Warum die Touristik im Job-Markt ein Sicherheitsproblem hat
"Es erwartet niemand von der Reisebranche, dass hier Super-Gehälter gezahlt werden", sagt Professor Hans Rück (Foto) von der Hochschule Worms. Aber grundsätzlich müsse die Touristik viel stärker in ihr Personal investieren. Vor allem für junge Menschen sei Sicherheit dabei wichtig.
"Der Wind der Demographie weht uns allen kräftig ins Gesicht", sagte Rück jüngst im Reise vor9 Podcast. Aktuelle Schulabgänger-Zahlen zeigten: "Es werden nicht mehr, sondern es werden weiterhin immer weniger. Und von denen entscheiden sich weniger für ein Tourismusstudium, weil es der Branche an Attraktivität mangelt", so Rück.
Das liege einerseits an der Bezahlung, die für Berufsanfänger im Vergleich etwa zum öffentlichen Dienst um rund ein Drittel niedriger liege. "Der Abstand zwischen der Touristik und anderen Branchen ist gewachsen", erklärt Rück. Doch auch das allein erkläre die schwache Nachfrage nach touristischen Berufen nicht. Denn die Bezahlung sei gerade für die Generation Z (1995 – 2010) nicht das Wichtigste. So habe laut Umfragen in der vorhergehenden Generation Y (1980 – 1994) das Gehalt noch an fünfter Stelle der Prioritäten gelegen, bei der Generation Z rangiere es nur noch auf Rang 9. Die Generation Z lege aber großen Wert auf Sicherheit; und diese Qualität fehle der Reisebranche nicht erst seit der Corona-Pandemie.
Keine Bereitschaft zu langfristiger Bindung
"In der Touristik fehlt das Signal, dass es sich hier um langfristige, feste und sichere Arbeitsverhältnisse handelt", unterstreicht der Tourismus-Professor im Gespräch. Anekdotisch erwähnt er eine frühere Thomas-Cook-Personalmanagerin, die ihm gegenüber erklärt habe, dass sie, statt Absolventen dualer Studiengänge zu beschäftigen, lieber auf Praktikanten setze, weil dies aus Unternehmenssicht weniger Verpflichtungen mit sich bringe. "Ich wäre fast vom Stuhl gefallen", sagt Rück im Dialog am Rande des Podcasts.
Wenn die Branche schon in Sachen Gehalt nicht zu anderen aufschließen könne, müsse sie verstärkt "außergehaltliche" Anreize bieten, so der Experte weiter. Dazu zählten etwa flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch Weiterbildung. "Investieren Sie in Humankapital", appelliert Rück an die touristischen Unternehmen.
Christian Schmicke
Den kompletten Reise vor9 Podcast mit Hans Rück hören Sie hier:
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