Low-Cost-Anteil im deutschen Flugverkehr sinkt
Der aktuelle Low-Cost-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sieht im europäischen Markt ein Wachstum von zwei Prozent gegenüber 2019, während der deutsche Markt das Vor-Corona-Niveau weiterhin nicht erreicht. Gründe hierfür seien unter anderem höhere Steuern, Gebühren sowie ein rückläufiges innerdeutsches Angebot, so das DLR.
Der Monitor beleuchtet zweimal jährlich die Entwicklungen im Markt der Low-Cost-Carrier ab Deutschland und in Europa. Die aktuelle Ausgabe analysiert das Low-Cost-Angebot im Sommer 2024 und die entsprechende Preisentwicklung im Herbst 2024. In Deutschland wuchs laut DLR der Low-Cost-Markt um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 4.260 Starts und 760 Strecken in einer Juliwoche 2024. Diese Werte rangierten jedoch um mehr als 30 Prozent unter dem Niveau von 2019, heißt es in der Analyse.
Der Anteil von Low-Cost-Flügen am gesamten deutschen Luftverkehr sei auf unter 30 Prozent gesunken (2019: 33%). Europaweit hingegen liege der Anteil bei über 35 Prozent, und der Low-Cost-Markt habe das Vor-Corona-Niveau überschritten: Mit 68.000 Starts und 10.600 Strecken pro Woche liege das europaweite Angebot zwei Prozent über dem Wert von 2019.
Low-Cost-Carrier setzen auf Monopolstrecken
Der deutsche Low-Cost-Markt wird nach Angaben des DLR von 14 Airlines geprägt, die in einer Referenzwoche im Juli 2024 Flüge in 45 Zielländer anboten. Spanien und Italien seien dabei die am häufigsten angesteuerten Ziele. Vier Fluggesellschaften dominierten den Markt und deckten zusammen über 91 Prozent des Angebots ab. Marktführer Eurowings biete 2.100 Starts pro Woche an, was einem Zuwachs von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. Ryanair folge vor Easyjet und Wizz Air mit 1.170 Starts und einer Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zu 2023, bleibe jedoch in Deutschland noch rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Neun von zehn Strecken werden laut der Analyse exklusiv von einer Low-Cost-Airline bedient, was die geringe Konkurrenz auf einzelnen Verbindungen unterstreiche. Nur auf wenigen stark frequentierten Strecken, wie nach Palma de Mallorca, gebe es mehrere Wettbewerber. Einige Fluggesellschaften, darunter Ryanair und Eurowings, hatten angekündigt, ihr Angebot in Deutschland 2025 aufgrund steigender Steuern und Gebühren zu reduzieren.
Rückgang des innerdeutschen Verkehrs
Der innerdeutsche Low-Cost-Verkehr hat nach Auskunft des DLR wie erwartet deutlich an Bedeutung verloren. Während er lange europaweit vorne gelegen habe, bleibe er nun hinter Spanien, Italien und Großbritannien auf Platz vier zurück. Eurowings konzentriere das Angebot in Deutschland im Wesentlichen auf die Flughäfen Düsseldorf, Stuttgart, Köln und Hamburg. Ryanair sei hauptsächlich am Flughafen Berlin, aber auch in Köln, Weeze, Memmingen und Hahn vertreten. Easyjet fokussiere sich in Deutschland auf den Flughafen Berlin, während Wizz Air den Schwerpunkt auf Dortmund lege.
In Europa hat Ryanair laut DLR das Vor-Corona-Niveau mittlerweile um gut 30 Prozent überschritten. Mit über 24.000 geplanten Starts pro Woche und einem Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr sei Ryanair weiter die größte europäische Low-Cost-Airline. EasyJet folge mit 12.800 Starts und Wizz mit 6.300 Starts. Der größte Flughafen für Low-Cost-Flüge in Europa sei Barcelona mit rund 2.500 Starts pro Woche, während London als größte Agglomeration mit knapp 5.000 Starts auf vier Flughäfen führend sei. An Hub-Flughäfen wie London-Heathrow und Frankfurt gebe es hingegen kaum Low-Cost-Angebote, während der Anteil in Amsterdam beispielsweise bei rund 20 Prozent liege.
Flugpreise schwanken nach Buchungszeitpunkt
Die im Untersuchungszeitraum Herbst 2024 ermittelten Durchschnittsbruttopreise für Flüge lagen nach Auskunft des DLR je nach Fluggesellschaft zwischen 61 und 115 Euro. Die Flugpreise von Low-Cost-Airlines variierten im Untersuchungszeitraum stark je nach Buchungszeitpunkt: Flüge für den nächsten Tag könnten über 200 Euro kosten, während frühzeitig gebuchte Flüge mit drei Monaten Vorlauf im Schnitt 36 bis 73 Euro kosteten.
Christian Schmicke