Amadeus-Studie beleuchtet Reisetypen in zehn Jahren
Ausprobierer, Abenteurer, Gewohnheitstypen und technikorientierte Reisende werden die Reisewelt im Jahr 2033 in unterschiedlichem Ausmaß prägen, so eine Studie des IT-Dienstleisters Amadeus. Darauf müssen sich Touristik und Hotellerie einstellen.
Die Profile der zukünftigen Reisenden seien auf Basis einer weltweiten Umfrage unter mehr als 10.000 Reisenden in 15 Märkten, Experteninterviews, 5,8 Millionen Datensätzen und der Anwendung psychografischer Segmentierungsverfahren entwickelt, sagt Amadeus-Deutschland-Geschäftsführer Oliver Rengelshausen. Darauf basierend haben die Autoren der Studie vier Profile von Reisenden ermittelt, die nach ihrer Überzeugung im Jahr 2033 dominieren werden.
Die Ausprobierer
Als "Excited Experientialists" werden Reisende beschrieben, die eine "Probier's mal aus"-Haltung zum Leben und Reisen mitbringen. 44 von ihnen seien kinderlos. Sie hätten einen Job mit mittlerem bis hohem Einkommen und flexiblen Arbeitsmöglichkeiten, der es ihnen ermöglichten, die Welt zu erkunden. Sie handelten eher als andere Reisende nach ihrem Instinkt, was sie zu den „Anti-Planern" des Jahres 2033 mache, die weniger vorhersehbare und aufregendere Urlaubserlebnisse bevorzugten. Sie seien auch offen für Technologien, die ihnen helfen, bestimmte Aspekte ihrer Reise zu „beschleunigen", wobei viele von ihnen erwarteten, dass künstliche Intelligenz in der Flughafenumgebung eingesetzt werde. Unter den deutschen Studienteilnehmern fällt jeder vierte Befragte unter diese Kategorie – was dem internationalen Durchschnitt entspricht.
Die Gewohnheitsmenschen
Als "Memory Makers" etikettiert Amadeus eine Gruppe, die vor allem Erinnerungen schaffen und Orte besuchen wolle. 44 Prozent davon seien 42 Jahre und älter und zeigten ein gewohnheitsmäßiges Reiseverhalten. Die Zukunft könne für sie eine beängstigende Aussicht sein. Sie stellten den Menschen in den Vordergrund und legten weniger Wert auf Technologie und Nachhaltigkeit, da sie sich auf bestehende Methoden verließen. Trotz ihrer Skepsis gegenüber der Technologie seien sie jedoch begeistert von Virtual-Reality und Augmented-Reality-Preview-Touren, wobei die Mehrheit von ihnen erwarte, VR-Touren vor der Buchung einer Reise zu nutzen. 45 Prozent der befragten Bundesbürger fallen laut Amadeus in diese Kategorie. Weltweit liege ihr Anteil bei 17 Prozent.
Die Tecnik-Freaks
"Travel Tech-fluencers" sind laut der Studie unter anderem die jungen Geschäftsreisenden von heute, denen Amadeus eine zukunftsorientierte Lebensperspektive bescheinigt. 48 Prozent der Gruppe seien unter 32 Jahre alt, und ihr Blickwinkel werde durch die Menge an Technologie symbolisiert, die sie besitzen. Allerdings herrsche Uneinigkeit darüber, was sie an der Zukunft der Technologie und des Reisens begeistere und was ihnen Sorgen bereite. Viele wollten zwar nachhaltig reisen, aber es scheine so zu sein, dass sie sich mehr über die Nachhaltigkeitsoptionen ihres Verkehrsmittels bewusst seien als über die der Unterkunft. Nur zwei Prozent der befragten Bundesbürger fallen in diese Kategorie. Unter der Gesamtheit der Umfrageteilnehmer liegt der Anteil bei 15 Prozent.
Die Abenteurer
"Pioneering Pathfinders" sind Menschen, die "ein aufregendes Leben, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer" suchen. Ihr Leben sei in vollem Gange, 82 Prozent seien zwischen 23 und 41 Jahre alt. Sie planten gerne, hätten aber keine Angst vor Risiken und seien offen für neue Erlebnisse. Diese Gruppe sei eher als andere bereit, ihre Entscheidungen von dem Aspekt der Nachhaltigkeit beeinflussen zu lassen. Sie würden auch im Jahr 2033 alle Formen alternativer Zahlungsmethoden nutzen, sei es über Kryptowährungen oder in einer Virtual-Reality-Umgebung. Zu dieser Kategorie zählt laut Amadeus gut jeder vierte deutsche Umfrageteilnehmer (28%), insgesamt liegt ihr Anteil bei 43 Prozent.
Sorgen und Vorbehalte
Zu den größten Sorgen Befragten in Sachen Reisen zählen mit Blick auf das Jahr 2033 laut Amadeus zu hohe Preise, die den Urlaub unerschwinglich machen (36%), mangelnde Datensicherheit (41%) und Cyberkriminalität (44%), politische Instabilität in Reiseländern (36%) und höherer Preise durch wachsende Ansprüche an Umweltaspekte (34%).
Auch in Zukunft werde eine starke Heterogenität der Reiseerwartungen die Anforderungen an die Reisebranche bestimmen, weiß Rengelshausen. Mit der heute für die organisierte Touristik besonders wichtigen Teil der Badeurlauber seien weitgehend die "Memory Makers" identisch, sagt er auf Nachfrage von Reise vor9. Für das Thema Technologie bedeute die ermittelte Typologie, dass KI, Biometrie und das Metaverse es ermöglichen sollten, "maßgeschneidertere Reisen anzubieten, die den Bedürfnissen der verschiedenen Reisenden gerecht werden – sei es beim Wunsch nach Schnelligkeit, Komfort, Sicherheit oder Aufregung", so Rengelshausen. Die Herausforderung für die Branche bestehe darin, sich auf die sich ändernden Vorlieben der Menschen einzustellen und sicherzustellen, dass Reiseziele Unterkünfte das bieten, was die Reisenden wünschen.