Kleine Länderkunde Nevada
Wer schroffe Gegensätze mag, ist hier richtig. Zwischen Rocky Mountains und Sierra Nevada liegt im Südwesten der USA ihr flächenmäßig siebtgrößter Bundesstaat. Mit 286.000 Quadratkilometern ist Nevada nur ein Fünftel kleiner als Deutschland, hat aber weniger Einwohner als Berlin, nämlich gerade mal 3,1 Millionen. Und davon leben zwei Drittel im Großraum Las Vegas.
Menschenleer sind weite Teile dieses faszinierenden Landstrichs, der bis hinauf nach Oregon und Idaho reicht. In Nevada liegt der größte Teil des staubtrockenen Great Basin, dessen Wüsten, Steppen, Canyons und Salzseen sich auf mehrere US-Staaten ausdehnen. Durch das große Becken ziehen sich aber auch Bergketten mit bis zu 4.000 Meter hohen Gipfeln wie dem schneebedeckten Wheeler Peak an der Grenze zu Utah. Dort führen hochalpine Bergtouren zu Gletschern und viele tausend Jahre alten Grannen-Kiefern, die zu den ältesten Bäumen weltweit zählen.
Nur im Nordwesten am Rande der Sierra Nevada gibt es grüne Regionen. Hier befinden sich die kleine Hauptstadt Carson City mit ihren nur 55.000 Einwohnern, benannt nach dem legendären Trapper Kit Carson, und die Kasino-Metropole Reno, die mit der Legalisierung des Glückspiels 1931 Nevadas erstes Zockerparadies wurde. Und es ist nicht weit zum 518 Quadratkilometer großen Lake Tahoe in der High Sierra, für Mark Twain der schönste See der Welt. Das blaue Juwel liegt auf 1.900 Meter Höhe und zur Hälfte im Nachbarstaat Kalifornien. Die Berge ringsum sind im Winter beliebte Skigebiete.
Noch 1860 hatte Nevada nur rund 7.000 Einwohner. Dann aber strömten Glücksritter aus aller Welt in den Silver State, um die riesigen Gold- und Silbervorkommen auszubeuten wie die legendäre Comstock Lode von Virginia City. In kurzer Zeit entstanden riesige Westernstädte, von denen am Ende der Hysterie nur Ghost Towns geblieben sind wie Rhyolite, heute Hotspots im Tourismus, der wichtigsten Einnahmequelle des Bundesstaates dank seiner Kasinos.
Die Highlights und Landschaften Nevadas wie die Gesteinswelten des Valley of Fire lassen sich auf Roadtrips erleben, als Tagesausflug zum Beispiel unter dem Motto Neon to Nature von Las Vegas zum Hoover Dam und Lake Mead. Oder man erkundet mit längeren Touren den Highway 50 von Carson City zum Great Basin National Park auf "der einsamsten Straße Amerikas", so der Werbeslogan.
In Nevada regnet es weniger als in jedem anderen US-Staat. Im Süden sind die Sommer extrem heiß und trocken, die Winter kurz und mild. Im Norden gibt es noch größere Temperaturunterschiede, abhängig von Höhenlage und Tageszeit. Am Highway 50 werden nicht ganz ernst gemeinte "Survival-Kits" an Touristen verkauft – und wer die paar hundert Meilen Asphaltpiste durch die Wüste geschafft hat, bekommt ein Zertifikat: "Survived the Loneliest Road in America".
Thomas Wüpper
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