17. Januar 2025 | 17:12 Uhr
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Condor will sich trotz EU-Entscheids von LH freischwimmen

Nach dem Willen der EU-Kommission muss Lufthansa Zubringerflüge für Condor wieder aufnehmen, weil Condor ohne die Zubringerflüge benachteiligt wäre. Der Ferienflieger streicht unterdessen einige Nordamerika-Routen zugunsten anderer Fernstrecken. Zugleich baut er sein eigenes Netz an Städteverbindungen aus, um unabhängiger von Lufthansa zu werden.

Condor A330neo

Condor, hier ein A330 neo, will von Lufthansa-Zubringern unabhängiger werden

"Es steht 3:2 für Condor. Aber wir sind noch mitten in der ersten Halbzeit." Mit diesem sportlichen Vergleich umschreibt Condor-Chef Peter Gerber die Lage im Konflikt zwischen Condor und Lufthansa um günstige Lufthansa-Zubringer für die Condor-Langstrecke. Das zeigt vor allem zwei Dinge: Condor sieht sich nach der jüngsten Entscheidung der EU-Kommission im Vorteil. Zugleich ist klar, dass der Rechtsstreit noch lange nicht entschieden ist.

Lufthansas Transatlantik-Joint-Venture als Hintergrund

Hintergrund der Entscheidung der EU-Kommission ist das transatlantische Joint Venture A++, aufgrund dessen Lufthansa verpflichtet sei, das Special Pro Rate Agreement zumindest vorübergehend wieder in Kraft zu setzen – für Zubringer nach Frankfurt. Denn sonst drohe auf der Strecke Frankfurt – New York-JFK ein Monopol, weil Condor nicht mehr mithalten könne, so die Kommission. Das Transatlantik-Joint-Venture umfasst insgesamt sieben Fluggesellschaften: Lufthansa, Air Canada, United Airlines, Austrian Airlines, Swiss, Brussels Airlines und Discover Airlines.

Gerber zeigt sich erfreut über die Entscheidung der EU-Kommission und betonte die Bedeutung der Vereinbarung für den Wettbewerb und die Angebotsvielfalt. Er betonte jedoch, dass eine direkte Einigung mit Lufthansa wünschenswert wäre und man weiterhin im Dialog stehe. Wann die EU konkret eine Umsetzung der Entscheidung fordert, lasse sich nicht genau sagen, erklärt Gerber.

Juristisches Verfahren noch in früher Phase

Lufthansa äußerte sich erwartungsgemäß kritisch zu der Entscheidung. Man teile die Auffassung der EU-Kommission nicht und prüfe die Ankündigung derzeit, so ein Sprecher des Unternehmens. Zudem verwies Lufthansa auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Dezember 2024, das die Kündigung des SPA durch Lufthansa als rechtmäßig bestätigt habe.

Juristisch sind die aktuellen Entscheidungen eher in Vorgeplänkel. Den das BGH-Urteil bezieht sich lediglich auf ein Eilverfahren um die Beibehaltung des SPA; das Hauptsacheverfahren wird noch folgen und könnte sich ebenfalls bis zum BGH ziehen. Auch auf europäischer Ebene werden zunächst das Europagericht und dann wohl der Europäische Gerichtshof über die Angelegenheit entscheiden. Dies könnte wegen der großen Bedeutung des Falls für den Wettbewerb selbst dann der Fall sein, wenn sich Lufthansa und Condor außergerichtlich einigen sollten, vermutet Gerber.

Neue Städteverbindungen für mehr Unabhängigkeit

Unabhängig von der Entscheidung der EU-Kommission treibt Condor den Ausbau des eigenen Streckennetzes voran, denn aktuell liefere Lufthansa Condor nur noch rund 20 Prozent der Zubringerkapazität, die während der Laufzeit des SPA vorhanden war, so Gerber. Nach der Erweiterung der neuen City-Verbindungen um europäische Urlaubsziele, wie Rom, Mailand, Prag, Wien, Zürich, Berlin, Hamburg und München, steht auch Paris (CDG) mit zwei täglichen Verbindungen ab Frankfurt im Condor Sommerflugplan. Darüber hinaus stockt Condor die täglichen Flüge von Frankfurt nach Berlin, Hamburg, München, Zürich, Mailand und Prag auf ebenfalls zwei tägliche Rotationen auf.

Von ihrem neuen City-Ziel Wien fliegt Condor neben der täglichen Verbindung nach Frankfurt im Sommer 2025 auch beliebte Urlaubsziele im Mittelmeerraum an. Ab der österreichischen Hauptstadt geht es dreimal pro Woche nach Rhodos sowie zweimal pro Woche nach Kos und Palma de Mallorca. Zusätzlich bietet Condor insbesondere italienischen Gästen erstmals auch einen täglichen Flug zwischen Rom und Palermo an.

Die Verbindungen ab Frankfurt nach Berlin und Hamburg starten bereits ab dem 1. März mit je einem morgendlichen sowie einem abendlichen Flug. Flüge nach München, Zürich und Wien werden zu Ende März aufgenommen. Die Flüge zwischen Frankfurt und Rom sowie Rom und Palermo starten bereits ab dem 5. April zu den Osterferien. Mit Start des Sommerflugplans im Mai werden dann zweimal täglich auch Mailand, Paris und Prag angeflogen.

Anpassungen auf der Langstrecke

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Condor den Flugplan für einige nordamerikanische Langstreckenziele angepasst und Kapazitäten ausgewählter Verbindungen verlagert. Bislang hätten Transatlantikflüge rund 80 Prozent des Langstreckenverkehrs von Condor ausgemacht, berichtet Gerber. 15 Prozentpunkte davon fielen nun weg. Gestrichen hat der Ferienflieger die Verbindungen nach Halifax und Edmonton in Kanada, Baltimore, Minneapolis, San Antonio und Phoenix – Strecken, auf denen er auf ein ausgedehntes Zubringernetz aus ganz Europa angewiesen wäre.

Im Gegenzug hebt Condor im Sommer 2025 häufiger nach Miami und Mauritius ab; Johannesburg und Bangkok stehen ganzjährig im Condor-Flugplan. Neu ist Panama City (PTY) als Startpunkt für Südamerika-Rundreisen, von wo aus mit dem Condor-Partner Copa Airlines laut Gerber Weiterflüge zu über 40 Zielen in Lateinamerika erreicht werden können.

Christian Schmicke

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