Sunwave-Chef sieht viele offene Fragen beim Insolvenzschutz
Ralph Benecke (Foto) war bei der Anhörung des Tourismusausschusses zum geplanten Reisesicherungsfonds als Sachverständiger dabei. Für mittelständische Unternehmen sieht er eine starke Belastung und viele ungelöste Fragen – von den Kosten über die Versicherungskonditionen für kleine Veranstalter bis zur Regelung des Übergangs.
Der Geschäftsführer des Singlereisen-Veranstalters Sunwave war zu der Anhörung des Ausschusses eingeladen worden, um als Vertreter eines kleineren Reiseveranstalters seine Einschätzungen darzulegen. Im Gespräch mit Reise vor9 zieht er eine Bilanz der aktuellen Pläne und drängt in einer Reihe von Punkten auf Klärung.
Aus seiner Sicht sind da zum einen die geplanten Kosten, die der künftige Reisesicherungsfonds den Anbietern auferlegen will. Sieben Prozent des Jahresumsatzes abzusichern und jedes Jahr ein Prozent in den Fonds einzuzahlen, das sei gerade für kleinere Veranstalter zu viel, sagt Benecke. In den bisher noch gültigen Versicherungsverträgen müsse lediglich ein Prozent des Umsatzes über Banken oder Versicherungen abgesichert werden und die Jahresbeiträge seien bislang auch viel niedriger gewesen als die für den geplanten Fonds.
Mittelstand als Sündenbock?
"Die kleinen Veranstalter müssen für ein Risiko geradestehen, das nicht sie, sondern einige wenige Großveranstalter verursachen", klagt er. Für die Kosten möglicher Insolvenzen von Mittelständlern habe die bisherige Summe von 110 Millionen Euro pro Jahr ausgereicht; sie würden nun in Sippenhaft für das Risiko der Großen genommen. Wenn der Fonds auch den kleineren Playern eine Perspektive bieten wolle, müsse er für sie günstiger werden, fordert Benecke dessen Veranstalter Mitglied der AER-Kooperation ist. Diese hatte eine Halbierung des Jahresbeitrags auf 0,5 Prozent des Pauschalreiseumsatzes gefordert.
Ein weiterer Pferdefuß liegt laut dem Touristiker in der Umsatzgrenze von drei Millionen Euro zur Befreiung von der Pflicht, in den Fonds einzuzahlen. "Wenn nur noch die kleinen Veranstalter als Kunden für die Kundengeldabsicherung übrig bleiben, werden die Versicherer ihre Prämien dramatisch erhöhen oder sich aus dem Geschäft zurückziehen", prognostiziert Benecke, dessen Veranstalter bis zum Jahresende über Tourvers abgesichert ist. Das könnte dazu führen, dass am Ende keine echte Alternative zu dem Fonds zur Verfügung stehe.
Wie klappt der Übergang?
Ungeklärt ist aus seiner Sicht auch, was in der Übergangsfrist zwischen dem Inkrafttreten des Gesetzes und dem geplanten tatsächlichen Beginn der Absicherung im November geschieht. Die Frage sei, ob Reisen von Juli bis Oktober dann doppelt, einfach oder gar nicht abgesichert seien, erklärt Benecke. Besonders gravierend sei diese Frage etwa für Kunden des Versicherers HDI, der zum 30. Juni sämtliche Verträge auslaufen lässt. Eine klare Aussage der Bundesregierung dazu fehle ihm bislang.
Nicht bekannt ist nach Aussage des Sunwave-Chefs zudem, wie die Terminplanung für das Gesetzgebungsverfahren aussieht. Bis die abschließende Version des Gesetzes abgesegnet ist, will er sich bei den Politikern an seinem Standort Hamburg dafür einsetzen, dass an der Gesetzesvorlage noch Korrekturen erfolgen. "Ich weiß nicht, was am Ende dabei herauskommt", sagt er. "Aber ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, die Probleme zwar gekannt, aber nichts zu ihrer Lösung beigetragen zu haben."
Christian Schmicke