Hoher Anteil an Kurzfrist-Buchungen im Sommergeschäft
Die Neubuchungsumsätze im deutschen Urlaubsreisemarkt halten sich seit der Insolvenz von FTI unverändert über dem Vorjahresniveau, analysiert das Marktforschungsunternehmen Travel Data + Analytics (TDA). Auch im Buchungsmonat Juli hätten viele deutsche Urlauber Ersatzbuchungen für ihre ausgefallenen Urlaubsreisen getätigt.
Obwohl der Marktaustritt von FTI unter dem Strich sichtlich Sommerwachstum gekostet habe, steuere die diesjährige Saison auf einen neuen Höchstwert zu, so TDA. Zum aktuellen Buchungsstand – drei Monate vor Saisonende – habe der Sommer 2024 in Umsatz bereits 97 Prozent des Endergebnisses des Vorjahressommers erreicht. Eine positive Umsatzbilanz sei der diesjährigen Sommersaison damit sicher.
Im abgelaufenen Buchungsmonat Juli haben die deutschen Bundesbürger laut TDA insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro für ihre im Reisebüro oder online gebuchten Urlaubsreisen ausgegeben. Der Löwenanteil davon entfalle mit 39 Prozent auf kurzfristige Buchungen mit Abreise im Juli und August, ein weiteres knappes Drittel auf Herbsturlaube im September und Oktober. Wegen der Pleite von FTI fielen die kurzfristigen Sommerbuchungen exakt so hoch aus wie im Vorjahr, in dem ein überdurchschnittlich starkes Spätbucheraufkommen jedoch fehlende Frühbucher noch habe ausgleichen müssen.
FTI-Verluste noch nicht ausgeglichen
Die Lücke, die im diesjährigen Sommergeschäft geschlossen werden müsse, sei die Kompensation der ausgefallenen FTI-Urlaube. Kumuliert weise die Sommersaison zum aktuellen Buchungsstand per Ende Juli ein noch zweistelliges Umsatzplus in Höhe von elf Prozent zum Vorjahr auf. Vor der FTI-Insolvenz zum Buchungsstand Ende Mai seien es 17 Prozent gewesen. Der Zuwachs bei den gebuchten Personen betrage aktuell fünf Prozent gegenüber plus 13 Prozent im Mai. Trotz guten Neubuchungsaufkommens seien die Verluste also längst noch nicht ausgeglichen.
Das überdurchschnittlich hohe Kurzfristaufkommen bei den Urlaubsreisebuchungen gehe zu Lasten der kommenden Wintersaison, so TDA weiter. Sie büße damit ein Stück weit den Frühbucher- und wachstumsstarken Start im Vormonat ein. Das kumulierte Umsatzwachstum verliert nach Angaben der Marktforscher sechs Prozentpunkte auf ein Plus von 26 Prozent im Vergleich zur Vorjahressaison. Die Anzahl gebuchter Personen habe das Vor-Corona-Niveau im Vormonat noch um zwölf Prozent übertroffen, jetzt sei das Plus auf ein Prozent geschrumpft.
Winter noch mit Luft nach oben
Setze man den Buchungsmonat Juli 2019 als Messlatte für "zuletzt normal" hätte das Frühbucheraufkommen für die anstehende Wintersaison und spätere Reisezeitpunkte einen deutlich höheren Umsatzanteil von etwa 36 Prozent – statt 28 Prozent – auf sich vereinen müssen. Einen Grund zur Besorgnis sehen die Marktforscher von TDA jedoch nicht: "Der Ausreißer ist in diesem Jahr den Umständen des FTI-Marktaustritts geschuldet, doch die Urlaubsnachfrage im Markt, darauf deuten alle Buchungstrends, ist weiterhin grundsätzlich überaus positiv gestimmt", unterstreicht Alexandra Weigand, Director Sales & Consulting bei TDA.
Christian Schmicke