Travel Manager sind skeptisch zu
Laut einer Studie von Acte Global und American Express Global Business Travel fürchten viele, durch die Umwandlung früherer Produktbestandteile in Zusatzleistungen könnte die Kosten steigen und die notwendige Transparenz verloren gehen. Außerdem sorgen sie sich, dass der Grad, in dem Reiserichtlinien befolgt werden abnimmt. Bei einem Großteil der Travel Manager herrscht zudem Unklarheit, worum es bei dem Programmierschnittstellen-Standard eigentlich geht.
Nicht nur in der Touristik sorgen Themen wie NDC (New Distribution Capability) oder der Trend zu GDS-Gebühren für Furore. Auch auf Geschäftsreisen wirkt sich die Strategie der Airlines, Produkte immer weiter aufzuschnüren und frühere Leistungsbestandteile als Zusatzleistungen zu verkaufen, aus. Das zeigt eine Studie des Geschäftsreiseverbandes Acte Global und des Dienstleisters American Express Global Business Travel.
Eine Kernerkenntnis der Studie, für die insgesamt 218 Travel Manager in Europa, Nahost, Amerika sowie aus dem asiatischen und pazifischen Raum befragt wurden, ist die, dass viele von ihnen nicht genau wissen, worum es geht. Obwohl NDC umfassend diskutiert worden sei, seit der Airlineverband Iata das Konzept vorgestellt hat, bleibe eine starke Ungewissheit darüber, was genau damit gemeint sei, heißt es in der Studie. Fast ein Viertel (23%) der Reisemanager gibt demnach an, sie seien "überhaupt nicht" davon überzeugt, dass sie NDC verstehen und was es für ihre Geschäftsreisen bedeute. Weitere 58 Prozent erklären, sie seien nur "einigermaßen" sicher, NDC zu verstehen. Daher verharrten die meisten in puncto Vertriebssysteme auf dem Status quo. Nur wenige Travel Manager planen demnach, NDC-fähige Tools in ihre Reiseprogramme zu integrieren. 63 Prozent erklären hingegen, sie hätten derzeit kein Interesse an neuen Plattformen jenseits ihrer bestehenden Online-Buchungstools.
Mehr Risiken als Chancen
Hinsichtlich der erwarteten Auswirkungen von NDC sind die Befürchtungen deutlich ausgeprägter als die Hoffnungen. Zwar glauben knapp zwei Drittel der Travel Manager (64%), der Standard könne die Buchungsprozesse verbessern, und 56 Prozent sind der Ansicht, er könne die Vertragsverhandlungen mit Fluggesellschaften unterstützen. Die Mehrheit der Travel Manager befürchtet aber vor allem, dass die durch NDC verursachte Fragmentierung der Produkte die Kostenkontrolle (89%), die Einhaltung der Reiserichtlinien (87%) und die Sorgfaltspflicht (77%) gefährden könnte.
Fast die Hälfte der Travel Manager (49%) gibt an, dass Reisende "gelegentlich" außerhalb der Richtlinien Zusatzleistungen auf Airline-Websites buchten. Viele Travel Manager erwarten, dass sich dieser Trend verstärkt, weil NDC die Einhaltung von Reiserichtlinien weiterhin negativ beeinflussen werde (87%). Die Abwanderung vom Online-Buchungstool auf Airline-Websites störe unter anderem die Buchungsprozesse der Reisenden und verhindere, dass Travel Manager volle Transparenz über die Flugausgaben erhielten, folgern die Autoren der Studie. Zu den wichtigsten Bedenken der Geschäftsreiseexperten in den Firmen gegen die Einbindung von NDC-Content in bestehende Reiseprogramme gehört außerdem die Befürchtung, dies könne die Funktionalität des vorhandenen Online-Buchungstools einschränken (90%). Zudem sehen sie die Gefahr, dass durch die Zusatzleistungen höhere Kosten entstehen (89%).
"NDC könnte den Reisenden durch Personalisierung nutzen", resümiert sagt Greeley Koch, Executive Director von Acte Global. Der Standard gehe allerdings zu Lasten der Travel Manager, die nun versuchen müssten, herauszufinden, wie sie die Kontrolle über ihre Geschäftsreisen behalten können, wenn NDC tatsächlich zum Standard werde.