19. November 2024 | 15:18 Uhr
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Wie die Touristik mit dem aktuellen Machtvakuum umgehen kann

Während sich die politischen Kräfte in Deutschland und der EU neu formieren, müsse sich die Tourismusbranche auf ihre wichtigsten Themen konzentrieren und diese gemeinsam vorantreiben, sagt der Präsident des Travel Industry Clubs und Unternehmensberater Markus Tressel (Foto). Nur so könne sie für ihre Anliegen Gehör finden.

Tressel Markus

Markus Tressel sieht für die Touristik Bedarf an klaren, überschaubaren Forderungen

Tressel kennt den politischen Betrieb, über den er im Reise vor9 Podcast spricht, genau. Er saß zwölf Jahre für die Grünen im Bundestag, war Co-Vorsitzender der Partei im Saarland und nicht zuletzt tourismuspolitischer Sprecher seiner Partei. 2021 verließ er den Politikbetrieb. Heute betreibt er mit seinem Unternehmen Trepublica politische Beratung und Strategieentwicklung. Zudem fungiert er als Präsident des Travel Industry Clubs.

Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten und mit der Aussicht auf Neuwahlen im Februar werden die Karten auf der politischen Ebene neu gemischt. Bis hierzulande eine neue Regierung politische Akzente setzen und Projekte entschlossen vorantreiben kann, werden einige Monate ins Land ziehen. Tressel beobachtet, dass in der Touristik, aber auch darüber hinaus eine Tendenz zu "vielstimmigen Chören" herrsche. Das sei "nicht immer hilfreich, wenn man zu Entscheidungen kommen will oder wenn man auch Themen mal differenziert betrachten will", sagt er.

Vielstimmigkeit behindert konstruktive Entscheidungsprozesse

Das Problem habe die Touristik indes "nicht exklusiv", sondern man erlebe es in der gesamten Gesellschaft. Doch es behindere konstruktive Entscheidungsprozesse. "Ich würde mir wünschen, dass wir viel mehr an einem Strang ziehen", erklärt er. Mit Blick auf die kommenden Wahlen werde es ohnehin schwer genug, mit touristischen Themen durchzudringen. "Wir haben jetzt eine völlig irre Weltlage, sehr stark destabilisiert durch Donald Trump", so Tressel. Nun werde "extrem viel Geld" in Sicherheit und militärische Aufrüstung investiert werden müssen. Das überschatte alle anderen Themen.

Konzentration auf inhaltliche Schwerpunkte

Sein Rat an die Touristik: "Nehmt doch wirklich mal zwei, drei oder vier große Themen raus und versucht, eine gemeinsame Positionierung hinzubekommen." Denn wenn man nun mit 25 Verbänden und jeweils 15 Kernforderungen losmarschiere, werde die Branche es noch schwerer haben als es ohnehin schon sei. Deshalb sei es wichtig, "jetzt mal die drei, vier großen Themen in den Vordergrund zu stellen".

Dabei müsse die Touristik "sehr stark proaktiv jetzt auch auf die zugehen, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, nach dieser Bundesregierung in herausgehobenen Positionen zu sein".
Im Tourismusausschuss des Bundestages würden die meisten aktuellen Akteure "wohl wieder kandidieren", so Tressel. Die Branche müsse "jetzt Leute adressieren", die vermutlich "nachher in dieser Debatte was zu melden" hätten.

Augenmerk auf künftige Akteure

Dazu dürfe die Touristik "nicht nur mit denen sprechen, die heute schon da sind, sondern auch möglicherweise mit denen, die jetzt nachkommen werden". Die Wahl werde absehbar, allein schon aufgrund des neuen Wahlrechts, zu einer völlig anderen Zusammensetzung des deutschen Bundestages führen und das müsse man im Blick haben. Zudem müsse die Branche Klarheit darüber haben, welches die großen Themen seien: "Welches sind die großen Narrative, in die man in diesem Transformationsprozess jetzt auch thematisieren will?" Es sei "wichtig, sich inhaltlich zu fokussieren und auch Kräfte tatsächlich zu bündeln", so Tressel.

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Christian Schmicke

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