TUI-Chef sieht Reisebürokunden als "besser für die Marge"
Interne Analysen hätten gezeigt, dass Reisebürokunden dem Konzern eine bessere Marge liefern, sagt TUI-CEO Sebastian Ebel (Foto) im Interview mit dem Fachportal FVW. Sich selbst bescheinigt er ein "großes Herz für Reisebüros".
Bei TUI betrage der Anteil der Buchungen über die App rund fünf Prozent, weitere 15 Prozent würden über die Online-Kanäle generiert, so Ebel in einem Live-Interview mit der FVW am Freitag. Der überwiegende Teil des Umsatzes erfolge hierzulande aber über Reisemittler. Auch in Großbritannien setze TUI wieder verstärkt auf den stationären Vertrieb und habe das Netz an Agenturen deutlich ausgebaut.
Daneben lieferte der TUI-Chef Einblicke in seine Sichtweise der Verbände-Struktur. "Wir haben keine gute Interessensvertretung für den Outgoing-Tourismus", kritisierte er. Es müsse eine wirksamere Lobbyarbeit vorangetrieben werden, persönliche Animositäten dürften dabei nicht zählen. Ausdrücklich lobte Ebel die Chefin des Reisebüroverbandes VUSR, Marija Linnhoff. Sie greife wichtige Themen auf und habe ihr "Herz am rechten Fleck", sagte er.
EU-Pläne "völlig verrückt"
Auf Konfrontationskurs ging der TUI-Chef mit den aktuellen EU-Plänen zur Überarbeitung der Pauschalreiserichtlinien, die "völlig verrückt" seien. "Wenn andere Milliarden-Konzerne Kundengelder nicht absichern müssen, wir aber schon, ist das nicht okay", erklärte er mit Blick auf Flugbuchungen und andere Einzelleistungen. Pauschalreisen sollten weiter "Sicherheit zu vernünftigen Konditionen" bieten können.
Zum Datenskandal um RTK und FTI befragt, aus dem TUI die Herauslösung des Joint Ventures TUI Travel Star und die Beendigung der Beteiligung an der RTK bewirkt hat, hielt sich Ebel – vermutlich aufgrund einer von der RTK erwirkten Verschwiegenheitsverpflichtung – bedeckt: "Vieles, was nicht gesagt wurde, spricht für sich", sagte er.
Nebenbei äußerte der Chef des Marktführers noch ein großes Lob für einen Konkurrenten. "Ich bin ein absoluter Schauinsland-Fan", erklärte er: "Was der Kassner da macht, ist gut."
Christian Schmicke