Bemerkung des Rewe-Chefs zu Vertrieb sorgt für Verwirrung
Rewe-Chef Lionel Souque (Foto) hat mit einer Bemerkung zum Vertrieb für Ärger bei einigen Reisebüros gesorgt. Der Welt am Sonntag sagte er: "Wir gehen öfter direkt an die Kunden heran statt über Vermittler – das lohnt sich für uns mehr."
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Marija Linnhoff, Chefin des Reisebüroverbandes VUSR, postete den Beitrag in einer Facebook-Gruppe des Verbandes und schrieb dazu: "Ein Gutes haben Ihre Aussagen: jetzt herrscht Gewissheit wo der Weg der Dertour Group hinführt und jedes stationäre Büro kann jetzt selbst entscheiden, ob es diesen Weg mitgehen will." Linnhoff hatte Souque kürzlich noch zum Vieraugengespräch getroffen und sich danach voll des Lobes für den Rewe-Chef gezeigt, der die Touristik nach dem Abgang von CEO Sören Hartmann zur Chefsache gemacht hat.
In der Kommentarspalte darunter finden sich zahlreiche kritische Posts zu Souques Aussage, bisweilen garniert mit dem Statement, dann werde man seine Umsätze eben in andere Richtungen steuern. Auch das Reservierungssystem, das in der Vergangenheit bisweilen für Verdruss gesorgt hat, findet in diesem Zusammenhang Erwähnung.
"Synergien zu wenig genutzt"
In dem Interview, in dem die Touristik insgesamt eher geringen Raum einnimmt, geht Souque auch auf das Verhältnis zwischen der Reisesparte und dem Supermarkt-Geschäft ein. Beide passten gut zusammen, doch würden Möglichkeiten für Synergien bislang noch zu wenig genutzt, erklärt er. Zwar biete man bereits Reisen über Rewe und Penny an. Doch es gebe auch die Möglichkeit, Dertour-Kunden mit Rewe-Gutscheinen zu belohnen, mit denen sie „gleich ihren Kühlschrank auffüllen“ könnten.
Insgesamt hält Souque die Pauschaltouristik für ein "schwieriges Feld". Er sei überrascht gewesen, dass der Staat FTI in der Corona-Zeit so stark unterstützt habe, "obwohl der Eigentümer eine reiche Familie aus Ägypten war". Die Veranstalter der Dertour Group sieht der Rewe-Chef auf dem Weg, „immer mehr zum Spezialisten“ zu werden – "etwa für Golf- oder Tauchreisen".
"Reisebüros weiter wichtigster Vertriebskanal"
Auf Anfrage von Reise vor9 erklärt die Dertour Group: "Wir möchten hierzu klarstellen, dass sich diese Antwort auf die gesamte Dertour Group bezog. Die Dertour Group ist heute in 16 Quellmärkten aktiv und bedient daher Kunden in verschiedenen europäischen Ländern. Die Aussage bezieht sich damit auf Märkte und Kunden in ganz Europa. In Deutschland sind und bleiben die Reisebüros der wichtigste Vertriebskanal für Dertour."
Außerdem sei Teil des Interviews auch eine Frage zu der Zukunft der Reisebüros gewesen, schreibt das Unternehmen weiter. In seiner Antwort habe Souque die Rolle der Reisebüros für das Wachstum in Deutschland betont, viele Kunden blieben ihrem Reisebüro treu, "weil sie dank motivierter Mitarbeiter dort gute Erfahrungen gemacht" hätten. Daher verzeichne Dertour dort "konstantes Wachstum". Die Frage sei in dem erschienen Print-Interview aber gekürzt worden.
Die Dertour Group setze in Deutschland – jetzt und in Zukunft – auf den starken Reisebürovertrieb als wichtigsten Vertriebskanal, bekräftigt eine Sprecherin gegenüber Reise vor9. Das Unternehmen setze dabei auf "langfristige Partnerschaften".
Christian Schmicke