Easyjet sieht große CO2-Einsparpotenziale im Luftraum
In einer Studie, die berechnet, wie sich Ineffizienzen im europäischen Luftraum auf die CO2-Emissionen auswirken, kommt Easyjet zu dem Ergebnis, dass sie für gut zehn Prozent davon verantwortlich sind. Die Modernisierung des Luftraums sei der schnellste Weg zur Verringerung der Emissionen, aber der Prozess werde durch unnötige Bürokratie behindert, sagt Firmenchef Johan Lundgren (Foto).
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Man habe mit Hilfe von künstlicher Intelligenz jeden einzelnen der eigenen Flüge über einen Zeitraum von zwölf Monaten überwacht, um zu verstehen, wie sich die Ineffizienz des Luftraums auf ihren Betrieb und damit auf den Betrieb der Fluggesellschaften in ganz Europa auswirkt, teilt Easyjet mit. Die Ergebnisse zeigten, dass die Ineffizienz des Luftraums zu einem Anstieg der CO2-Emissionen um 10,6 Prozent geführt habe, was 663.710 Tonnen CO2 entspreche – allein aufgrund des derzeitigen Luftraumsystems in Europa.
18 Millionen Tonnen Einsparpotenzial
Bei Anwendung der Analyse auf den gesamten europäischen Luftverkehr schätzt die Airline, dass die Modernisierung des Luftraums dazu beitragen könnte, jedes Jahr 18 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Die Analyse, die von Experten des Teams der Fluggesellschaft für Flugeffizienz durchgeführt worden sei, habe ergeben, dass ein erheblicher Teil dieser Ineffizienz im Bereich des Terminal-Luftraums auftrete; insbesondere beim Sinkflug, was größtenteils auf veraltete oder schlecht gestaltete untere Lufträume zurückzuführen sei.
Die größten Ineffizienzen seien für den Betrieb von Easyjet im Vereinigten Königreich zu verzeichnen, teilt der Carrier mit. Sieben der zehn am wenigsten effizienten Strecken führten nach London-Gatwick, wobei der Südosten des Vereinigten Königreichs aufgrund der hohen Nachfrage und der Kapazitätsbeschränkungen ein besonderes Problem darstelle.
Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Schweiz am kritischsten
Die Länder mit dem größten Verbesserungsbedarf seien das Vereinigte Königreich, Italien, Frankreich, Spanien und die Schweiz. So würden beispielsweise auf Flügen zwischen London-Gatwick und Malpensa in der Regel um 19 Prozent überhöhte Emissionen verursacht.
So zeige die Analyse, dass London Gatwick, Mailand Malpensa, Genf, Neapel und Paris Charles de Gaulle die ineffizientesten Abflüge aufwiesen. Um die Effizienz zu verbessern, müsse der Luftraum so umgestaltet werden, dass der kontinuierliche Steigflug unterstützt werde und die Flugzeuge die Reiseflughöhe effizienter erreichen könnten.
Ineffizienzen in allen Flugphasen
Im Hinblick auf den Überflug seien die oberen Lufträume über Italien, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Spanien als problematischste Regionen in Europa identifiziert worden. Diese Gebiete seien aufgrund veralteter Verfahren, komplexer Streckenführung und begrenzter Luftraumflexibilität mit erheblichen Ineffizienzen konfrontiert. Um die Effizienz in diesen oberen Lufträumen zu verbessern, sei es wichtig, den grenzüberschreitenden „Free Route Airspace“, innerhalb dessen Airlines ihre Route im oberen Luftraum frei wählen können, auszuweiten, um eine direktere Streckenführung zu ermöglichen und den Treibstoffverbrauch zu senken.
Im Sinkflug seien Ineffizienzen vor allem im Vereinigten Königreich, Italien, der Schweiz und Frankreich festzustellen, wo die Ankunftsverfahren zu längeren Flugzeiten und höherem Treibstoffverbrauch führten. Auch die kürzlich neu gestalteten Ankunftsverfahren in London und Mailand hätten sich als weniger effizient erwiesen als die vorherigen Verfahren, da sie die geplanten Flugzeiten um durchschnittlich zehn Minuten verlängerten, so Easyjet. Diese Ineffizienzen seien häufig auf übermäßig komplexe Verfahren zurückzuführen, bei denen die Arbeitsbelastung der Fluglotsen Vorrang vor der betrieblichen Effizienz habe.
Um die Ineffizienz des Sinkflugs zu verbessern, müssten die Anflugverfahren umgestaltet werden, wobei der Schwerpunkt auf der Verringerung der Streckenkilometer und der Einführung von kontinuierlichen Sinkfluganflügen liegen solle. Die schnellsten Erfolge ließen sich durch die Neugestaltung von Verfahren im unteren Luftraum erzielen, die besser auf die Fähigkeiten moderner Flugzeuge abgestimmt seien.
Christian Schmicke