen, sehr patriarchisch aufgestellt, was einfach nicht mehr zeitgemäß sei, berichtet der Unternehmer. Da musste frischer Wind rein und einiges umgekrempelt werden, daher sei Corona fast ein Glücksfall gewesen, um sich mit genug Zeit neu aufzustellen. "Jetzt hat jeder Mitarbeiter, auch die Azubis, ein Laptop mit IP-Telefonie, mittlerweile läuft bei uns alles digital", sagt der Reisebüroinhaber.

Alle Jahre wieder ein Katalog mit eigenen Reisen

Alljährlich legt WUR seit 1992 auch einen eigenen Katalog mit Gruppenreisen auf, was Wend beibehält. "Unser großes Pfund sind die eigenen Reisen, die wir als Veranstalter selbst zusammenstellen", ist der Touristiker überzeugt. "Das ist unsere Stärke." Früher habe der Katalog 100 Seiten umfasst, heute sind es immerhin noch 60 Seiten, auf denen von Flusskreuzfahrten über Städtereisen bis zu Themenreisen, wie Touren zur Darts-WM, ein breites Reisespektrum zu finden ist. Die Treue der Stammkunden sei ein wichtiger Faktor für den Erfolg, denn das funktioniere glücklicherweise generationsübergreifend. "Wir wollen unsere Zielgruppe verjüngen und setzen dabei auf spezielle Produkte, wie etwa Aktiv- oder Eventreisen".

Als er mitten in der Corona-Pandemie die Reisebürokette übernommen hatte, hielten ihn "manche für verrückt, andere für sehr mutig", lacht Wend. Ein gewisses Risiko müsse man immer eingehen, um Erfolg zu haben. "Da bin ich Unternehmer durch und durch", sagt er. Jetzt stehen die Zeichen auf Expansion, denn es können gerne noch "ein oder zwei Reisebüros dazukommen". 

Sabine Schreiber-Berger