Weitere Milliardenverluste in der Reisebranche
Die British-Airways-Muttergesellschaft IAG und Billigflieger Norwegian verbuchten im Krisenjahr 2020 heftige Verluste. Der IT-Dienstleister Amadeus und der Hotelkonzern Meliá verbrannten mittlere dreistellige Millionensummen. Airbnb wird trotz eines Rekordverlustes an der Börse gefeiert. Portalbetreiber Booking schaffte dagegen immerhin einen kleinen Gewinn.
Corona hat tiefrote Spuren in der Bilanz der Touristikunternehmen hinterlassen. Ob TUI, die Reedereien Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line oder Accor – die bilanzierten Verluste sind riesig. Am Freitag meldete die International Airlines Group (IAG) einen Verlust von 6,9 Milliarden Euro, nach 1,7 Mrd. Euro Gewinn für das Jahr davor. Neben der British Airways und Iberia gehören Aer Lingus, Vueling und künftig auch Air Europa zu der Unternehmensgruppe.
Beim Billigflieger Norwegian summierte sich das minus allein im letzten Quartal des vergangenen Jahres auf umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Der Carrier verbuchte einen Passagierrückgang um 92 Prozent gegenüber dem Jahresendquartal 2019. Von den 131 Flugzeugen der Norwegian-Flotte seien durchschnittlich nur 15 in Betrieb gewesen, heißt es.
Auch IT-Anbietern bringt Corona Einschnitte
Auch bei den Technik-Dienstleistern hinterlässt Corona ein wirtschaftliches Desaster. Bei Amadeus stand in der Jahresbilanz unter dem Strich ein Verlust von 505 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro 2019. Immerhin: Laut Firmenchef Luis Maroto verfügte der GDS-Riese zum Jahresende noch über flüssige Mittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro.
Eine Ausnahmestellung kann der Portalbetreiber Booking für sich in Anspruch nehmen. Er erzielte 2020 noch einen Gewinn von knapp 49 Millionen, nach vier Milliarden Gewinn im Vorjahr. Der vermittelte Umsatz sank gegenüber 2019 um 63 Prozent auf gut 29 Milliarden Euro, der Eigenumsatz, der sich vor allem aus Provisionseinnahmen zusammensetzt, ging um 55 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro in die Knie.
Airbnb feiert trotz Rekordverlusts
Airbnb legte dagegen einen Rekordverlust von 4,6 Milliarden Dollar hin. Mehr als die Hälfte entfiel allerdings auf den Börsengang und Aktienoptionen. Dennoch summierte sich der Verlust laut "Wirtschaftswoche“ auf eine höhere Summe als in den vier Jahren davor zusammengenommen. Dafür kommt das Unternehmen nun aus der Pandemie dank des Börsengangs mit einem gewaltigen Finanzpolster – 6,4 Milliarden Dollar hat es auf der hohen Kante. Und an der Börse ist das Unternehmen mit gut 90 Milliarden Euro derzeit mehr als doppelt so viel wert wie Marriott International, der größte Hotelkonzern der Welt.
Auch in der klassischen Hotellerie schlug die Misere voll durch. So verbuchte der spanische Meliá-Konzern 2020 Verluste von rund 600 Millionen Euro.
Christian Schmicke