Juni-Bilanz leidet unter FTI-Pleite
Die Insolvenz von FTI hinterlasse deutliche Spuren im Urlaubsreisegeschäft, berichtet das Marktforschungsunternehmen Travel Data + Analytics (TDA) in seinem aktuellen Reisevertriebspanel. Nachdem alle stornierten Reisen des Veranstalters in der Umsatzstatistik bereinigt worden seien, sinke das kumulierte Sommerplus zum Vormonat Mai um fünf Prozentpunkte.
Obwohl das Neubuchungsaufkommen mit der FTI-Insolvenz sichtlich angewachsen sei, habe das Volumen der stornierten FTI-Buchungen bislang noch nicht kompensiert werden können, meldet TDA. Die neue Wintersaison 2024/25, die mit dem Reisemonat November beginnt, sei dagegen frühbucher- und wachstumsstark gestartet.
Über 90 Prozent der FTI-Reisebuchungen, die mit der Insolvenz des Veranstalters storniert werden mussten, betreffen laut TDA Urlaubsreisen in der laufenden Sommersaison. Im diesjährigen Sommergeschäft zeigten sich die Auswirkungen des Marktaustritts von FTI daher deutlich stärker als für die anstehende Wintersaison. So habe die Sommersaison zum Buchungsstand per Ende Mai noch ein kumuliertes Umsatzplus in Höhe von 17 Prozent zum Vorjahr aufgewiesen, zum aktuellen Buchungsstand per Ende Juni seien es noch zwölf Prozent.
FTI-Ausfall so schnell nicht vollständig kompensierbar
Ein leichtes Abschmelzen gegenüber dem Spätbuchersommer 2023 sei zu erwarten gewesen, so die Marktforscher weiter. Der größere Anteil dokumentiere jedoch die stornierten FTI-Urlaubsreisen. So schnell lasse sich das Volumen von Deutschlands ehemals drittgrößtem Reiseveranstalter nicht kompensieren, analysieren die Marktforscher. "Bis der Erstattungsprozess des Deutschen Reisesicherungsfonds anläuft, sind die Sommerferien vorbei. Da sich nicht jeder Haushalt, insbesondere auf die Ferienzeiten angewiesene Familienhaushalte, auf die Schnelle eine alternative Urlaubsbuchung leisten konnte, gehen wir davon aus, dass die FTI-Insolvenz bei den Veranstal-terreisen definitiv eine Lücke im Sommerwachstum 2024 hinterlassen wird", kommentiert Alexandra Weigand, Director Sales & Consulting bei TDA.
Fast die Hälfte des Buchungsumsatzes (46%) im Juni entfalle auf kurzfristige Reisebuchungen für die Sommermonate Juni, Juli und August. Damit falle der Kurzfristanteil etwas schwächer aus als im Vorjahr (50%). Die Türkei bleibe mit knapp einem Viertel des Monatsumsatzes eines der begehrtesten Reiseziele, verzeichne durch die stornierten FTI-Sommerurlaube aber besonders starke Wachstumseinbußen: Kumuliert, rutsche die Türkei von plus 37 Prozent zum Buchungsstand Ende Mai auf aktuell plus 26 Prozent.
Frühe Buchungen für den Winter
Die neue Wintersaison 2024/25 ist nach Angaben der Marktforscher frühbucher- und wachstumsstark gestartet. Im Juni 2024 habe gemessen am Umsatz fast jeder Vierte bereits seinen Winterurlaub gebucht. Dies entspreche zum Vorjahr einem Zuwachs um fünf Prozentpunkte. Die Frühbucher für Sommerurlaube kommenden Jahres oder noch spätere Reisezeitpunkte stehen laut TDA für
acht Prozent des Monatsumsatzes, ein Plus von drei Prozentpunkten.
Die kommende Wintersaison 2024/25 weise zum Buchungsstand per Ende Juni 2024 ein Umsatzplus von kumuliert 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf, so die Autoren des Panels. Ihr gelinge es zudem, auch die letzte Hürde zu nehmen: Die Anzahl gebuchter Personen übertreffe sowohl das Vorjahr (+31%) als auch erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau 2018/19 (+12%). Der Urlaubsreisemarkt in Deutschland sei trotz des Marktaustritts von FTI "definitiv zurück auf Erfolgskurs".
Christian Schmicke