1. März 2022 | 19:10 Uhr
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Reisebüros zwischen Hoffen und Bangen

Die vergangenen Wochen liefen gut am Counter, doch nun droht Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine die Reiselust der Bundesbürger zu stoppen. Für eine Prognose sei es aber noch viel zu früh, sagen Experten aus dem Reisebürovertrieb.

Ukraine

Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Touristik sind noch unklar

Die Zurückhaltung ist spürbar. Es fühlt sich deplatziert an, an Tagen, an denen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Menschenleben fordert und an denen ein demokratisch regiertes Land verzweifelt um seine Freiheit und Unabhängigkeit kämpft, über die Perspektiven für den Reisesommer zu spekulieren.

Dementsprechend halten sich Branchenvertreter mit Aussagen in dieser Sache überwiegend bedeckt. Verbände wie der ASR, der VUSR und der VIR bringen ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck; letzterer sagte am Dienstag seine traditionell zur ITB-Zeit abgehaltene Pressekonferenz ab. "In Anbetracht der politischen Situation, in der viele unschuldige Kriegsopfer zu beklagen sind, halten wir es nicht für angemessen, derzeit über das Reiseverhalten, den Impact von Corona auf die Reiseindustrie oder über Ausblicke auf die kommende Sommersaison zu sprechen", sagt VIR-Vorstand Michael Buller.

Bislang keine Buchungseinbrüche

Gleichwohl rätseln kleine wie große touristische Unternehmen nach zwei Jahren Krise darüber, auf welche Entwicklungen sie sich einzustellen haben. Aus der benachbarten Schweiz berichten die Kollegen von Travel News, die Zahl der Anfragen besorgter Kunden stiege in den Reisebüros. Manche stornierten auch Reisen, nicht nur zu östlichen Zielen, aus dem Gefühl einer allgemeinen Unsicherheit heraus. Buchungseinbrüche seien aber noch nicht festzustellen.

Der SWR hat in Heilbronn bei Reisebüros herumgefragt; das Büro der Ukrainerin Natalija Jakimovskij, Elita-Reisen in Gundelsheim, bietet dort unter anderem Reisen nach Russland an. Das ist nun erst einmal Geschichte, die Touristikerin sorgt sich vor allem um ihre Verwandten in Kiew. Der Reiseverkehr Richtung Russland und Ukraine ist nun natürlich zum Erliegen gekommen; das betrifft Fluss- und Hochseekreuzfahrten ebenso wie Studienreisen und individuelle Rundreisen.

Prognose noch nicht möglich

Was die Nachfrage insgesamt betrifft, gibt es noch keine klare Prognose. RTK-Chef Thomas Bösl sagt im Gespräch mit Reise vor9, die Buchungseingänge der vergangenen Wochen seien gut gewesen. Da der Überfall auf die Ukraine mit der Faschingszeit zusammenfalle, lasse sich aus den vergangenen Tagen keine klare Buchungstendenz ableiten. Die Tage zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch seien traditionell etwas schwächer. Der Vertrieb müsse die Entwicklung abwarten und sich gegebenenfalls erneut auf ein hohes Volumen besorgter Anfragen einstellen.   

Christian Schmicke 

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