Quereinsteiger mischt den Verkauf von Luxuskreuzfahrten auf
Timo Claren (Foto) arbeitet erst seit 2018 im Tourismus und und ist mit seinem Unternehmen Emocean Cruises sehr erfolgreich im Reiseverkauf, wie er im Gespräch mit Counter vor9 erzählt. Dabei habe dem Betriebswirt und Quereinsteiger auch der frische Blick auf die Branche geholfen.
Timo Claren hat Betriebswirtschaft studiert, einen Master als Berater draufgesattelt, dann viele Jahre als Unternehmensberater gearbeitet und an immer wieder wechselnden Einsatzorten Firmen saniert. Irgendwann hatte der heute 47-Jährige genug davon, ging auf Kreuzfahrt und lernte an Bord die ersten Kundinnen kennen.
Nach einem anstrengenden Sanierungsfall habe er sich mit seinem Geschäftspartner Nicolas Ruland eine Auszeit genommen, erzählt Claren. "Wir brauchten damals eine Pause und sind dafür auf ein Schiff gegangen", sagt Claren. An Bord lernte das Duo zehn Damen von einem Kegelverein kennen, die ihnen erzählten, dass sie zweimal im Jahr gemeinsam auf Kreuzfahrt gehen. "Da kam uns die Idee, den Damen ihre 20 Reisen im Jahr zu verkaufen. Von der Provision könnten wir dann selbst auf Kreuzfahrt gehen", erzählt der Emocean-Chef. Die Frage, ob sie denn auch bei Ihnen buchen würden, hätten die Damen bejaht, erzählt Claren.
Emocean kommt ohne Büro aus
Dann ging 2018 alles ganz schnell – zunächst gründeten die beiden die GBR Emocean und launchten eine eigene Homepage. "Wir kannten jedoch nur zwei Reedereien, Hapag-Lloyd und Seabourn Cruises – mit denen begann alles", so der Emocean-Gründer. Es habe von Anfang an kein stationäres Reisebüro gegeben, arbeiten könne man ja von überall – vor allem auch vom Schiff aus.
Das Marketing sei von Beginn an nur über Google-Anzeigen gelaufen. "Wir hatten ja keinerlei Verkaufsdruck, hatten zuvor die Anteile unserer gemeinsamen Firma verkauft, und so legten wir einfach los", erinnert sich Claren. Nach und nach habe das Duo andere Luxuskreuzfahrtanbieter angesprochen, denn nur dieses Segment wollten sie sich vornehmen. Mittlerweile verkauft Emocean Reisen von 14 Reedereien. Das Verkaufsteam des Luxuskreuzfahrtvermittlers besteht aktuell aus vier Personen. Ehefrau Aniko Claren arbeitet seit 2022 auch mit bei Emocean, sagt der Unternehmer.
Berater buchen direkt bei Reedereien
Wichtig sei ihm das direkte Andocken bei den Reedereien, um fehleranfällige Schnittstellen auszusparen. Bistro und Co. seien auf den Rechnern der Mitarbeiter nicht vertreten. Alle müssten sich mit den Verkaufssystemen der Reedereien auskennen und dort eigene Accounts haben. "Zudem sind wir permanent auf den Schiffen unterwegs, immer für ein paar Tage, damit wir den Kunden nahezu alles aus eigener Erfahrung vorstellen können", so Claren. Das Team kenne den Stil, die Stimmung und die Kleidung auf den Schiffen. Das sei vielleicht ein Unterschied zu anderen Kreuzfahrtverkäufern, glaubt er.
Konkurrenz übt Kritik an Rabatten
Nicht unerwähnt lassen will er auch die bis zu fünf Prozent Rabatt, die Emocean Kunden gewährt. Damit stoße man auf große Kritik bei der Konkurrenz, "das haben wir zum Teil aus unserer Provision abgegeben", sagt er weiter. Jedoch sei das nicht entscheidend für die Kunden, ist Claren sicher.
"Unser Credo ist, dass wir auch am Wochenende erreichbar sind, 365 Tage im Jahr – nur Weihnachten und Silvester ist halbtags keiner erreichbar", lacht der Emocean-Chef. Das wüssten die Kunden zu schätzen, gerade während der Pandemie habe das Team so punkten können. Insgesamt hat Emocean vier Leute im Bereich Operations, drei Leute im Marketing. Backoffice, Organisation und Administration erledige Ehefrau Aniko. Für die Zukunft sieht er Emocean Cruises gut aufgestellt: "Wir entwickeln uns ständig weiter, vor allem im Bereich Digitalisierung und arbeiten gerade an einer neuen Webseite und KI-Einsatz".
Sabine Schreiber-Berger