Bahn streicht die Provision für Reisebüros komplett
Die Deutsche Bahn will vielen Reisebüros künftig überhaupt keine Provision mehr für Ticketverkäufe und den damit verbundenen Beratungsaufwand bezahlen. Bisher erhalten die verbliebenen Agenturen noch bis zu sechs Prozent Provision. Vom Deutschen Reiseverband hagelt es Kritik.
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Mit dem ab Januar 2023 beabsichtigten neuen Agenturmodell wolle der Staatskonzern einem Großteil der Reisebüros, die noch eine DB-Lizenz zum Verkauf von Fahrkarten haben, die komplette Vergütung streichen, kritisiert der Deutsche Reiseverband (DRV). Das sei "insbesondere mit Blick auf den Klimaschutz beim Reisen eine strategisch komplett falsche Entscheidung".
Die Bahn werbe intensiv damit, im Fernverkehr klimaneutral unterwegs zu sein und könnte insbesondere bei Urlaubsreisen nach Österreich, Italien und Frankreich eine sehr große Rolle spielen, betont der DRV, der als größter Tourismusverband viele tausend Reisebüros, Veranstalter und Dienstleister vertritt. Umso weniger sei nachvollziehbar, dass der DB-Konzern "ausgerechnet jetzt, wo Urlaubsreisen mit der Bahn aufgrund von Klimaschutz-Überlegungen stärker nachgefragt werden, den Zugang zu den Reisebüros versperrt".
Politik soll bei Staatskonzern eingreifen
Man habe den Eindruck, so der Verband, "dass in diesem Fall Controller eine Entscheidung herbeigeführt haben, die sich als langfristig unklug erweisen wird". Der DRV appelliert an die Bundesministerien Finanzen, Verkehr und Wirtschaft sowie ihre Vertreter im Aufsichtsrat des Staatskonzerns, gemeinsam mit der Tourismuskoordinatorin Claudia Müller zu "prüfen, ob das Management der Bahn hier eine richtige und zukunftsweisende Entscheidung getroffen hat".
Trotz heftiger Kritik auch aus der Politik hat der DB-Konzern in den letzten Jahrzehnten die Provisionen für Reisebüros immer weiter zusammengestrichen. Dadurch hat sich die Zahl der Agenturen, die noch Tickets verkaufen und Beratung anbieten, fast halbiert. Denn für viele Reisebüros lohnt wegen gekürzter Vergütungen die oft aufwändige Beratung nicht mehr.
Die Bahn treibt den Online-Verkauf massiv voran, um Kosten für den stationären Vertrieb zu sparen. Für Bahnkunden bedeutet das, dass persönliche Beratung im Reisebüro immer schwieriger zu finden ist. Noch Anfang des Jahrtausends konnte man sich bundesweit von rund 3.200 Agenturen zu einer Bahnreise beraten lassen und bekam die passenden Tickets. Anfang vorigen Jahres waren davon nur noch 1.700 übrig.
Umsatzanteil der Reisebüros schrumpft immer weiter
Ähnlich wie zuvor Airlines hat der DB-Konzern in den letzten anderthalb Jahrzehnten seine Vergütungen Zug um Zug verschlechtert. Alle drei Jahre gibt es neue Agenturverträge, die zu Kritik, Protesten und dazu führen, dass weitere Partner ausscheiden. Allein nach Einführung des aktuellen Provisionssystems Anfang 2020 gaben nochmals fast 300 Vertriebsstellen den Fahrscheinverkauf auf, schon im Jahr zuvor waren es fast 200.
Die Pandemie hat den Schwund noch beschleunigt. Der Umsatz der Agenturen mit Bahntickets schrumpfte weiter und machte zuletzt nur noch fünf Prozent der gesamten DB-Ticketeinnahmen aus. Dagegen wuchs der Anteil der Online- und Mobile-Umsätze stark, jedes zweite DB-Ticket wird inzwischen digital und meist direkt vom Konzern verkauft.
Der Staatskonzern hat in den letzten Jahrzehnten auch sein eigenes stationäres Vertriebsnetz massiv ausgedünnt. Von zuvor tausend eigenen Reisezentren in Bahnhöfen sind nur noch weniger als 400 übrig. Dort dürfen Kunden nun nicht selten Schlange stehen, wenn sie ein Ticket mit Beratung wollen. Denn auch im Umfeld der Bahnhöfe sind inzwischen nur noch wenige hundert freie Agenturen mit DB-Lizenz übrig.
Basis-Provision schon jetzt nur zwei Prozent
Das derzeitige DB-Provisionssystem gilt bis Ende 2022. Es sieht nur noch geringe zwei Prozent Umsatzvergütung als Basis vor, also zum Beispiel nur 400 Euro bei Ticketverkäufen von 20.000 Euro. Erst ab 70.000 Euro steigt die Provision auf sechs Prozent. Weitere vier Prozent gibt es, wenn die Agentur ein fehlendes Reisezentrum im Bahnhof oder dessen Umfeld ersetzt. Denn im Regionalverkehr, den die Bundesländer bestellen und mit Bundesmitteln bezahlen, kann die Politik in den Verträgen mit Bahnunternehmen eine stationäre Verkaufsstelle vorschreiben.
Spezialisierte Agenturen mit DB-Lizenz und hohen Umsätzen zum Beispiel mit Schul- und Vereinsreisen können mit dem Provisionssystem leben. Denn oft lohnt sich der Gang ins Reisebüro – weil solche Experten im oft undurchsichtigen Tarifdschungel des Schienenverkehrs die besten Angebote finden.
Thomas Wüpper