30. Juli 2024 | 12:51 Uhr
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Last Minute und selbst organisierte Reisen legen zu

Laut DRV rechnet die Reisewirtschaft für den Gesamtmarkt der Urlaubs- und Privatreisen in diesem Jahr mit Reiseausgaben von insgesamt 80 Milliarden Euro; sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Als besonders nachfragestark erweisen sich Urlaub mit Eigenanreise und – bedingt durch die FTI-Pleite – das Last-Minute-Geschäft.

Autoreise

Autoreisen legen in diesem Jahr zu

Die aktuelle Prognose umfasst nach Angaben des DRV sowohl Pauschalreisen von Reiseveranstaltern als auch den individuell und selbstorganisiert zusammengestellten Urlaub ab mindestens einer kommerziellen Übernachtung, die vor Urlaubsantritt gebucht werden. Zu Jahresbeginn, bei der ersten DRV-Prognose für das Jahr, waren noch ein Plus von vier Prozent und Ausgaben in Höhe von 78 Milliarden Euro erwartet worden. Das zeige, dass Urlaub auf der Konsumwunschliste weiterhin ganz oben stehe, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. Bei der Anzahl der Reisen geht die Marktprognose insgesamt von einem Anstieg in Höhe von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Darin berücksichtigt sind sowohl von Reiseveranstaltern durchgeführte als auch von Urlaubern selbstorganisierte Reisen.

Erdgebundene Reisen mit stärkerem Wachstum

Neben den Urlaubsländern am östlichen Mittelmeer – mit der Türkei und Griechenland – trieben die nachfragestarken Kreuzfahrten die Entwicklung des Gesamtmarktes besonders positiv an, so der Verband. Die Hochseekreuzfahrten seien dabei im Vergleich zum Vorjahr überproportional stark gewachsen. Darüber hinaus gebe es bei Fernreisen eine stabile Nachfrage – auch im Sommer.

Stärker als erwartet entwickele sich indes der Markt der selbstorganisierten Reisen, heißt es in der Analyse weiter. Experten seien ursprünglich von rückläufigen Gästezahlen gegenüber dem Vorjahr ausgegangen; es zeige sich allerdings, dass erdgebundene Reisen innerhalb Deutschlands und in die angrenzenden Länder vermehrt nachgefragt und auch internationale Reisen eigenständig organisiert würden. Der DRV vermutet, dass auch die Fußball-EM in Deutschland von Mitte Juni bis Mitte Juli zahlreiche Bundesbürger vom Verreisen ins Ausland abgehalten habe. Daher würden nun für den selbstorganisierten Markt steigende Gästezahlen vermutet. Bei Veranstalterreisen werde im Vergleich zum Vorjahr weiterhin ein Anstieg der Urlauberzahlen vermutet, der allerdings schwächer ausfalle als zum Jahresbeginn erwartet.

Nachdem Reisebüros und Reiseveranstalter Anfang des Jahres bereits ein überaus starkes Frühbuchergeschäft verzeichnet hätten, sei in den vergangenen Wochen bei den organisierten Veranstalterreisen (Pauschal- und Bausteinreisen) ein außergewöhnlich hohes Neubuchungsaufkommen registriert worden, berichtet der Verband weiter. Grund dafür sei die Pleite von FTI und die daraufhin erfolgte Stornierung von Reisen. Infolgedessen hätten zahlreiche Veranstalter zusätzliche Kontingente eingekauft und Reisen zu attraktiven Preisen aufgelegt. Das habe das diesjährige Last Minute-Geschäft stark beflügelt. Aktuell reiche das bisher gebuchte Umsatzvolumen des Kurzfristgeschäftes allerdings noch nicht aus, um die Lücke der durch die FTI-Insolvenz stornierten Reisen auszugleichen.

Winter mit moderatem Wachstum

In der Wintersaison 2024/25 erwartet der DRV in seiner Prognose für den Gesamtreisemarkt einen Umsatzanstieg von vier Prozent auf 26 Milliarden Euro. Bei der Anzahl der Reisenden geht die Marktprognose von einem einprozentigen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreswinter aus. Die positive Einschätzung fuße unter anderem auf dem schon jetzt sehr guten Frühbucheraufkommen für die anstehende Wintersaison, heißt es. Der DRV gehe überdies davon aus, dass die Kapazitäten, die durch den Marktaustritt von FTI neu verteilt werden, zur Wintersaison vollumfänglich über andere Reiseveranstalter im Markt zur Verfügung stehen.

Nach Einschätzung der vom Verband befragten Branchenexperten spielen verschiedene Faktoren eine Rolle für diese im Vergleich zum Januar positivere Prognose: Die Reisefreude der Deutschen erweise sich trotz der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten als anhaltend hoch. Urlaub sei für die meisten Haushalte gesetzt – stattdessen verzichteten die Deutschen offenkundig auf andere, nicht unbedingt notwendige Konsumausgaben und größere Investitionen. Dazu komme eine durch gute Tarifabschlüsse und real gestiegener Einkommen, gewachsene Kaufkraft und eine unverändert gute Beschäftigungssituation.

Zur Methode: Der DRV hat in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner und mit Unterstützung der Marktanalysten von Travel Data + Analytics ein neues Prognoseverfahren entwickelt, um die wahrscheinlichen Entwicklungen im deutschen Markt der Freizeitreisen ab einer kommerziellen Übernachtung valide vorhersagen zu können. Die Marktprognose fußt auf einem mathematischen Verfahren, das historische und aktuelle Buchungsdaten zum Veranstalter- und Individualreisemarkt heranzieht sowie wirtschaftliche Einflussfaktoren mit berücksichtigt. Die Prognoseergebnisse werden auf Basis der Einschätzung von Branchenexperten nachjustiert. Der DRV veröffentlicht die Prognosen zum Gesamtreisemarkt, die unterjährig in vier Intervallen erhoben werden, zweimal jährlich.

Christian Schmicke

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