Hotellerie sorgt sich um hohe Kosten und Fachkräftemangel
Steigende Kosten und fehlende Fachkräfte bedrücken jeweils zwei Drittel der Teilnehmer aus der Hotellerie an einer aktuellen Umfrage für Hotel vor9. Das zuletzt intensiv diskutierte Thema der Mehrwertsteuer tritt dagegen in den Hintergrund.
An der Umfrage, die sich an Touristik und Hotellerie richtete, nahmen insgesamt knapp 400 Vertreter der Branche teil. Während die Vertreter von Reisebüros und Veranstaltern vor allem unter der Belastung durch Flugplanänderungen ächzen, sind es in der Hotellerie vor allem die steigenden Kosten. Die Inflation der vergangenen Jahre trieb die Preise für Energie und Lebensmittel in die Höhe.
Die Corona-Pandemie sorgte unterdessen dafür, dass sich nicht wenige Beschäftigte von Hotellerie und Touristik abwandten. Das sorgt für Personalengpässe und treibt die Kosten zusätzlich; denn gute Mitarbeiter können heute höhere Gehälter verlangen als vor der Pandemie. Dementsprechend klagen jeweils 66 Prozent der Umfrageteilnehmer über steigende Kosten und Fachkräftemangel.
Steuern und Rückzahlung der Coronahilfen rücken in den Hintergrund
Dagegen ist das Thema Mehrwertsteuer, deren "Normalisierung" nach der Pandemie vor allem die Gastronomie beschäftigte und bei dem in der Hotellerie Furcht vor einer Anhebung des reduzierten Satzes für Übernachtungen herrscht, nicht mehr so dominant. Lediglich 20 Prozent der Umfrageteilnehmer beschäftigen sich derzeit stark damit. Und Rückzahlungen von Corona-Hilfen sind lediglich für 14 Prozent ein größeres Thema.
Unsichere politische Perspektiven in Deutschland und die schwächelnde Konjunktur treiben jeweils rund 40 Prozent der Befragten um. Die wachsende Macht großer Vertriebsplattformen besorgt rund 28 Prozent. Der Einsatz künstlicher Intelligenz sorgt bei gut einem Fünftel der Umfrageteilnehmer für Hoffnung auf effizientere Arbeitsabläufe, rund zehn Prozent hegen eher Befürchtungen.
Individuelle Nöte und Bürokratie-Probleme
Indes zeigt sich anhand der Kommentare, dass die Probleme der Branche sehr heterogen und bisweilen individuell sind. So bedauert ein Hotellerie-Vertreter den "massiven Rückgang im Mice-Geschäft" sowie fehlende Präsenzveranstaltungen. Ein anderer klagt über "die zunehmende Bürokratisierung, die massive Steuerlast und das Unvermögen des Staates, Arbeit wieder politisch akzeptabel zu machen".
Besorgniserregend sei, dass viele familiengeführte Gastgeberbetriebe keine Nachfolge fänden und somit vom Markt verschwinden müssten, schreibt ein weiterer Kommentator. Die vielen Krisen seit Corona und die "ungezügelte Bürokratie" nähmen der Folgegeneration "die Lust darauf, den Betrieb weiterzuführen".
Manchen macht unterdessen die Konkurrenz mit dem Auslandstourismus zu schaffen: "Immer noch viel zu billige Pauschalreisen nach Ägypten und in die Türkei" hätten nach dem Trend zum Inlandsurlaub während der Corona-Krise "den Deutschland-Tourismus schon wieder gedrückt".
Christian Schmicke