Personalmangel limitiert den Markt für Sprachreisen
Nach einem überdurchschnittlich guten Jahr 2022 im Vergleich zu Vor-Corona-Niveau, mit Zuwächsen von durchschnittlich 3,6 Prozent bei den Teilnehmern, ist die Zahl der Sprachreisenden nach einer Erhebung des Verbandes der Sprachreiseveranstalter FDSV 2023 wieder deutlich rückläufig gewesen. Der Rückgang belief sich demnach auf knapp 23 Prozent.
Die Umfrage und Aufbereitung der Ergebnisse wurde laut FDSV durch die Hochschule Heilbronn durchgeführt. 17 Sprachreiseveranstalter haben an der repräsentativen Umfrage teilgenommen, was nach Angaben des Verbandes gut 25 Prozent des Gesamtmarktes widerspiegelt. Ähnlich sieht es bei den Umsätzen aus Sprachreiseveranstaltungen aus. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent gesunken. Der Umsatz pro Mitarbeiter ist allerdings um durchschnittlich um knapp 24 Prozent gestiegen und die Anzahl der Mitarbeiter ist um durchschnittlich 40 Prozent gesunken. Der FDSV führt dies auf den Fachkräftemangel zurück und die Schwierigkeit, gute Mitarbeiter für die Branche zu finden. Der starke Rückgang an Fachkräften habe "sicherlich große Auswirkung auf die geringeren Umsätze", heißt es in der Analyse. Auf der anderen Seite hätten die hohen Einsparungen bei den Personalkosten positiv zu den Betriebsergebnissen beigetragen.
Der Anteil der Erwachsenen an der Gesamtzahl der Teilnehmer ist in diesem Betrachtungsjahr mit 71 Prozent deutlich höher als der Anteil der Schülerinnen und Schüler sowie Jugendlichen mit nur 29 Prozent. In den vergangenen Jahren sei das Verhältnis immer recht ausgewogen gewesen oder der Anteil der Jugendlichen habe tendenziell etwas höher gelegen. Dies liegt nach Angaben des FDSV daran, dass ein Mitglied mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendreisen aus dem Verband ausgetreten ist und somit an der Erhebung nicht teilgenommen hat.
Mehr ältere Reisende; Englisch bleibt vorn
Eine Art Nachholeffekt sieht der FDSV bei der Zielgruppe 50-plus und bei den 31- bis 49-Jährigen. Beide Altersgruppen verzeichnen laut Verband hohe Zuwächse. Durchschnittlich dauerte eine Sprachreise knapp 14 Tage und kostete 1.245 Euro. Englisch behauptet mit 71 Prozent aller gebuchten Sprachreisen weiterhin unangefochten seinen Spitzenplatz als wichtigste Zielsprache. Während Englisch-Sprachreisen bei den Erwachsenen 44 Prozent ausmachen, liegt der Anteil bei den Jugendlichen bei 91 Prozent, was einem Zuwachs von knapp neun Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Erwachsenenbereich hat sich Spanisch mit 26 Prozent als zweitwichtigste Zielsprache vor Französisch mit 16 und Italienisch mit neun Prozent etabliert.
Für Schülerinnen und Schüler ist nach Englisch Französisch die zweitwichtigste Sprache, gefolgt von Spanisch mit vier Prozent. Im Schülersegment lässt sich die Nachfrage auf die sprachlichen Angebote an den weiterführen Schulen zurückführen, wo meist Englisch gefolgt von Französisch oder Spanisch angeboten wird. Großbritannien, der Klassiker unter den englischsprachigen Zielen, hält nach wie vor den Spitzenplatz unter den Zielgebieten und verzeichnet 45 Prozent aller Sprachreise-Teilnehmer. Malta hat sich mit 13 Prozent auf dem zweiten Platz etabliert, muss aber einen Rückgang um neun Prozentpunkte hinnehmen. Der FDSV vermutet hinter diesem Rückgang einen Zusammenhang mit den eingeschränkten Flugoptionen von und nach Malta sowie den deutlich gestiegenen Flugpreisen.
Im gesamten Schüler- und Erwachsenenbereich rechnet der Fachverband auch in 2024 mit guten Umsätzen und stabilen Buchungszahlen. Das verbandsinterne Stimmungsbild im Frühjahr ergab laut FDSV eine anhaltend hohe Nachfrage nach Sprachreisen. Insbesondere Schüler und Schulabgänger dürsteten nach Sprachlernformaten und auch die Nachfrage nach Bildungsurlaub habe wieder stark zugenommen. Es zeige sich deutlich, dass der Bedarf an Weiterbildungsangeboten im Bereich Sprache weiterhin ungebrochen hoch sei, so der Verband.
Christian Schmicke