Bahnchef stimmt Kunden auf noch mehr Verspätungen ein
DB-Chef Richard Lutz will das Problem mangelnder Kapazität und überalterter Anlagen in der Infrastruktur mit einer "Generalsanierung der hochbelasteten Korridore" angehen. Für die Kunden bedeutet das in den nächsten Jahren vor allem eine hohe Zahl an Baustellen, längere Fahrzeiten und Verspätungen.
"Die aktuelle Betriebslage zeigt ebenso deutlich wie schmerzhaft, dass wir ein kurzfristig kaum auflösbares Dilemma haben: Gleichzeitig Wachsen und Modernisieren ist an zu vielen Tagen und auf zu vielen Korridoren nicht mehr mit guter Betriebsqualität und Pünktlichkeit möglich", erklärte der Bahnchef am Montag. Im Interesse aller sei jetzt "ein grundsätzliches Umsteuern und ein Arbeiten an nachhaltigen Lösungen, die das Problem im Kern" angingen, erforderlich. Ein "Weiter so" sei "definitiv keine Alternative".
Eine solche nachhaltige Lösung, so Lutz, liege in der Infrastruktur. Sie sei erfolgskritisch nicht nur für Wachstum und Verkehrsverlagerung, sondern auch für Betriebsqualität und Pünktlichkeit. "80 Prozent der Qualität des Eisenbahnsystems entscheiden sich auf dem Schienennetz. Die aktuellen Zuverlässigkeits- und Qualitätsprobleme des Verkehrsträgers Schiene sind im Kern Kapazitäts- und Überalterungsprobleme in der Infrastruktur", erklärte der ranghöchste DB-Manager.
Teilweise schon ohne Baustellen überlastet
Das gelte insbesondere für das hochbelastete Netz von derzeit rund 3.500 Streckenkilometern, wo die durchschnittliche Auslastung schon ohne Bauaktivitäten bei rund 125 Prozent liege und im Falle von Bauarbeiten schnell auf deutlich über 150 Prozent ansteigen könne. Um das Schienennetz fit für Wachstum und Verkehrsverlagerung zu machen, müsse insbesondere das hochbelastete Netz zu einem Hochleistungsnetz entwickelt werden – mit einer dauerhaften und nachhaltigen Verbesserung aller pünktlichkeitsrelevanten Gewerke.
Die Umsetzung beinhaltet laut Lutz im Kern eine Generalsanierung der hochbelasteten Korridore. Dabei sollen alle notwendigen Baumaßnahmen der kommenden Jahre gebündelt werden. Dafür seien zwar längere Sperrpausen notwendig, diese gingen aber "durch bessere Vorplanung mit höherer Verlässlichkeit und längeren Vorlaufzeiten für alle Beteiligten einher". Wichtig sei, dass nach Durchführung der Korridormaßnahme Baufreiheit für mehrere Jahre herrsche und dadurch positive Impulse für Kapazität und Qualität im gesamten Netz entstünden. Die Konkretisierung dieser Konzepte solle Teil der gemeinsamen Arbeiten von Bund, Bahn und Branche werden.