31. Oktober 2019 | 07:00 Uhr
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Touristiker wollen höhere Haftungsgrenze bei Pauschalreisen

Bei einer Branchenumfrage für Reise vor9, an der sich rund 500 Touristiker beteiligten, plädierten fast 80 Prozent der Teilnehmer für eine höhere Haftungssumme zur Absicherung der Kundengelder bei Pauschalreisen. Zu der Frage, was mit einer möglichen Finanzierungslücke nach der Thomas-Cook-Pleite geschehen sollte, äußerten sich die Befragten recht unterschiedlich.

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Die Insolvenz der bisherigen Nummer zwei im Markt hat dem Vertrauen der Kunden in die Pauschalreise Schaden zugefügt. Davon sind knapp 80 Prozent der Teilnehmer der Online-Umfrage überzeugt. Viele der befragten Touristiker weisen darauf hin, dass sich das von Reisebüros und Veranstaltern immer wieder angeführte Argument, die Kundengelder seien bei der Buchung einer Pauschalreise in jedem Fall in sicheren Händen, aller Voraussicht nach als Trugschluss erwiesen habe. Damit gehe auch ein Stück Glaubwürdigkeit verloren.

Zwar sei die Pauschalreise nach wie vor die am besten abgesicherte Reiseform, doch das uneingeschränkte Vertrauen darin sei bei vielen Kunden dahin, argumentieren viele der rund 500 befragten Touristiker. Die Schuld dafür sehen viele bei der Politik, die es versäumt habe, die Haftungsgrenze den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Andere Kommentatoren betonen, dass erst der weitere Verlauf der Ereignisse ein abschließendes Ergebnis in dieser Frage hervorbringen werde. Wenn die Kunden ihr Geld vollständig zurückerhalten, wäre der Ruf der Pauschalreise gerettet, so der Tenor.

Staatshaftung oder privater Schaden?

Gleichwohl sind die Meinungen dazu, wer im Fall einer Finanzierungslücke bei der Rückerstattung der gezahlten Kundengelder den Schaden zu tragen hätte, geteilt. Während rund 55 Prozent der Befragten dafür plädieren, dass der Staat die Differenz zu tragen haben, erteilen etwa 45 Prozent einer Finanzierung aus Steuermitteln eine Absage. Aus vielen der fast 100 Kommentare zu dieser Frage geht hervor, dass zahlreiche Umfrageteilnehmer den Staat vor allem deshalb in der Pflicht sehen, weil er es in der Annahme, die "Großen" werde es schon nicht erwischen, versäumt habe, die Haftungsgrenze dem realen Risiko anzupassen. Dafür hätte der Gesetzgeber vor allem diejenigen zur Kasse bitten müssen, die angesichts ihrer Umsätze bei einer Pleite die größten Schäden hervorrufen könnten, lautet eine häufig geäußerte Einschätzung.

Andere Touristiker lehnen eine Staatshaftung für die aus der Pleite von Thomas Cook entstandenen Schäden grundsätzlich ab und führen an, dass es sich für die betroffenen Kunden zwar um eine ärgerliche, aber keineswegs um existenzielle Einbußen handele. Deshalb solle der Staat sich zurückhalten und private Schäden nicht vergesellschaften.

Weitgehend einig sind sich die Branchenvertreter wiederum darin, dass die aktuelle Deckelung der Haftung für die Kundengelder Pauschalreisender bei 110 Millionen Euro der Anpassung bedarf. 80 Prozent votieren für eine Anhebung, lediglich acht Prozent würden alles beim Alten lassen. Zwölf Prozent erklären, der Gesetzgeber solle vor einer Entscheidung zunächst abwarten, ob die 110 Millionen Euro nach der Thomas-Cook-Pleite ausreichen.

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